Nur weil ich dein Chef bin
einem Mal überdeutlich, dass er sich nicht so in Linda irren konnte. Und sein Instinkt ließ ihn normalerweise nicht im Stich. Abrupt riss er das Steuer herum, machte eine scharfe Linkswende und raste, anstatt nach Hause, zurück zum Büro. Er wollte die Wahrheit wissen.
Wenn es sein musste, würde er Linda loswerden und sie von heute an vergessen. Wenn sie ihn jedoch davon überzeugen konnte, dass das alles nur ein Missverständnis war …
Er warf einen kurzen Blick auf den Umschlag auf dem Beifahrersitz. Die Beweise schienen so eindeutig! Trotzdem, irgendetwas stimmte hier nicht.
Oder war er mittlerweile so vernarrt in diese Frau, dass er nicht mehr klar denken konnte?
In Rekordzeit hatte er geparkt und befand sich Sekunden später im Aufzug auf dem Weg nach oben. Sheila McKay starrte ihn aus ihren hellblauen Augen an, als er aus dem Lift trat. „Oh, Mr. Garrison, wir haben Sie heute gar nicht mehr zurückerwartet.“
Umso besser, hier zu sein. „Ist Linda da?“
Sheilas stark geschminkte Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. „Sie beide sollten es mal mit einem Telefon probieren. Sie stellt mir dieselbe Frage, jedes Mal, wenn sie hier rein- und rausflitzt, um irgendwelche Unterlagen zu kopieren. Ganz atemlos und aufgeregt, so als hätte sie es fürchterlich eilig. Ich schätze, sie will schnell fertig werden, um rechtzeitig zu Ihrem Rendezvous heute Abend zu kommen. Ich habe den Tisch übrigens reservieren lassen.“
Parkers Magen zog sich nervös zusammen. Neues Misstrauen erwachte in ihm. Ohne auf Sheila zu achten, eilte er weiter den Flur hinunter.
Er bog um die Ecke und blieb abrupt stehen: Lindas Schreibtisch war leer, die Tür zu seinem Büro verschlossen. Was ging hier vor?
Stand sie schon wieder unter seiner Dusche? Er konnte nur hoffen, dass das ihr einziges Vergehen war. Langsam ging er auf die Bürotür zu, drückte die Klinke hinunter und trat lautlos ein.
Linda saß mit dem Rücken zu ihm. Sie war leicht über die Tastatur seines Computers gebeugt und tippte wie wild darauf ein. Es gab keinen vernünftigen Grund dafür, dass sie sich an seinem Computer zu schaffen machte. Keinen einzigen.
Vorsichtig trat er näher, um an ihr vorbei auf den Bildschirm sehen zu können. Sie war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie ihn nicht einmal bemerkte.
„Verdammt“, murmelte sie leise. „Warum finde ich das Passwort nicht?“
Parker erkannte das Logo der Jefferies. Jetzt reichte es, er wusste genug. „Weil ich es geändert habe.“
Linda schnappte erschrocken nach Luft und wirbelte herum, die Augen weit aufgerissen vor Entsetzen, die Wangen hochrot.
„Das neue Passwort ist ‚Lügner‘. Leicht zu merken, findest du nicht?“
„Ich bin keine Lügnerin“, stieß sie gequält hervor, hielt aber seinem Blick stand.
Er warf den Umschlag mit den Papieren des Detektivs nach ihr. Die Unterlagen flogen durch die Luft, landeten auf Lindas Schoß und auf dem Boden zu ihren Füßen. „Verschweigen ist auch Lügen, Linda!“
Sie warf einen Blick auf eins der Papiere, schloss kurz die Augen und holte tief Luft. „Wirst du mich erklären lassen?“
„Das wollte ich“, zischte er und hasste das leichte Zittern in seiner Stimme. Ungehalten wies er auf den Computerbildschirm. „Bis ich das da gesehen habe.“
Linda öffnete den Mund, schüttelte dann aber den Kopf und stand auf, offensichtlich zutiefst erschüttert. „Ich wusste, dass es so kommen würde. Du willst mich nicht einmal anhören. Deswegen habe ich dir auch nichts gesagt.“
Er sah sie nur ausdruckslos an, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihr alles zu glauben, und einem Gefühl der Enttäuschung, das ihn innerlich zu zerreißen drohte.
„Glaubst du alles, was du liest?“, fragte sie ihn abrupt.
„Ich glaube, dass du eine sehr gerissene Frau bist.“
„Parker, bitte, ich …“ Sie streckte die Arme nach ihm aus, doch er wich vor ihr zurück.
Wenn sie ihn berührte, würde er die Kontrolle über sich verlieren. Irgendwie hatte sie es geschafft, ihm so unter die Haut zu gehen, dass sie ihn nur zu küssen brauchte, und er würde ihr alles glauben. Das durfte er einfach nicht riskieren, schon der Firma wegen nicht.
„Ich will, dass du verschwindest“, sagte er leise.
Sie wurde blass. „Du feuerst mich.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
„Ja.“
„Ohne mir die Möglichkeit zu geben, dir meine Seite der Angelegenheit zu erklären.“
„Deine Seite“, fuhr er sie an, „ist die Seite
Weitere Kostenlose Bücher