Nur mit dir bin ich so gluecklich
ihm zuzuhören, stimmt's?"
"Stimmt."
"Sehr gut!" lobte Mary sie.
"Er meinte, es würde ihm nicht gut gehen", erklärte Lydia.
"Das geschieht ihm recht!"
"Mir geht es auch nicht gut."
"O Lydia", bemerkte Mary mitfühlend. "Ich weiß, wie schwer es für dich ist. Aber Frank hat dich all die Jahre hingehalten, und dann hat er plötzlich erklärt, er könnte dich nicht heiraten. Du solltest ihn wegen Bruchs des Eheversprechens belangen."
"Das würde ich niemals tun."
"Ich weiß."
"Ich fühle mich nur so einsam", gestand Lydia. "In gewisser Weise geht es mir genauso wie nach Marvins Tod."
"Es ist ja auch ein Tod", bestätigte Mary mitfühlend. "Der Tod einer Beziehung."
Lydia musste ihrer Freundin Recht geben. Sie hatte ihren Mann begraben und ihn und ihr gemeinsames Leben zur Ruhe betten können. Sie hatte sich die Zeit, die sie brauchte, genommen, um zu trauern, und, als es ihr etwas besser ging, das Antiquitätengeschäft eröffnet. Es hatte ihr geholfen, das erste Jahr durchzustehen. Was sie jetzt brauchte, war eine Ablenkung.
"Ich spiele mit dem Gedanken zu verreisen", verkündete Lydia.
"Verreisen?" wiederholte Mary. "Wohin?"
"Ich weiß nicht... Vielleicht nach Europa. Man kann dort angeblich wunderschöne Antiquitäten bekommen. Ich werde eine Einkaufsreise daraus machen." Die Idee gefiel Lydia immer mehr. Es würde nicht nur ihre erste Auslandsreise sein, sondern sie würde die Kosten auch von der Steuer absetzen können.
"Wann?" fragte Mary.
"Ich ... ich bin mir noch nicht sicher, aber ich werde gleich morgen früh mit Gayla Perkins bei Adventure Travel sprechen."
"Lydia ..." Zum ersten Mal zögerte Mary. "Das ist ziemlich radikal, finde ich."
"Ich brauche unbedingt Abwechslung", erklärte Lydia. "Sonst werde ich womöglich noch schwach."
"Wirst du allein reisen?"
"Mir bleibt wohl nichts anderes übrig."
"Dann mach eine Kreuzfahrt", riet Mary.
"Eine Kreuzfahrt? Ich weiß nicht..."
"Vielleicht lernst du jemanden kennen." Mary klang richtig begeistert. "Es gibt auch kurze Kreuzfahrten, die nur drei oder vier Tage dauern. Und soweit ich weiß, nehmen viele alleinstehende Männer daran teil."
Sie, Lydia, wollte keinen Mann kennen lernen.
"Vor kurzem habe ich etwas über Kreuzfahrten speziell für Singles gelesen", fuhr Mary fort. "Das wäre ideal."
"O Mary, ich weiß nicht..."
"Was weißt du nicht? Du willst doch verreisen. Also tu es im großen Stil."
"Eine Kreuzfahrt", wiederholte Lydia langsam.
"Keine normale Kreuzfahrt, sondern eine für Singles. Kannst du dir vorstellen, wie Frank zumute sein wird, wenn er davon erfährt?"
Ein dutzend Mal am Tag musste sie, Lydia, sich ins Gedächtnis rufen, dass Frank und sie kein Paar mehr waren. Sie lebte jetzt ihr eigenes Leben. Ja, eine Kreuzfahrt für Singles war vielleicht genau das Richtige für sie.
"Also gut, ich tu's", erwiderte Lydia. "Gleich morgen früh rufe ich bei Adventure Travel an."
"Du wirst es nicht bereuen", versicherte ihre Freundin.
Lydia hatte das untrügliche Gefühl, dass Mary Recht hatte.
Als der Wecker zur gewohnten Zeit klingelte, stand Cal Patterson auf und streckte sich gähnend. Als er auf dem Weg zum Badezimmer am Spiegel vorbeikam, blieb er kurz stehen, um sich zu betrachten. Normalerweise tat er das nicht.
Wahrscheinlich hing es damit zusammen, dass sein Bruder und Elaine geheiratet hatten..
Seit die beiden in die Flitterwochen gefahren waren, hing er oft seinen Gedanken nach, und ihm war klar geworden, dass er Glen vermisste.
Selbst jetzt fiel es ihm schwer, zu glauben, dass Glen verheiratet war. Sie waren nicht nur Brüder, sondern führten die Lonesome Coyote Ranch auch gemeinsam. Sie waren beide hier geboren, und er, Cal, würde auch hier sterben. Die Ranch war sein Leben.
Genau wie er war Glen mit Leib und Seele Rancher. Ihre Vorfahren hatten sich vor hundertfünfzig Jahren in Texas niedergelassen, und seitdem hatte eine Generation nach der anderen Viehwirtschaft getrieben. Vermutlich würde Glen zu gegebener Zeit eine eigene Ranch kaufen, die näher an Promise lag.
Cal hatte sich gerade angezogen, als er hörte, wie unten eine Tür geschlossen wurde.
"Sag nicht, dass du noch schläfst", erklang eine vertraute Stimme. "Was für ein Laden ist das hier eigentlich?"
Glen? Sein Bruder sollte doch in den Flitterwochen sein! Cal lief nach unten. "Was machst du denn hier?" rief er.
Als er unten angelangt war, blickten er und Glen sich an.
Obwohl die Hochzeit noch nicht einmal zwei Wochen zurücklag, kam
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