Nur eine turbulente Affaere
hinauszubegleiten.“
„Sid.“
„Wie bitte?“
„Der Mann heißt Sid. Wissen Sie das etwa nicht?“, fragte Heather neugierig. „Er arbeitet schon seit mehr als drei Jahren hier.“ Er nimmt ihn genauso wenig wahr wie mich, dachte sie.
Ihm missfiel ihr vorwurfsvoller Ton. „Wieso sollte ich mir die Namen der Angestellten des Sicherheitsunternehmens merken?“, fragte er, obwohl er genau wusste, wie die Leute hießen.
„Weil sie für Sie arbeiten.“
„Wissen Sie was? Die Unterhaltung ist lächerlich. Ich habe Wichtigeres zu tun …“
„Und ich störe Sie dabei. Es tut mir leid.“ Heather seufzte. Es war Mitte Januar, und die Grippe grassierte. Hoffentlich habe ich mich nicht irgendwo angesteckt, ich will den Job nicht verlieren, überlegte sie und hatte auf einmal Tränen in den Augen.
„Sie fangen doch nicht etwa an zu weinen, oder?“ Während er ein sauberes Taschentuch aus der Hosentasche zog und ihr reichte, verfluchte er seine Gutmütigkeit. Weshalb hatte er der Frau überhaupt geholfen? Sie schien entschlossen zu sein, mit ihm zu plaudern, als hätte er nichts Besseres zu tun.
„Entschuldigung.“ Sie nahm das Taschentuch und putzte sich die Nase. „Vielleicht bin ich nur hungrig und sollte etwas essen“, sprach sie ihre Gedanken laut aus, als ihr schon wieder schwindlig wurde.
Theo fuhr sich durchs Haar und warf einen verzweifelten Blick auf seinen Schreibtisch. „Hungrig?“, wiederholte er ratlos.
„Ja. Ein leerer Magen kann doch der Grund für einen Ohnmachtsanfall sein, oder?“ Sie sah ihn fragend an.
Gut, die Arbeit muss warten, sagte er sich und unterdrückte ein Seufzen.
„Moment mal.“ Er zog das Handy aus der Tasche und reichte es ihr, nachdem er im Display eine Nummer aufgerufen hatte. „Hier, bestellen Sie sich im Savoy etwas zu essen.“
„Oh nein, das kann ich nicht machen.“ Ihr schauderte bei der Vorstellung, wie viel das kosten würde.
„Doch.“ Er blickte sie an. „Wenn Sie hungrig sind, müssen Sie etwas essen, und hier gibt es nichts, was ich Ihnen anbieten könnte. Sie brauchen die Verbindung nur noch herzustellen. Berufen Sie sich auf mich, und man bringt alles, was Sie haben möchten. Die Rechnung bezahlt die Firma, Miss … Wie heißen Sie eigentlich?“
„Heather Ross.“ Sie lächelte ihn scheu an. So viel Geduld und Rücksicht waren bewundernswert. Seltsam, dass sich die meisten seiner Mitarbeiter angeblich vor ihm fürchteten. Der Brandy ließ sie alle Bedenken vergessen. Sie stellte die Verbindung mit dem Savoy her, obwohl sie den ganzen Aufwand für übertrieben hielt, denn sie brauchte nur ein Käsesandwich und eine Flasche Mineralwasser. Während sie die Bestellung aufgab, sprach Theo Miquel hinter ihr leise mit jemandem am Telefon.
Nachdem er das Gespräch beendet hatte, drehte sie sich zu ihm um und blickte ihn schuldbewusst an. „Ich habe Ihre Pläne für heute Abend durchkreuzt, stimmt’s?“
Sogleich war ihr klar, dass ihm diese Frage nicht behagte. Heather hatte die Angewohnheit, mit allem herauszuplatzen, was ihr in den Sinn kam. Doch sie musste sich zusammennehmen. Er hatte dafür gesorgt, dass sie etwas zu essen bekam, mehr wollte Theo Miquel nicht mit ihr zu tun haben.
„Das ist egal.“ Er zuckte die Schultern. „Ich hätte es sowieso nicht geschafft.“ Claudia war es natürlich nicht egal. Sie hatte einfach aufgelegt, was er durchaus verstehen konnte. Sobald eine Frau anfing, Ansprüche zu stellen, beendete er die Beziehung. Claudia war ihm nur zuvorgekommen, das war alles.
„War es wichtig?“, fragte Heather besorgt.
„Das Einzige, was wirklich wichtig ist, ist die Arbeit, die ich noch erledigen muss. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden …“ Zu seiner Erleichterung verwickelte sie ihn nicht schon wieder in ein Gespräch. Doch als er versuchte, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, schweifte sein Blick immer wieder zu ihr hinüber.
Und als das Essen gebracht wurde, hatte Theo schon die Hoffnung aufgegeben, sich konzentrieren zu können, solange Heather Ross noch da war.
„Warum haben Sie heute nichts gegessen?“ Ihm fiel auf, wie rasch sie das erste Sandwich aufgegessen hatte. Hatte sie etwa einen Fastentag eingelegt?
„Sie brauchen sich nicht aus lauter Höflichkeit mit mir zu unterhalten“, erwiderte Heather und nahm das zweite Sandwich in Angriff. „Ich weiß, dass Sie viel zu tun haben. Die Sandwiches schmecken übrigens sehr gut.“
„Sobald Sie nach Hause gegangen sind, arbeite ich
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