Nur eine turbulente Affaere?
erhöht hatte, und dafür übernahm sie Aufgaben, die über die einer Haushälterin hinausgingen. Sie war ihm eine größere Hilfe, als seine Sekretärin im Büro jemals hätte sein können.
Wenn er spätabends nach Hause kam, erledigte sie bereitwillig für ihn wichtige Korrespondenz und schrieb E-Mails. Sie hatte auch nichts dagegen, wertvollen Schmuck für seine Freundinnen zu kaufen oder rote Rosen zu bestellen, die er immer dann verschenkte, wenn eine Beziehung beinah zu Ende war. Zweimal hatte er sie sogar gebeten, Geschenke für seine Mutter zu besorgen, weil er geschäftlich unterwegs gewesen war und keine Zeit gehabt hatte. Er konnte sich darauf verlassen, dass sie das Richtige auswählte. Das hatte ihm die Reaktion der jeweils Beschenkten bewiesen.
Da Heather das Kunststudium abgeschlossen hatte und nicht mehr unbedingt zu sparen brauchte, war sie jetzt jedoch in einer anderen Position. Sie konnte jederzeit ausziehen. Dank des großzügigen Gehalts, das Theo ihr zahlte, hatte sie nicht nur die Ausbildung finanzieren können, sondern immer noch relativ viel Geld auf ihrem Konto. Es reichte natürlich nicht für ein eigenes Haus, doch für eine Mietwohnung auf jeden Fall.
Alle Argumente, die Beth vorbrachte, waren stichhaltig, wie Heather sich eingestehen musste. Sie gab ausweichende Antworten, ohne sich auf irgendetwas festzulegen.
„Die Wohnung neben meiner steht momentan leer“, sagte Beth beiläufig und sah auf die Uhr. Sie hatte ihre Mittagspause schon beträchtlich überzogen. „Sie ist nicht so groß wie meine, sondern hat nur zwei Zimmer, Küche und Bad. Aber sie würde dir bestimmt gefallen. Dort würde kein Arbeitgeber mehr spätabends an deine Tür klopfen und von dir erwarten, etwas zu erledigen, was seine Sekretärin genauso gut auch am nächsten Morgen noch erledigen könnte.“
Ich mache es doch gern, hätte Heather am liebsten geantwortet, behielt es jedoch für sich. Stattdessen nickte sie und versuchte, Interesse zu heucheln. „Ich könnte sie mir ja ansehen“, erwiderte sie lustlos.
Beth stand auf und nahm ihre Tasche in die Hand. „Gut. Sag mir, wann du Zeit hast, dann vereinbare ich einen Termin für dich. Denk aber nicht zu lange darüber nach, sonst ist die Wohnung vermietet.“ Lächelnd umarmte sie die Freundin. „Ich mache mir Sorgen um dich.“
„Ich weiß.“
„Es gefällt mir überhaupt nicht, dass du noch länger bei diesem Mann wohnst und dich verzweifelt nach seiner Aufmerksamkeit sehnst. Er wird dich nie beachten, sondern nutzt dich nur aus.“
„Nein, so ist es nicht …“
„Doch, ganz bestimmt“, unterbrach Beth sie. Zu oft hatte sie erlebt, wie vehement Heather Theos Verhalten und auch ihr eigenes rechtfertigte. Dass sich Theo, den sie flüchtig kennengelernt hatte, niemals für ihre Freundin als Frau interessieren würde, war ihr sogleich klar gewesen. Dieser Mann fand es bequem, eine Mitarbeiterin zu haben, die ihm praktisch Tag und Nacht zur Verfügung stand. Wie Heather erzählt hatte, zog er große, schlankeund oberflächliche Frauen vor, und zu dieser Kategorie Frau gehörte Heather nun wirklich nicht. Warum sie sich immer noch der Illusion hingab, er würde seine Meinung eines Tages ändern, konnte Beth nicht verstehen.
„Ich muss gehen, Liebes. Pass auf dich auf, und ruf mich an. Okay?“, verabschiedete Beth sich.
„Ja, mache ich“, versprach Heather. Die Möglichkeit, sich eine Wohnung zu mieten, wollte sie sich offenlassen, obwohl sie es nicht für dringend hielt. Dennoch dachte sie auf dem Nachhauseweg über Beth’ eindringliche Worte nach.
Unterwegs erledigte sie noch einige Einkäufe im Delikatessengeschäft. Sie wollte ihm eins seiner Lieblingsgerichte kochen. Er war wieder mit so einer schönen Brünetten liiert. Sie hieß Venetia, und der Name passte zu ihr. In ihren hochhackigen Schuhen war sie beinah so groß wie er, und sie trug ausschließlich teure Designeroutfits. Heather und sie waren sich nur einmal begegnet, und die Frau hatte sie von oben herab und leicht verächtlich behandelt.
Heather gestand sich ein, dass sie eifersüchtig war, was Theo natürlich niemals erfahren durfte. Es beunruhigte sie sehr. Sie war nicht mehr damit zufrieden, nur in seiner Nähe zu sein. Mit seiner Arroganz, seinem scharfen Verstand, seiner Nachdenklichkeit und Rücksichtnahme, die er zuweilen an den Tag legte, war er ein faszinierender Mann.
Vor zwei Wochen hatte sie das Kunststudium beendet, und in der vielen Freizeit, die sie jetzt
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