Nur weil ich dein Chef bin
unglaublich rücksichtsvoll. Meine Bedürfnisse waren ihm fast wichtiger als seine.“
Megan seufzte. „Ich habe nur fünf Worte zu sagen, liebe Freundin. Lauf, so schnell du kannst.“ Als Linda sie finster ansah, fügte sie hinzu: „Du hast mich um meinen Rat gebeten. Er gefällt dir vielleicht nicht, aber das ist der einzige, den ich dir geben kann.“
„Ich habe eine andere Idee“, sagte Linda nach einer kurzen Pause. „Was hältst du davon, wenn ich versuche, den wahren Schuldigen zu finden, und Parker erst dann von meiner Vergangenheit erzähle?“
Megan hob verblüfft die Augenbrauen. Dann lehnte sie sich nachdenklich in ihrem Stuhl zurück, während der Kellner die Sandwiches brachte. „Okay, lass uns mit diesem Gedanken spielen. Es könnte natürlich sowohl deine als auch Parkers Probleme mit einem Schlag lösen. Aber wie willst du das anstellen?“
„Ich werde recherchieren. Schließlich habe ich vier Jahre in der Personalabteilung gearbeitet und traue mir durchaus zu, eine Personalakte richtig auszulegen.“
„Du könntest auch die Telefonlisten nach Anrufen von oder an die Jefferies durchgehen“, schlug Megan vor. „Oder du könntest herausfinden, ob jemand schon einmal für die Brüder gearbeitet hat.“
„Wahrscheinlich hat Parker das alles schon überprüft“, bemerkte Linda und griff nach ihrem Sandwich. „Trotzdem entdecke ich vielleicht etwas, das er übersehen hat.“
„Hast du Zugriff auf die Personalakten? Vielleicht durch deine früheren Kollegen?“
„Kann sein“, sagte Linda. „Ich werde noch heute sehen, was ich tun kann.“
„He.“ Megan tätschelte ihr die Hand. „Ich weiß, dass du mir jetzt nicht zustimmen wirst, aber er ist auch nur ein Mann.“
„Nein, Megan. Er ist anders, und ich mag ihn sehr. Ich hätte sonst nicht mit ihm geschlafen. Seit Michael habe ich mit keinem …“
Megan sah auf die Uhr und stieß einen spitzen Schrei aus. „Oh nein. Ich muss in zwölf Minuten bei meinem nächsten Meeting sein!“
„Geh ruhig“, sagte Linda und griff nach der Rechnung. „Ich lade dich ein. Und vielen Dank fürs Zuhören, das habe ich gebraucht.“
Megan war schon aufgestanden, die Tasche über die Schulter geworfen. „Danke. Viel Glück bei deiner Suche. Ich glaube allerdings immer noch, dass du dich aus dem Staub machen solltest.“ Sie warf Linda eine Kusshand zu. „Genau, was ich jetzt unbedingt tun sollte.“ Schon war sie fort.
Als Linda aufsah, bemerkte sie auf der anderen Straßenseite einen hochgewachsenen dunkelhaarigen Mann. Ihre Blicke trafen sich: Stephen Garrison. Er nickte ihr kühl zu und ging eilig weiter. Sie seufzte. Offenbar kein Fan von ihr. Stephen war sicher davon überzeugt, dass sie die Spionin war.
In diesem Moment klingelte ihr Handy, und sie sah auf dem Display, dass es ein Anruf aus dem Büro war. Schuldbewusst meldete sie sich. „Hallo?“
„Sheila McKay.“
„Stimmt etwas nicht, Sheila?“
„Das wüsste ich gern von dir“, antwortete sie mit einem trockenen Lachen. „Mr. Garrison hat gerade das Büro verlassen, weil er eine Verabredung hat.“
„Okay. Braucht er mich noch?“
„Für den Rest des Tages offenbar nicht.“ Sheilas Stimme triefte nur so vor Zweideutigkeit. „Aber ich soll dir sagen, dass er dich heute Abend um sieben im ‚Grand Hotel‘ treffen will.“
Lindas Herz machte einen Sprung. „In Ordnung.“
Sheila lachte. „Was immer du getan hast, Kleine, es hat gewirkt.“
„Ich bin sicher, er will etwas Geschäftliches mit mir besprechen“, antwortete Linda kühl.
„Ja, klar doch. Deswegen wollte er auch den Private Room für euch zum Essen. Habe ich gerade reservieren lassen.“
„Er kommt also am Nachmittag nicht mehr zurück?“, fragte Linda ungerührt.
„Ich glaube nicht.“
„Okay, danke.“
Sie hatte eine kleine Chance, Parker davon zu überzeugen, dass er ihr vertrauen konnte. Würde sie es schaffen, an einem einzigen Nachmittag die Beweise zu finden, die sie entlasten konnten?
Parker klopfte ungeduldig mit den Fingern auf die Armlehne des Besuchersessels und betrachtete den Mann vor sich. Wenn der Privatdetektiv mit der gebeugten Haltung, dem schütteren Haar und dem treffenden Namen Ace Martin jetzt noch einen schäbigen alten Schreibtisch und einen grünen Lampenschirm gehabt hätte, hätte er einem altmodischen Gangsterfilm entspringen können.
Aber Ace war der Chef einer eleganten Detektei mit einer attraktiven Sekretärin und einigen Angestellten, die so gut
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