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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Tatsachen. Du kannst mir glauben, das fällt auf fruchtbaren Boden. Derzeit ist Extrem-Mobbing an Schulen ein sehr beliebtes Medienthema - selbst wenn es so lange zurückliegt. Ich sehe die Schlagzeile schon vor mir:  Radiologin stürzt über wenig rühmliche Vergangenheit.  < Bevor die Ärztin sich umdrehte und ging, sagte sie: >Wenn ich stürze, stürzt du auch!<«
    »Und dann ist sie weggefahren?«, fragte ich erstaunt.
    »Es schien zumindest so. Ich sah sie vom Parkplatz fahren, während Nadine un Hotel verschwand. Eigentlich hatte ich vorgehabt, ihr sofort nachzugehen, um ihr ein paar Informationen zu entlocken, aber ich bekam einen Anruf von meiner Redaktion. Er hat nur wenige Minuten gedauert, in dieser Zeit hatte Nadine sich Sportsachen angezogen und das Hotel wieder verlassen. Auf dem Weg zu ihrem Wagen sprach ich sie an.«
    Rieke Lohoff bat mich, ihr einen Schluck Wasser einzugießen. Als sie getrunken hatte, fuhr sie fort. »Ich sagte zu ihr, sie habe offensichtlich Enthüllungen für die Presse, und ich hätte möglicherweise Interesse daran. Ich kann nicht beurteilen, ob sie es ernst meinte, aber sie verabredete sich für den späten Nachmittag mit mir im Hotel. Damit hätte ich zufrieden sein können, aber ich beschloss, sie nicht aus den Äugen zu lassen. Jemand, der Sportzeug anzieht, muss sich nicht zwingend sportlich betätigen. Möglicherweise plante sie wieder eine ihrer Aktionen, und das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Also fuhr ich ihr in einigem Abstand hinterher. Vor mir war allerdings schon, Frau Doktor Klinger auf diese Idee gekommen. Sie muss außerhalb des Hotelgeländes am Straßenrand gewartet haben. Die Fahrt endete auf einem, Waldparkplatz am Rand von Hohwacht. Nadine wollte wohl tatsächlich nur joggen. Sie lief los, und Karen Klinger folgte ihr. Ich ließ den beiden einen kleinen Vorsprung, dann ging ich hinterher.«
    »Und Sie haben tatsächlich gesehen, dass ...«
    Ihr Nicken schnitt mir das Wort ab. »Sie haben höchstens noch ein, zwei Sätze gewechselt. Dann hat die Ärztin das Messer aus ihrer Tasche geholt und zugestochen. Aus der Entfernung, aus der ich die beiden beobachtete, konnte ich nicht gleich erkennen, was da vor sich ging, zumal Nadine mir den Rücken zudrehte und mir den Blick auf die Ärztin versperrte. Erst als Nadine zu Böden fiel und ich auf die beiden zulief, habe ich es begriffen, aber da war es bereits zu spät.«
    »Und dann hat Karen versucht, auch Sie umzubringen«, wiederholte ich laut, was ich von der Polizei erfahren hatte. »Damit wird sie es schwer haben, sich auf eine Affekthandlung herauszureden.«
    »Obwohl sie es sicher versuchen wird. Es gibt eine Menge möglicher Gründe, warum eine Frau in ihrer Handtasche ein Küchenmesser herumträgt - vielleicht wollte sie es zum Schleifen bringen, oder sie wollte eines nachkaufen und hat dieses als Muster mitgenommen. Außerdem wird sie behaupten, sie sei in einen Blutrausch geraten und nicht mehr Herrin ihrer Sinne gewesen. Ich habe lange genug als Gerichtsreporterin gearbeitet, um all diese Ausreden zu kennen. Aber soweit es in meiner Macht steht, wird sie nicht so glimpflich davonkommen. In meinen Augen war es Mord und versuchter Mord.«
    »Wie lange werden Sie im Krankenhaus bleiben müssen?« 
    »Zwei Wochen vielleicht.«
    »Und werden Sie dann soweit wiederhergestellt sein?« Ich traute mich nicht, sie zu fragen, ob sie bleibende Schäden davongetragen hatte.
    »Ich werde zur Erinnerung ein paar Narben zurückbehalten. Aber ich glaube, dieser Tag hat auch ohne sie Chancen, tief in meinem Gedächtnis verankert zu bleiben.« Durch ihr schiefes Lächeln hindurch konnte ich ihren alten Humor aufblitzen sehen. »Glücklicherweise hatte ich das Reizgas dabei, deshalb konnte sie nicht sehen, wohin ich geflohen bin. Ich weiß nicht, wie das Ganze sonst ausgegangen wäre.«
    »Ist es nicht paradox, dass die Schmiererei an Karens Hauswand sich als Prophezeiung herausgestellt hat? Jetzt ist sie tat- sächlich zur Mörderin geworden.«
    »Ich hoffe, sie finden sie bald. Dann wäre mir wohler.«
    Rieke Lohoffs Wunsch ging noch am selben Tag in Erfüllung. Als ich am Nachmittag bei der Kripo in Lütjenburg meine Aussage über die möglichen Hintergründe des Mordes an Nadine machte, informierte Ina Vogt mich darüber, dass Karen gefunden worden war. Sie hatte sich im Keller ihrer Praxis mit einer Überdosis Morphium umgebracht. Angesichts der Fahndung nach ihr war jede Illusion, ungestraft davonkommen zu

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