Nur für Schokolade
jung.«
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Epilog
»Ganz Polen wird sich meiner schämen«
Namhafte, seriöse Wissenschaftler sind sich einig: Therapien für solche Täter hinter Gittern sind meist ohne Erfolg!
»Keiner der Serienmörder, die ich bisher untersuchen und beobachten konnte, war geisteskrank, aber ebensowenig war einer normal. Sie töten nicht nur aus ihrer sexuellen Lust heraus, sie töten aus Wut.«
Hoffentlich versucht niemand, gerade an diesem Menschen das Gegenteil im Namen der Wissenschaft beweisen zu wollen.
Es gilt nicht, die Aufklärungsquoten für Morde in die Höhe zu schrauben, um den eigenen Erfolg genießen zu können, es gilt, die Mitmenschen vor Ungeheuern solchen Kalibers zu
schützen.
Der Durchschnittsbürger ist kein Jurist, aber er hat Anspruch auf Schutz, der nicht gewährleistet ist, wenn solch ein Individuum alle Mittel des Rechtsstaates, den wir schätzen und würdigen, nutzen kann und der Rechtsstaat seine Pflichten bei der Strafverfolgung grob vernachlässigt. Auf dem Spielfeld der menschlichen Gefühle hat er lange genug gespielt, verloren hat er aus seiner Sicht nie. Sein Spielfeld wurde zur Begräbnis-stätte für unzählige, unschuldige Menschen.
Ewig soll bleiben, was der Vater einer Tochter, die sein ein und alles war, an der Stelle, an der sein Mädchen gestorben ist, auf einer Tafel angebracht hat: »Warum hast du getötet? Ich war doch erst 17 Jahre.«
Vieles wurde verschwiegen in diesem Buch aus Ehrfurcht vor den Opfern und deren Angehörigen. Zu grausam sind die Bilder, die detaillierten Tatbeschreibungen, die Leszek gezeichnet hat. Zu erschütternd die Fotos, die gemacht wurden, als man seine Opfer fand. Eine Frage aber bleibt nach Abschluß des Falls Leszek Pekalski: Dürfen Massenmörder zu 279
Stars werden? Sei es durch die Medien oder durch die
Ermittlungsbehörden, dürfen sie Schokolade und Pornos als Belohnung erhalten? Dürfen sie belohnt werden – in welcher Weise und durch welche Hintertürchen auch immer – mit Farbfernsehern? Die Wärter, die Mitgefangenen hatten
allesamt Vorteile durch Leszek Pekalski und seine Interviews, weil er sie nur gibt oder geben darf, wenn alle, die damit zu tun haben, zufriedengestellt werden.
Er fühlte sich völlig zutreffend als Star der Vollzugsanstalt, bevorzugt gegenüber dem kleinen Dieb, über den er nur lacht.
Der Ohnmacht ausgeliefert, angesichts der Geldgier einiger Wärter, die Individuen beschützen, die ihrer eigenen Meinung nach »an den Galgen gehören«, denn auch die Wärter haben Kinder. Kinder, die wahrscheinlich jetzt die Schokolade essen, die die Väter sich anläßlich eines »Interviews« mit einem Verdammten verdient haben.
Europäische Reporter brauchten nur ihre Wünsche zu
äußern, gegen Zahlung von Bargeld und vieler Tafeln
Schokolade war alles möglich. Man bat den Schlächter der Nation, sich am Zellenfenster zu zeigen, nur um ein paar Dollar kassieren zu können. Man schießt ein Foto am Besuchertisch und legt wegen der Optik noch schnell drei Orangen auf den Tisch. Für Leszek Pekalski mindestens
zehn Tafeln
Schokolade, für die Opfer ein einziger Hohn. Alles widerstrebt dem Betrachter, wenn er an diese Bestie denkt. Jede Tafel Schokolade ist zuviel gewesen, womit sich dieses Ungeheuer noch seine Zeit versüßen konnte. Der Verfasser dieses Buches schließt sich dabei nicht aus. Leszek liebt seine Schokolade und Süßigkeiten, er, der Totmacher mit Zuckerguß. Untersetzt, dicklich und schwerfällig ist er geworden und läßt alles bewußt oder unbewußt über sich ergehen, in der Hoffnung, ihm würde auch Schutz durch die Wärter nach seiner Verurteilung zuteil.
Diesen Trugschluß wird er mit seinem Leben bezahlen.
Ein Wärter aus dem Gefängnis von Slupsk, der tagtäglich 280
mit ihm zusammen ist, sieht die Situation ganz nüchtern:
»Wenn er verurteilt ist, egal zu welcher Strafe, wird er in eine andere Strafanstalt verlegt. Wenn kein Reporter mehr die Wächter für Interviews oder Fotos bezahlt, hat seine letzte Stunde geschlagen. Er erlebt das Ende seiner Strafe bestimmt nicht, egal welche er erhält!«
Ohne Bewachung durch die Beamten ist damit der Todestag für Leszek Pekalski eingeläutet. Hunderten von Strafgefangen-en in Polen wäre es eine Genugtuung, diesen »Leichengroß-
händler«, wie sie ihn nennen, durch Vergewaltigung zu demütigen und anschließend zu töten. Vergewaltigt wurde er bereits, gedemütigt durch Tätowierungen auch, alles andere liegt noch vor ihm. Seine
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