Nur weil ich dein Chef bin
gekleidet waren, dass die Geschäfte wirklich gut gehen mussten. „Garrison Incorporated“ hatte schon oft die Dienste dieses Büros in Anspruch genommen. Doch heute ging es nicht um das Geschäft. Es ging um Linda. Der Anruf, der Parker vorhin so dringend herzitiert hatte, ließ keinen Zweifel daran, dass die Nachforschungen erfolgreich gewesen waren.
Er holte tief Luft. „Also haben Sie schlechte Nachrichten?“
Aces Stirn war in Sorgenfalten gelegt. „Ich fürchte, ja, Parker.“
Fast hätte er einen saftigen Fluch ausgestoßen. Er wollte nicht, dass Linda schuldig war. Er wollte, dass sie … Er wollte sie ganz einfach, und jetzt würde er sie vielleicht nie bekommen. „Was haben Sie gefunden? Wie eng sind die Verbindungen zu den Jefferies?“
„Ich habe keine Ahnung. Da habe ich nichts finden können.“
„Was ist es dann?“
„Ihre Assistentin hat eine ganz schön haarsträubende Vorgeschichte. Wussten Sie, dass Sie nicht der einzige Firmenboss sind, für den sie gearbeitet hat?“
Parker sah ihn stumm an.
„Sie war mal die Sekretärin eines Herrn namens Barry Lynch, dem Vorsitzenden einer mittelgroßen technischen Firma in Indiana, der ‚FiberTech‘. Sie stellen Glasfaserkabel und Ähnliches her.“ Ace Martin machte eine kunstvolle Pause und fügte dann hinzu: „Miss Cross wurde wegen Wirtschaftsspionage gefeuert.“
Dieses Mal konnte Parker einen Fluch nicht unterdrücken.
Der Detektiv nickte zustimmend. „Wie es scheint, hatte sie eine sehr intime Beziehung mit …“
„Hören Sie auf.“ Parker hob abwehrend die Hand und schluckte mühsam. „Ich brauche keine Einzelheiten über die Bettgeschichten mit ihrem Boss.“
„Nicht mit ihrem Boss.“ Martin reichte ihm die Kopie einer Zeitungstitelseite. „Mit dem größten Konkurrenten ihres Bosses. Ein Risikokapitalanleger namens Michael Montgomery, der im Vorstand einer Konkurrenzfirma saß. Sie ist etwa ein Jahr mit ihm zusammen gewesen. Ein ziemlich bekannter Typ, reich und erfolgreich.“
Zumindest war sie konsequent. Er warf einen Blick auf die Kopie, auf der ein Schwarz-Weiß-Foto von Linda mit kürzerem Haar zu sehen war. Die Schlagzeile verkündete in riesigen Lettern: Hiesige Sekretärin stiehlt Firmengeheim nisse.
„Dem Artikel zufolge“, fuhr Martin fort, „hat sie die Informationen an ein Unternehmen weitergegeben, an dem ihr Freund zwanzig Prozent Anteile besaß.“
Parker zuckte zusammen, als hätte er einen Schlag in die Magengrube bekommen. „Was für Informationen?“
„Das Übliche. Die Planung neuer Produkte, Marketingstrategien und Innovationen in Forschung und Entwicklung.“
„Konnte ihr das alles bewiesen werden?“
„Nun ja, ihr Chef hat die Anklage fallen lassen.“
Parker schöpfte Hoffnung. „Dann war sie unschuldig?“
Martin verdrehte die Augen. „Ach, sie hat sich sicher irgendwie mit ihm geeinigt. Ihr Freund wurde aus dem Vorstand geworfen und musste die Stadt verlassen, und Miss Cross wurde gefeuert und kam etwa zwei Wochen später nach Miami. Sie werden feststellen, dass ihre Akte bei ‚Garrison Incorporated‘ nichts von dem Job bei ‚FiberTech‘ erwähnt. Und wenn sie unschuldig war, Parker, warum hat das die Presse nicht aufgegriffen?“
Und noch schlimmer, warum hatte sie ihm nichts davon erzählt? Sie hätte doch wissen müssen, dass das alles irgendwann ans Licht kommen würde! Aber die Erklärung war offensichtlich – weil sie mit ihm dieselbe Masche abzog. Vielleicht war die Begegnung in der Dusche Teil ihres Plans gewesen, um ihm näherzukommen und beim intimen Bettgeflüster Informationen aus ihm herauszubekommen.
Parkers Kopf hämmerte erbarmungslos, als er sich die übrigen Papiere näher ansah, darunter ein Foto von Linda am Arm eines hochgewachsenen eleganten Mannes. Er biss vor Eifersucht die Zähne zusammen.
„Sie können das alles mitnehmen“, sagte Martin und steckte die Unterlagen in einen Umschlag. „Ich wünschte nur, ich hätte bessere Nachrichten.“
„Ach was“, sagte Parker knapp. „Wir haben soeben ein großes Problem gelöst.“ Er nahm den Umschlag und stand auf. „Schicken Sie mir die Rechnung.“
Mit offenem Verdeck und lauter Musik fuhr Parker durch die Straßen von Süd-Miami. Er achtete kaum auf den Verkehr. Vor seinem inneren Auge sah er immer nur Linda – wie sie lachte, wie sie seufzte, wie sie sich ihm unter der Dusche hingab.
War das alles nur gespielt?
Nein! schrie eine innere Stimme plötzlich. Sein Instinkt sagte ihm mit
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