Nur eine turbulente Affaere?
verbringe. Dann erwähnte er noch, wie hoch ihr Gehalt wäre. Sie glaubte, sich verhört zu haben, denn es überstieg das, was sie mit ihren beiden Jobs zusammen verdiente. Das bedeutete, sie könnte so viel Geld sparen, dass sie innerhalb weniger Monate weiterlernen und die Ausbildung früher beenden konnte, als sie bisher angenommen hatte.
„Ja, ich nehme die Stelle gern an“, erwiderte sie, ohne lange nachzudenken, und gestand sich ein, dass der finanzielle Aspekt nicht unbedingt ausschlaggebend war. „Sagen Sie mir, wann ich anfangen soll.“
Dass Theo zufrieden lächelte, ahnte sie nicht.
3. KAPITEL
Achtzehn Monate später saßen Heather und Beth in derselben kleinen Weinbar mit angeschlossenem Restaurant, in der sie sich kennengelernt hatten. Hier hatte man nichts gegen Gäste, die stundenlang bei einigen Tassen Cappuccino herumsaßen und anderen den Platz wegnahmen, ohne sonst etwas zu bestellen.
„So“, begann Beth mit ernster Miene und sah Heather erwartungsvoll an, „was geschieht als Nächstes?“
Nervös biss Heather sich auf die Lippe, denn sie wusste genau, was jetzt kam. Sie war einige Minuten vor der Freundin hier gewesen und hatte sich Gedanken über ihre Zukunft gemacht, ohne zu einem Ergebnis zu kommen.
„Was meinst du damit?“ Sie wollte Zeit gewinnen.
Beth hatte sich mit Heather über ihr Glück gefreut, so einen guten Job gefunden zu haben. Einem Mann den Haushalt zu führen, der die meiste Zeit gar nicht da war, und dafür ein Gehalt zu bekommen, das weit über dem lag, was sie bisher verdient hatte, war wirklich ein Glücksfall. Die Stelle als Aushilfslehrerin aufzugeben, war ihr nicht leicht gefallen. Aber es war wichtiger gewesen, das Studium zu beenden, damit sie endlich das machen konnte, was ihr am meisten lag: Sie wollte Kinderbücher illustrieren.
Ihre Freundin war der Meinung, eine Frau definiere sich durch den Beruf und die Karriere. Beth hatte schon alsKind Rechtsanwältin werden wollen, und sie hatte dieses Ziel konsequent verfolgt, und Heather bewunderte ihren Ehrgeiz sehr.
Zunächst hatte sie Beth den wichtigsten Grund, warum sie Theos Angebot angenommen hatte, verheimlicht. Da sie aber ein ehrlicher und sehr offener Mensch war, hatte sie der Freundin schon bald anvertraut, dass sie in seiner Nähe hatte sein wollen. Seitdem hatte Beth es sich nicht verbeißen können, zuweilen zu sticheln und zu behaupten, Heather ließe sich von dem Mann ausnutzen.
Jetzt beugte Beth sich zu ihr hinüber und runzelte so besorgt die Stirn, als wunderte sie sich, dass Heather nicht wusste, was sie gemeint hatte. „Wie geht es weiter für dich, nachdem du das Studium beendet hast? Willst du ausziehen und für den Verlag arbeiten, bei dem du dich beworben hast? Die Bewerbung hast du doch abgeschickt, oder?“
Heather fühlte sich unbehaglich und erfand eine Ausrede. In Wahrheit steckte die Bewerbung, die sie vor vierzehn Tagen geschrieben hatte, immer noch in ihrer Tasche. Die Vorstellung, sich aus der momentanen Situation zu lösen, die sowieso zu nichts führte, aber in der sie sich wohlfühlte, machte sie ganz krank.
Während sie sich immer heftiger in ihn verliebte, hatte Theo an ihr genauso wenig Interesse wie eh und je. Sie befanden sich in einer seltsamen Situation. Heather hatte sich gefühlsmäßig von ihm abhängig gemacht, und er verließ sich voll und ganz auf sie als Haushälterin. Viel zu tun gab es in seiner Wohnung jedoch nicht. Wenn er in London war und nicht auf Geschäftsreisen oder in seinem Landhaus, kochte sie abends für ihn. Insgesamt war sie jedoch eher Mädchen für alles.
Er unterhielt sich mit ihr über seine Arbeit und hatte es aufgegeben, sie daran zu erinnern, dass alles streng vertraulich sei. Sie hatte gelacht über seine Besorgnis underklärt, sie kenne keinen einzigen Menschen, der sich auch nur im Entferntesten für die Interna seines Unternehmens interessiere. Und zuweilen sah er ihr zu, wenn sie in der Küche hantierte, und hörte sich an, was sie ihm über Freundinnen und Bekannte erzählte. Er fand sie amüsant und war gern in ihrer Gesellschaft. Wichtig war für ihn, dass sie völlig anspruchslos war und nichts von ihm erwartete. Anders als die Frauen, mit denen er ausging, ließ sie nicht die geringsten Anzeichen erkennen, dass sie an ihm in irgendeiner Weise interessiert war.
Seiner Meinung nach hatten sie eine perfekte Regelung gefunden. Er zahlte ihr ein großzügiges Gehalt, das er nach der dreimonatigen Probezeit noch einmal
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