Nur eine turbulente Affaere
protestierte nicht nur dagegen, dass Theo sie nach Hause bringen wollte, sondern auch gegen die Einladung. Sie hatte vorhin die Sandwiches gegessen, deshalb war ihrer Meinung nach ein Abendessen in einem Restaurant völlig überflüssig.
Doch er dirigierte sie entschlossen zu dem Wagen, schob sie auf den Rücksitz und setzte sich neben sie.
„Es ist sehr nett von Ihnen, Mr. Miquel …“
„Da Sie sozusagen vor meiner Tür zusammengebrochen sind, können wir auf die formelle Anrede verzichten. Nennen Sie mich Theo.“
„Okay. Trotzdem brauchen Sie mit mir nicht irgendwohin zu gehen. Sie sind nicht für mich verantwortlich. Ich bin Ihnen natürlich dankbar für Ihre Hilfe …“
Theo warf ihr einen leicht belustigten Blick zu. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemals eine Frau meine Einladung so hartnäckig abgelehnt hat.“
Eigentlich hatte sie gar nichts dagegen, mit ihm zu Abend zu essen, sondern freute sich sogar darauf und fand es aufregend.
„In dem Outfit kann ich wohl kaum mit Ihnen ausgehen“, erklärte sie dann und betrachtete ihre festen Schuhe und den dicken schwarzen Mantel.
„Da haben Sie recht“, stimmte er ihr zu. „Aber Henri ist es sicher egal, was Sie anhaben.“
„Henri?“ Obwohl sie daran gewöhnt war, dass die Männer sie nicht attraktiv fanden, und sie immer im Schatten ihrer schönen Schwester gestanden hatte, bedrückte und deprimierte es sie, dass Theo ihr zustimmte.
„Er ist der Inhaber eines kleinen französischen Bistros, in dem ich oft esse“, erklärte er. „Wir kennen uns schon lange.“
„Ah ja? Woher?“
„Ich habe ihm einmal geholfen … finanziell, damit er das Restaurant eröffnen konnte.“
„Ja, ich habe schon gemerkt, dass Sie viel Mitgefühl haben und ein gutmütiger Mensch sind“, erwiderte sie und lächelte ihn an.
Du liebe Zeit, man muss die Frau vor sich selbst schützen, sie ist viel zu offen und ehrlich, schoss es ihm durch den Kopf. „Es war ein Geschäft, sonst nichts“, korrigierte er sie. Niemand sollte auf die Idee kommen, er sei mitfühlend oder gutmütig. „Damit Sie sich keine Illusionen machen: Ich habe bei dem Geschäft gut verdient.“
„Ich bin aber sicher, Sie hätten ihm das Geld auch gegeben, wenn Sie es für ein schlechtes Geschäft gehalten hätten. Es ist doch unter Freunden üblich, dass man sich hilft, oder?“
„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht“, antwortete er gelassen. „Wir sind da.“ Er nickte in Richtung des Bistros, als der Chauffeur langsamer fuhr.
Heather sah sich um. Das kleine Bistro, wie er es genannt hatte, entpuppte sich als schickes Restaurant. Man konnte es als trendig bezeichnen. Die Gäste musterten jeden, der hereinkam, interessiert.
Sie stöhnte laut auf und blickte Theo ärgerlich an. „In dem Outfit passe ich nicht dorthin!“
„Warum nicht?“, fragte er leicht gereizt. Was war in ihn gefahren, diese leicht verrückte Frau zum Essen einzuladen? Natürlich war er etwas betroffen über ihre Bemerkungen im Zusammenhang mit dem neuen Job, aber es ging ihn letztlich nichts an, was sie machte. Das wird meine einzige gute Tat in diesem Jahr bleiben, nahm er sich fest vor.
„Sehen Sie mich doch an!“, forderte sie ihn entsetzt auf.
„Niemand wird Sie beachten.“ Mehr wollte er dazu nicht sagen, um nicht lügen zu müssen.
„Doch. Schauen Sie sich die Leute an, dann wissen Sie, dass ich recht habe“, entgegnete sie beinah schrill.
Durch die vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster konnte man erkennen, wie elegant und vornehm die Gäste waren.
Nachdem der Chauffeur den Wagen angehalten hatte, stieg er aus und hielt Heather die Tür auf.
Was für eine entsetzlich peinliche Situation, dachte sie und blickte Theo geradezu flehentlich an. Er schüttelte jedoch ungeduldig den Kopf. „Sie machen sich zu viele Gedanken wegen Ihres Aussehens.“
„Sie haben gut reden, an Ihrem Aussehen gibt es ja nichts auszusetzen.“
„Sagen Sie immer, was Sie denken?“ Er packte Heather am Arm und zwang sie, mit ihm das Restaurant zu betreten. Sie spürte die Blicke der vielen Menschen und wünschte, sie wäre unsichtbar. Da sie den Kopf gesenkt hielt, fiel ihr prompt auf, wie schäbig ihre praktischen Schuhe in dieser luxuriösen Umgebung wirkten.
„Wir setzen uns an den Tisch da drüben“, flüsterte Theo ihr zu. „Soll ich Sie hinführen, oder sind Sie bereit, ohne meine Hilfe weiterzugehen?“
„Sehr komisch“, erwiderte sie, ebenfalls im Flüsterton. „Merken Sie
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