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Nur für Schokolade

Nur für Schokolade

Titel: Nur für Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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vorstellen. Viel zu unbedarft verhielt sie sich. Zwar hat ihre Mutter sie immer vor heimlichen Treffen mit Männern gewarnt – welche Mutter tut das nicht –, doch sie nahm derlei Warnungen nicht allzu ernst.
    Was soll schon geschehen in Osieki, wo jeder jeden kennt.
    Mit starker Erkältung wartete ihre Mutter zu Hause und war natürlich schon neugierig, von ihrer Tochter zu erfahren, was sie an Neuigkeiten aus der Kirche zu berichten hatte. Endlich hörte sie die Eingangstüre knarren, und noch bevor Cecylia etwas sagen konnte, fragte die Mutter: »Hast du dem Pfarrer noch geholfen, die Gebetsbücher einzusammeln?« Und: »Geht denn so ein starker Wind heute, weil du so zerzauste Haare hast?«
    »Ja, ich geh jetzt in mein Zimmer. Mir geht es heute nicht so gut.« Cecylias Stimme zitterte, sie verschwand schnell. Der Mutter schien sie verworren. »Irgendwas stimmt da nicht«, mochte sie gedacht haben.

    13
    Sie ging zur Kammer ihrer Tochter und wollte gerade die Tür öffnen, als sie ein leises Weinen hörte. Sie wollte hineingehen und sie trösten, doch ihr weiblicher Instinkt hielt sie davon ab. Sie beschloß, in der Wohnstube so lange zu warten, bis ihre Tochter kommt – dann würde sie schon erfahren, was vorgefallen ist.
    Als sie in den Garten ging, um vom Brunnen Wasser zu
    holen, fielen ihr sofort die letzten Worte Cecylias ein, und sie bemerkte, daß kein Wind ging. Nun war sie doch besorgt.
    Tatsächlich vergingen Tage, endlose Tage, bis Cecylia sich ihrer Mutter anvertraute und berichtete, was nach der Kirche vorgefallen ist. »Er hat dich vergewaltigt«, schloß die Mutter aus dem, was ihre Tochter stockend und unter Tränen erzählte.
    Ganz vorsichtig, als wolle sie verhindern, etwas zu
    zerbrechen, wo doch ein anderer schon so viel im Herzen ihrer Tochter zerbrochen hatte, streichelte die Mutter über Cecylias Haar. Grauenhafte Bilder stürmten auf die Mutter ein, schrecklich klar in allen entsetzlichen Details. Sie sieht ihre Tochter als geschundene Kreatur in den Händen dieses Teufels.
    Sie sieht Cecylias Tränen, hört ihre Schreie nach der Mutter und nach deren Schutz. Immer wieder derselbe Gedanke: ihrem Kind wurde Gewalt angetan.
    Sie sieht noch immer das kleine schutzbedürftige Mädchen vor sich mit seinen dunklen Locken, fühlt die kleinen Hände, die sich ihr entgegenstrecken, weil sie Halt und Geborgenheit suchen bei der Mutter, dem einzigen Menschen, dem sie vertrauen kann. Sie kann natürlich nicht verstehen, wie sich ihre Tochter einem solchen Mann gegenüber so verhalten konnte. Sich so unbedarft auf die Wünsche eines Mannes einzulassen, der doch wie alle anderen nur das eine will! Sie alle sollten ihr kleines Mädchen in Ruhe lassen. Cecylia, ihr Kind, gehört doch nur ihr und nicht so einem dahergelaufenen Lump von Mann, der sich für ein paar Minuten an ihr
    vergnügen will.

    14
    Wenn sie nur an sich selbst dachte, welch verhängnisvollen Verlauf ihr Leben nahm, nachdem sie geheiratet hatte: Tag und Nacht mußte sie arbeiten, um wenigstens das Notwendigste für ihr Kind zu haben. Sie haßte Cecylias Vater – er kümmerte sich nie um die Familie, sondern meist nur um den nächsten Schluck Alkohol. Er verstarb früh und nie wieder hatte sie einen Gedanken an ihn verschwendet; zu tief saß die
    Enttäuschung über den Lebenswandel des Mannes, den sie einst aus Liebe geheiratet hatte.
    Nach seinem Tod verabscheute sie die Männer noch mehr als je zuvor in ihrem Leben. Grenzenlose Wut gegen alles Männliche hatte sich in ihr festgesetzt. Und nun galt es, ihrer Tochter über das ihr zugefügte Leid hinwegzuhelfen, ihr beizustehen in den schwersten Tagen ihres jungen Lebens. Sie hatte immer versucht, Cecylia das Erleben ihrer Jugend zu bewahren und wußte nun, daß die einstige Unbeschwertheit zerstört ist.
    Der Gedanke daran, was ihrer Tochter geschehen ist. ließ sie nicht mehr los. Zwei Monate wußten die Frauen nicht, daß es noch viel schlimmer kommen sollte. Cecylia ging es jeden Tag schlechter; die beiden Frauen führten es darauf zurück, daß sie in den vorherigen Wochen allzu vieles erleiden mußte. Ständig denken die beiden Frauen darüber nach, wie die Zukunft für sie aussehen soll. Wer will schon eine Braut haben, die nicht einmal mehr Jungfrau ist, in so einem kleinem Dorf. Cecylia, in ihrer Not, nahm immer mehr ab, ständig war ihr schlecht.
    Für die Mutter schließlich der Anlaß, mit ihr einen Arzt aufzusuchen. An das Ergebnis der Untersuchung Cecylias hatten sie

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