Nur eine turbulente Affaere
Mitten im Wohnzimmer blieb er stehen und sah sich um.
„Gefällt es dir? Es ist relativ klein.“
Aber es lag in einer guten Wohngegend, und die hohe Miete konnte sie sich eigentlich gar nicht leisten. Doch sie war Beth dankbar, dass sie ihr geholfen hatte, die Wohnung zu bekommen.
„Ich hatte noch keine Zeit, hier viel zu verändern, außer dass ich einige meiner Illustrationen aufgehängt habe“, erzählte sie.
„Ja, das sehe ich.“ Es waren dieselben, die sie bei ihm aufgehängt hatte. Die jetzt wieder kahlen Wände störten ihn mehr, als er sich hätte vorstellen können. Offenbar hatte er sich an diese Bilder gewöhnt. Und das bewies nur, wie gefährlich es war, etwas zur Gewohnheit werden zu lassen.
Er schlenderte ins Schlafzimmer, warf einen Blick in das Badezimmer und begutachtete schließlich die kleine, zweckmäßig eingerichtete Küche, in der sogar ein kleiner Tisch stand. Es gab keinen Hinweis dafür, dass ihr Freund bei ihr übernachtete. Aber vielleicht hatte er noch keine persönlichen Sachen hiergelassen, oder er hatte es gar nicht vor. Sie hält mich für beziehungsunfähig, doch sie wäre schockiert, wenn sie wüsste, dass ich nicht viel anders bin als die meisten Junggesellen, dachte er. Kaum einer hätte etwas dagegen, mit einer attraktiven Frau zu schlafen, ohne sich deshalb sogleich festlegen zu wollen.
Dann kam er zurück ins Wohnzimmer. Sie stand neben dem Sofa. Offenbar hatte sie sich wirklich entschlossen, wesentlich reizvollere Outfits zu tragen als zuvor. Die perfekt sitzenden verwaschenen Jeans und das eng anliegende Top betonten ihre herrlichen Rundungen. Er konnte nicht anders, er ließ den Blick auf ihren vollen Brüsten ruhen.
Was auch immer zwischen ihnen geschehen war, er wollte sich als guter Freund erweisen, ihr helfen und sie auf die Gefahren hinweisen, denen sie sich aussetzte, wenn sie Männern gegenüber zu gutgläubig war. Er war sehr zufrieden mit sich und hielt sich für sehr selbstlos.
„Nicht schlecht“, sagte er und wandte den Blick ab. „Das Apartment ist klein, aber im Gegensatz zu vielen anderen Singlewohnungen hell und gemütlich.“
„Sonst hätte ich es auch nicht genommen“, erklärte Heather. In dem Moment erinnerte sie sich an das Haus, in dem sie gewohnt hatte, ehe sie bei Theo eingezogen war. Es war ziemlich bescheiden gewesen, beinah schon schäbig. Doch nachdem sie so lange in Theos luxuriösem Apartment gelebt hatte, waren auch ihre Ansprüche gestiegen. „Möchtest du einen Tee oder Kaffee?“, fragte sie.
„Hast du nichts Stärkeres? Ein Whisky wäre nicht schlecht.“
„Weshalb sollte ich Whisky haben? Ich trinke doch keinen.“ Da er sie nicht in den Arm nahm und auch nicht andeutete, endlich gemerkt zu haben, wie sehr er sie brauchte, bekam sie erste Zweifel, ob ihre Vorfreude berechtigt gewesen war. Aber er wollte ihr bestimmt etwas sagen. Weshalb wäre er sonst gekommen? Nachdem sie ihre Zweifel verdrängt hatte, beschloss sie, geduldig zu warten, bis er so weit war.
„Und wie ist es mit einem Glas Wein?“
„Ja, das kannst du haben. Ich habe gestern eine Flasche geöffnet. Sie ist noch halb voll.“ Sie ging in die Küche.
Unterdessen überlegte Theo, mit wem sie wohl Wein getrunken hatte. Dass sie, wenn sie allein war, keinen Alkohol trank, wusste er genau. Offenbar hatte sie Besuch gehabt, und dabei konnte es sich nur um ihren neuen Freund handeln. Seine Miene verfinsterte sich. Rasch nahm er sich zusammen. Ich bin nur hier, um ihr zu helfen und ihr einen guten Rat zu erteilen, mahnte er sich.
„Hast du schon gegessen?“, fragte sie, während sie die Weingläser auf den Tisch stellte.
„Nein, ich bin gleich nach der Arbeit hergekommen“, antwortete er.
„Ich habe auch noch nicht gegessen.“ Lächelnd sah sie ihn an. Eigentlich dürfte ich mich gar nicht so sehr über seinen Besuch freuen, Beth wäre entsetzt, wenn sie wüsste, dass er hier ist, überlegte sie. „Den ganzen Tag habe ich damit verbracht, eine neue Präsentationsmappe zusammenzustellen. Ich will sie meinem neuen Arbeitgeber vorlegen. Die Leute sollen von Anfang an wissen, was ich kann. Man soll sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, wie Beth immer sagt.“ Sie schenkte ihm ein Glas ein und reichte es ihm. Er hatte sich in den Sessel gesetzt und die Beine weit ausgestreckt.
Da sie sich auf den neuen Job zu freuen schien und insgesamt mit ihrem Leben offenbar sehr zufrieden war, wollte er ihr die Freude nicht verderben. Statt sie klar und
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