Nur eine turbulente Affaere
zu?“
„Sie wollen viel wissen.“
In dem Moment wurde das Essen serviert, und man schenkte ihnen noch einmal Wein ein.
„Die Lebensgeschichten mancher Menschen sind sehr interessant. Wie soll man etwas über andere erfahren, wenn man keine Fragen stellt?“ Obwohl sie schon einige Sandwiches gegessen hatte, verspürte sie beim Anblick des köstlichen Gerichts wieder Appetit.
„Besucht sie Sie?“, hakte sie nach.
„Wer?“
„Ihre Mutter.“
Ärgerlich schüttelte er den Kopf. „Manchmal“, erwiderte er schließlich. „Sie wohnt dann in meinem Landhaus, und ich bleibe in der Zeit meist in London. Sie hasst die Großstadt und fühlt sich hier nicht wohl. Sind Sie jetzt zufrieden?“
Ja, fürs Erste, wollte sie sagen. Aber gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, dass es keine Wiederholung geben würde. Er hatte sich verpflichtet gefühlt, sie einzuladen, weil er mit dazu beigetragen hatte, dass sie den Job verloren hatte oder verlieren würde. Plötzlich wurde ihr wieder bewusst, in was für einer schwierigen Situation sie sich befand. Ernüchtert legte sie Messer und Gabel auf den halb leeren Teller und stützte das Kinn in die Hand.
„Sind Sie fertig?“, fragte Theo erstaunt.
Sie war ein durch und durch optimistischer Mensch mit einem heiteren Gemüt, dennoch fühlte sie sich auf einmal seltsam verletzt. Sie musste sich eingestehen, dass sie sich Illusionen gemacht hatte, was diesen großen, überaus attraktiven Mann betraf. Er hatte sie nie beachtet und hätte sie auch dann nicht erkannt, wenn sie zusammen auf einer einsamen Insel gestrandet wären. Während sie seine Gesellschaft und das Essen mit ihm genoss, war sie für ihn nur eine Frau mit zu üppigen Rundungen, mit der er nicht länger als unbedingt nötig hier sitzen bleiben wollte.
„Haben Sie geglaubt, ich würde so viel essen, dass ich platze?“, fuhr sie ihn schärfer als beabsichtigt an. Sogleich zauberte sie ein Lächeln auf die Lippen, um die heftige Bemerkung abzuschwächen. „Es tut mir leid. Ich habe gerade darüber nachgedacht, was ich jetzt machen soll, nachdem ich den Job verloren habe.“
„Es fällt mir schwer zu glauben, dass Sie wirklich abends noch arbeiten müssen, um genug zum Leben zu haben. Vielleicht können Sie Ihre Ansprüche etwas zurückschrauben, sodass Sie besser zurechtkommen.“
Ihr Lachen klang so herzlich und warm, dass sich einige Gäste nach ihr umdrehten. „Sie haben offenbar keine Ahnung davon, wie schwierig das Leben für unendlich viele Menschen ist. Sie leben in einer ganz anderen Welt als ich, Mr. Miquel.“
„Theo.“
„Okay. Ich lebe schon sehr bescheiden und anspruchslos. Samstagabends kommen manchmal Freunde zum Essen, wir sehen fern und trinken eine Flasche Wein, und im Sommer machen wir ein Picknick im Park. Ins Theater, ins Restaurant oder ins Kino gehe ich sehr selten. Viel Freizeit habe ich sowieso nicht, was wahrscheinlich gut ist, weil ich dann auch keine Gelegenheit habe, Geld auszugeben.“ Von seiner entsetzten Miene ließ sie sich nicht beirren. Natürlich hatte er keine Ahnung, wie sie lebte. Woher sollte er das auch wissen? „Das, was ich übrig habe, spare ich für meine Ausbildung, und ich gebe kaum etwas für Kleidung und irgendwelche Vergnügungen aus.“
„Ich war der Meinung, alle jungen Leute würden das Leben genießen und seien unbekümmert und leichtfertig“, sagte er langsam. Zu seiner Überraschung machte ihm die Unterhaltung mit dieser Frau immer mehr Spaß. Er fühlte sich sehr lebendig. Vielleicht brauche ich mehr Abwechslung und sollte nicht immer mit Frauen ausgehen, die sich alle sehr ähnlich sind, überlegte er.
Heather zuckte die Schultern. „Mag sein, dass es in vielen Fällen zutrifft, wenn man sich erlauben kann, so zu leben. Aber ich bin weder leichtfertig noch sorglos oder unbekümmert.“
„Dann sollten Sie vielleicht noch einmal darüber nachdenken, ob Sie den Job bei diesem Mann …“
„Meinen Sie Tom?“, unterbrach sie ihn verblüfft. „Es ist doch nicht schlimm, an einigen Abenden in der Woche hinter der Bar zu stehen. Wenn ich mit den Gästen lache und scherze, wird Tom sehr zufrieden mit mir sein.“
Theo senkte den Blick und gestand sich ein, wie lächerlich seine Vermutung gewesen war. „Müssen Sie dort bis in die Nacht arbeiten?“, fragte er schließlich.
Sie nickte. „Ja, es ist sehr ermüdend. Deshalb habe ich Toms Angebot zunächst ausgeschlagen. Doch jetzt habe ich keine andere Wahl. Es gibt für Frauen nicht
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