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Der programmierte Mensch

Der programmierte Mensch

Titel: Der programmierte Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean und Jeff Sutton
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1
     
    Seine Augen waren schräg geschnitten wie die der Bewohner von Achernar.
    Das Weiß seiner Augen war nicht weiß, sondern von einem trüben Blau überschattet, ein Merkmal der Nachkommen der Terraner, die vor mehr als hundert Generationen die drei Welten jener bläulichen Sonne kolonisiert hatten, die tief im Herzen der Konstellation Eridani lag. Ansonsten schien Corden Hull, Kapitän des Reichszerstörers Draco, ein gewöhnlicher Erdenmensch zu sein. Stämmig, grauhaarig, nahe der Fünfzig, mit lederner Haut, gegerbt durch die Strahlen von tausend Sonnen.
    Dies war der erste flüchtige Eindruck, den er auf Daniel York machte. Da nicht anzunehmen war, daß ein Außenweltler, der keine ungewöhnlichen Fähigkeiten besaß, einen solchen Zerstörer befehligen würde, betrachtete ihn York genauer und sah nun, was er bereits früher hätte bemerken müssen, wäre dieses seltsame blaue Licht nicht gewesen, an das sich seine Augen noch nicht gewöhnt hatten. War auch der Rest des Raumschiffes – oder zumindest der Teil, den er zu sehen bekommen hatte – normal beleuchtet, so war dies in Hulls Kabine nicht der Fall. Es war, als ob er in seinen eigenen vier Wänden den Glanz jener Sonne beibehalten hätte, unter der er geboren worden war. Wenn auch Hulls Augen von einem trüben Blau waren, so hatten sie den durchdringendsten Blick, den York jemals gesehen hatte. Scharf, hart, analytisch, verrieten sie nichts von den Gedanken, die sich hinter ihnen verbargen, genau so wenig wie das kantige Gesicht. Er achtete auch auf Hulls Sprache. Algol, Denebola, Mirach – Dialekte zahlloser Sonnenplaneten färbten seine Worte und verloren sich beinahe in der breiteren, undeutlichen Sprechweise von Casserom, der Archenarwelt, aus der er vor langer Zeit gekommen war.
    »Es tut mir leid, Mr. York«, sagte Hull, »aber die Vorschriften der Flotte verbieten den Transport von Zivilisten, außer in extremen Notfällen. Das müssen Sie verstehen. Zu jedem anderen Zeitpunkt aber habe ich ausschließlich die Befehle des Reichsadmirals der Galaktischen Flotte zu befolgen.« Seine Stimme wurde eisig. »Dies ist ein solcher Zeitpunkt.«
    »Ich reise in Angelegenheiten des Reiches«, bemerkte York.
    »Nicht daß ich wüßte.« Hull blickte über ihn hinweg auf die plumpe Gestalt, die soeben durch die Tür schlenderte. »Leutnant, würden Sie bitte Mr. York vom Schiff begleiten?«
    »Sie wollen mich also zwingen«, sagte York barsch, als Tregaski auf ihn zuging. Er sah, wie der Kapitän erstarrte, als er in eine Innentasche griff, gleichzeitig merkte er, daß Tregaski unmittelbar hinter ihm Stellung bezogen hatte. York brauchte kein Hellseher zu sein, um zu wissen, daß Tregaski eine Betäubungspistole in der Hand hielt. Er nahm behutsam eine Karte aus seiner Brieftasche und hielt sie Hull zum Lesen hin.
    »Reichs-Geheimdienst«, murmelte Hull leise, doch seine Stimme verriet Zweifel und Erstaunen.
    »Dies im Vertrauen.« York beobachtete den Kapitän ruhig. War die Galaktische Flotte des Reiches das Werkzeug, mehr als zweitausend bewohnte Planeten in kontrollierter Harmonie leben zu lassen, so war es der schattenhafte Reichs-Geheimdienst, der Meinungsverschiedenheiten im Keim erstickte und das Reich intakt hielt. Ohne den RG, wie er genannt wurde, hätten die rastlosen Welten der Alpha-Sonnen schon lange das Joch des Reiches abgeschüttelt, mit oder ohne N-Bombe. Prinz Li-Hu aus der Alphawelt Shan-Hai, dessen Vorfahren in ununterbrochener Linie bis zu den Kaisern der antiken irdischen Bevölkerung von China zurückgingen, war an dem augenblicklichen Dilemma des Kapitäns schuld, selbst wenn Hull nichts davon wußte.
    Hull blickte von der Karte auf. »Das ändert nichts an der Sache«, bemerkte er.
    York musterte ihn im tiefblauen Licht und fragte sich, wie schwer es wohl sein würde, ihn zu überzeugen. »Das ist es, warum ich hier bin«, sagte er barsch, »ein Notfall.« Er vernahm das Geräusch zufallender Luken und quietschender Winden, das von den Vorbereitungen für den Start der Draco herrührte, zum Start von Upi, dem einzigen Planeten der Zwergsonne Blackett, wo sich dieser entlegene militärische Stützpunkt befand – ein Wachtposten am Rande der Galaxis.
    Der Kapitän beobachtete ihn grübelnd. York fiel ein, daß, wenn Hull ein Erdgeborener wäre, er zweifellos ein N-Schiff befehligen würde, anstatt einen Zerstörer am Rande des Raumes. Wohl hatte die Draco weittragende Laserkanonen, Kobalt- und Atomsprengköpfe und andere

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