Nur eine turbulente Affaere?
Kleid natürlich nicht sein, denn Heather wollte unter keinen Umständen mit Theos Kreditkarte bezahlen. Den Einwand, dass sie wegen ihrer üppigenRundungen nicht alles tragen könne, beachtete Beth nicht, sondern ließ sie ein Kleid nach dem anderen anprobieren. Bei dem dritten schrie Heather vor Entsetzen leise auf, weil es viel zu tief ausgeschnitten war. Und beim sechsten fing sie an zu glauben, sie brauche ihre Figur wirklich nicht zu verstecken. Ihre Brüste, die sie seit dem dreizehnten Lebensjahr schamhaft unter weiten Outfits verbarg, wurden durch die tiefen Ausschnitte der modischen Kleider reizvoll betont, und auch ihre langen, schlanken Beine konnte sie zeigen. Sicher, sie hatte üppige Rundungen, dennoch hatte sie eine ausgesprochen gute Figur, wie ihr plötzlich bewusst wurde.
Am Ende hörte sie auf zu zählen, wie viele Kleider sie anprobierte. Und schließlich fanden sie doch noch das Richtige. Es war ein türkisfarbenes Seidenkleid, das ihre Figur betonte und so tief ausgeschnitten war, dass es den Ansatz ihrer Brüste erkennen ließ. Beth versicherte ihr, die meisten Frauen würden sie um ihre Brüste beneiden, und Heather wollte es ihr glauben. Ihr blondes Haar wirkte noch heller, und die leuchtende Farbe des Kleides ließ ihre leicht gebräunte Haut golden schimmern.
Dazu passende Schuhe waren rasch gefunden. „Darin kann ich keinen Schritt gehen“, erklärte Heather und betrachtete skeptisch die hohen Absätze. Solche Schuhe trug Claire schon jahrelang, doch Heather hatte sich immer eingeredet, sie hätte dafür nicht die richtige Figur.
„Du sollst ja darin auch nicht weit laufen, sondern nur vornehm schreiten.“
Ja, das schaffe ich vielleicht gerade noch, vorausgesetzt, es geschieht nichts Dramatisches, dachte Heather. Sie kam sich jetzt schon ziemlich verändert vor und hoffte, Theo damit überraschen und verblüffen zu können und seine Aufmerksamkeit zu erregen. Dieser Gedanke ging ihr durch den Kopf, als sie sich von dem Friseur das Haar noch etwas heller färben ließ. Er beriet sich mit Beth, unddie beiden beschlossen, Heathers Haar nicht zu schneiden. Es wurde zu einer modischen Frisur hochgesteckt, und einige Locken umrahmten ihr Gesicht. Sie wirkte ungemein verführerisch, ein Eindruck, der durch ihre großen Augen und ihren unschuldigen Blick verstärkt wurde. Sie gestand sich ein, dass ihr verändertes Aussehen ihr Selbstbewusstsein stärkte.
In Beth’ Apartment angelangt, vermieden sie es, über die Wohnung nebenan zu reden, die immer noch frei war. Heathers Niedergeschlagenheit war verschwunden wie Wolken an einem schönen Sommertag, und als die Zeit näherrückte, konnte noch nicht einmal das nervöse Ziehen in ihrem Magen die Freude über ihr gutes Aussehen trüben.
Als Heather vor dem hohen Spiegel stand und sich betrachtete, traute sie ihren Augen nicht. Sie sah nicht nur umwerfend gut aus, sondern sie wirkte auch sehr sexy, und sie brauchte sich wirklich nicht mehr zu verstecken.
Um ihrem Aussehen gerecht zu werden, musste sie einige Regeln beachten, wie Beth ihr riet. Sie durfte nicht schnell gehen, nicht zu viel trinken, weder zu viel noch zu wenig reden, nicht mit Theos Mitarbeitern flirten – und sie durfte nicht mit ihrem Chef schlafen.
„Es war eine gute Idee“, sagte Heather, als Beth den Wagen vor dem Hotel anhielt. „Natürlich habe ich immer noch Hemmungen, allein hineinzugehen, aber …“
„Früher oder später musst du sowieso damit anfangen, Veranstaltungen allein zu besuchen. Das gehört dazu, wenn du unabhängig sein willst“, erwiderte Beth. „So, steig bitte aus.“
Langsam und mit kleinen Schritten durchquerte Heather die Eingangshalle des Hotels. Sie spürte die vielen Blicke, die ihr folgten, und das war für sie eine ganz neue Erfahrung. So war es also, in einem aufsehenerregenden Kleid ohne Scheu und mit hoch erhobenem Kopf in der Öffentlichkeitaufzutreten, statt sich in einem unvorteilhaften Outfit hinter anderen zu verstecken. Wegen ihrer üppigen Rundungen hatte sie immer Hemmungen gehabt. Und sie hatte sich geschämt, weil sie nicht so superschlank war wie ein Model.
Man führte sie zu den Räumen, in denen das Betriebsfest stattfand und in denen schon lebhaftes Treiben herrschte. Heather betrat den größten der ineinander übergehenden Räume und betrachtete die vielen Menschen im Alter zwischen zwanzig und über sechzig. Dann entdeckte sie Theo. Er stand mit einigen jüngeren Mitarbeitern zusammen, die ihm teilweise
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