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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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bin.«
    Jetzt verstand ich gar nichts mehr. »Warum sollten sie das denn herausfinden wollen?«
    »Es hat eine Tote gegeben.«
    Kriminalhauptkommissar Uwe Gebhardt und Kriminalkommissarin Ina Vogt aus Kiel zeigten mir ihre Ausweise und kamen ohne Umschweife zur Sache. »Gestern gegen Abend wurde in einem Waldstück bei Hohwacht eine Frauenleiche entdeckt«, sagte der Beamte. »Kurz darauf fand ein Autofahrer an der Straße zwischen Lippe und Hohwacht eine schwer verletzte Frau im Straßengraben. Ihr Name ist Rieke Lohoff. Sie wurde gestern Abend noch operiert. Heute Morgen konnten wir ihr kurz ein paar Fragen stellen. Ihrer Aussage zufolge wurde sie von einer Frau Doktor Karen Klinger aus Malente so übel zugerichtet. «
    Ich musste mich mehrfach räuspern, um einen Ton herauszubekommen. »Wer ist die Tote?«, fragte ich schließlich mit belegter Stimme.
    »Sie hatte keine Papiere bei sich«, antwortete die Kommissarin. »Wir erhoffen uns in diesem Fall von Ihnen nähere Aufschlüsse.«
    »Von mir?« Ich sah Ina Vogt irritiert an.
    »Frau Lohoff war noch nicht in der Lage, viel zu reden. Soweit wir das Ganze bisher verstanden haben, hat sie den Mord an der Frau mit angesehen, woraufhin die tatverdächtige Frau Doktor Klinger versucht hat, auch sie umzubringen. Sie konnte jedoch fliehen und sich in dem Graben verstecken.«
    »Wer ist die Tote?«, wiederholte ich meine Frage.
    »Laut Frau Lohoff handelt es sich um eine gewisse Nadine.« Mein Atem ging stoßweise. »Nadine ...« Meine Hände begannen ein Eigenleben und rieben unablässig über meine Oberarme. »Wie geht es Frau Lohoff?«
    Jetzt war es Uwe Gebhardt, der meine Frage beantwortete: »Sie hat viel Blut verloren, aber im Gegensatz zu der Toten wurden bei ihr keine lebenswichtigen Organe verletzt. Sie wird bald wieder auf dem Damm sein. Frau Bunge, wie lautet der Nachname dieser Nadine? Wo wohnt sie? Und gibt es Angehörige, mit denen wir uns in Verbindung setzen können?«
    Die Fragen drangen wie durch Nebel zu mir. »Köster, sie heißt ... sie hieß Nadine Köster und wohnte in Flint's Hotel. Sie hat hier ... Urlaub gemacht.« Es schien mir absurd, dieses Wort für das zu gebrauchen, was Nadine hier getan hatte. »Ihre Mutter und ihr Stiefvater leben auf Fuerteventura. Ob ihr Vater noch in Hamburg wohnt, weiß ich nicht. Er heißt Scholemann. Der Name des Stiefvaters ist Jessen, er führt auf Fuerteventura ein Hotel. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.« Meine Stimme hätte alle Kraft verloren. »Warum sind Sie sich so sicher, dass die Tote Nadine Köster ist?«
    »Wir können uns dabei bisher nur auf die Aussage von Frau Lohoff berufen«, sagte Ina Vogt. »Deshalb wäre es sehr hilfreich, wenn Sie die Tote identifizieren könnten.«
    »Wo ist Karen? Ich meine Frau Doktor Klinger?«
    »Sie ist flüchtig.«

26
    A n die Fahrt zur Gerichtsmedizin in Kiel konnte ich mich später nur noch schemenhaft erinnern. Der Anblick von Nadines Gesicht hingegen, das auch im Tod, seine Anspannung nicht verloren zu haben schien, war von einer Sekunde auf die andere in mein Gedächtnis gemeißelt. Wie versteinert hatte ich vor ihr gestanden„ unfähig mich zu rühren. Bis die Kommissarin mich an der Schulter berührte und den Bann löste. Ich versprach, am nächsten Tag meine Aussage zu machen, an diesem war ich dazu nicht mehr in der Lage. Das Einzige, was ich noch schaffte, war, Christian anzurufen. Zum Glück musste ich ihm nicht viel erklären, die Kripo war bereits bei ihm gewesen. Nach dem Gespräch mit ihm verkroch ich mich ins Bett, rollte mich zusammen und weinte.
    Unzählige Bilder bestürmten mich, manche aus meiner, Phantasie, manche aus der Realität. Karen hatte Nadine mit fünf Messerstichen umgebracht. Laut Bericht des Pathologen hatte sie ganz gezielt lebenswichtige Organe getroffen. Rieke Lohoff sei vermutlich nur deshalb mit Fleischwunden davongekommen, weil sie Karen Reizgas in die Augen gesprüht und mit dem Angriff gerechnet hatte.
    Ich hatte ihn gefragt, wie lange Nadine noch gelebt hatte, und er hatte geantwortet, der Stich ins Herz habe sofort zum Tod geführt.
    Meine letzten Worte an Nadine gingen mir nicht aus dem Kopf:  Und was verdienst du? Hast du dich das schon einmal gefragt?  Für all das, was sie getan hatte, hatte sie zweifellos eine Strafe verdient. Mord war jedoch jenseits dessen, was in meinen Augen als Strafe in Betracht kam. Vielleicht würde es Menschen geben, die Nadines Leben gegen Udos aufrechneten, aber ich zählte nicht zu

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