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PR 2706 – Sternengrab

PR 2706 – Sternengrab

Titel: PR 2706 – Sternengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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1.
     
    Es gab keine Ruhe. Weder im Schiff noch im freien Raum, der die JULES VERNE umgab.
    In dem Hantelraumschiff, einst gebaut für eine Expedition in die ferne Vergangenheit und in der Gegenwart eines der mächtigsten Raumschiffe Terras, herrschten nach den Vorkommnissen der letzten Tage Unruhe und Angespanntheit. Was außerhalb der schützenden Metallhülle und den Schutzschirmen geschah, war mit dem Wort »Chaos« nur unzureichend beschrieben.
    Ein Blitz, ein roter Schemen, raste auf die JULES VERNE zu. Er hatte optische Ähnlichkeit mit einem Kreissägeblatt und bewegte sich mit fast fünfzig Prozent Lichtgeschwindigkeit. Ein Schutzschirm flackerte auf.
    Reginald Bull schloss kurz die Augen, und als er sie wieder öffnete, war von dem Phänomen nichts mehr zu sehen.
    Es war eines von vielen, dem sie an diesem Ort begegneten. NEMO und die Führungsspitze an Bord hatten die Gefahr als unbedeutend eingestuft und sich in diesem Fall auf den Standardschutz verlassen. Der mit dem Blitz einhergehende Strahlenschauer war im Vorfeld analysiert worden. Es handelte sich um kosmische Strahlung geringer Teilchenflussdichte, die eine fünfdimensionale Komponente in sich trug. Vielleicht war es die Abart eines Jetstrahls, die auf dichte interstellare Materie getroffen war und nun eine hyperenergetische Stoßfront bildete, die bald wieder vergehen würde wie eine Welle, die am Strand sanft auslief.
    Der Unsterbliche war sicher, dass in den Wissenschaftsabteilungen des Schiffs in diesen Augenblicken große Aufregung herrschte. Er war bereit, darauf zu wetten, dass bereits in den nächsten Minuten eine Forderung an Kommandantin Jawna Togoya gestellt werden würde: Diesem Phänomen sei nachzufliegen, schließlich ginge es um einen Eintrag in die Geschichtsbücher, um neue Erkenntnisse in der Erforschung hyperenergetischer Phänomene und natürlich wie so oft um eine bessere Dotierung des Forschungsbudgets sowie eine Besserstellung einzelner Abteilungen ...
    Bull seufzte. Er kannte diese Spielchen nur zu gut. Die Forschung an Bord sah sich stets im Nachteil gegenüber dem militärischen Personal. Joska Oter, der als verantwortlicher Chefwissenschaftler beides unter einen Hut zu bringen hatte, verbrachte mehr Zeit als Mittler zwischen den beiden Gruppen denn mit seiner eigentlichen Aufgabe, die an Bord erzielten hoch spezialisierten Forschungsergebnisse allgemeinverständlich aufzubereiten.
    Bulls Blicke richteten sich auf den zentralen Hologlobus und dort auf ein Abbild von Schwärze, die abgrundtief böse wirkte: Er hatte das Ziel ihrer Reise vor Augen.
    Tephaya.
    Ein Schwarzes Loch von etwa tausenddreihundert Sonnenmassen, mit einem Ereignishorizont von knapp 7700 Kilometern Durchmesser. Es war gewissermaßen der kleine, schlecht erzogene Bruder des Dengejaa Uveso, des zentralen Schwarzen Lochs der Milchstraße, das etwa zweiundzwanzig Lichtjahre entfernt lag. Tephaya galt als Sternengrab. Als Räuber, der schamlos unter den Sonnen in seiner Umgebung wilderte und unberechenbar war.
    »Mir gefällt das ganz und gar nicht«, sagte Jawna Togoya.
    »Ich hätte mir von einer Kommandantin mit Bioplasma-Komponente eine etwas genauere Zustandsbeschreibung ihres ... ähm ... Seelenlebens erwartet.« Bull runzelte die Stirn.
    »Passe ich mich deiner Flapsigkeit an, ist es dir nicht recht. Bleibe ich analytisch und kühl, wie es mein positronischer Rechnerkern bevorzugt, erst recht nicht. Du machst es einem nicht leicht, Terraner.«
    Bull schmunzelte und konzentrierte sich weiter auf das Abbild Tephayas.
    Fünfhundert Lichtjahre noch. Dann war das Schwarze Loch erreicht und womöglich das Versteck eines Richters mit dem Namen Chuv, der dem Atopischen Tribunal angehörte – jener Gemeinschaft, die die Auslieferung Perry Rhodans und Bostichs verlangte, um die beiden Unsterblichen für Verbrechen anzuklagen, von denen eines erst in Zukunft verübt werden würde.
    »Wie lange noch?«, fragte Bull den diensttuenden Piloten, Bert Cenda.
    »Etwa drei Stunden«, antwortete der Marsianer. »Wir bleiben auf Schleichfahrt in Absprache mit NEMO. Der Flug verläuft, höflich ausgedrückt, nicht ganz nach unserem Wunsch.«
    Bull nickte. Von den eigentlichen Schwierigkeiten während ihrer Anreise bekamen die meisten Besatzungsmitglieder nichts mit. Auch er als Befehlshaber konnte bloß mutmaßen, welche Schwerstarbeit der Dritte Emotionaut Wilhelm Steinic im Verbund mit der Schiffspositronik zu verrichten hatte. Der Mann war ein analytisches Genie,

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