Nur wenn du mich hältst (German Edition)
Taschen seiner Jeans. „Ich bin fingergestylt worden.“
„Das hätte man schon vor langer Zeit mit dir machen sollen.“
Sie eilte quer durch den Salon auf ihn zu und streckte die Arme aus, doch ihre dankbare Umarmung zielte nicht auf ihn, sondern auf Goldi.
„Du bist ein Genie. Er sieht aus wie ein Superstar.“
„Hey, wo bleibt meine Umarmung?“, wollte Bo wissen. „Ich habe mir für dich die Nagelhaut schneiden lassen.“
„Nein, das hast du für deine Karriere gemacht“, korrigierte sie ihn, nahm seine Hände und betrachtete sie ausführlich. „Marie, du bist ebenfalls ein Genie“, sagte sie zur Nageltechnikerin, dann hob sie den Kopf und schaute ihn an. „Das fühlt sich wirklich gut an.“ Hastig ließ sie sie fallen. „Okay, gehen wir und hoffen, dass es nicht schneit und deine Frisur ruiniert.“
„Ja, Gott behüte, dass das passiert …“
Das Fotostudio befand sich in einem leer stehenden Raum in einem Gebäude im Camp Kioga, das am nördlichsten Ende des Sees lag. Da das Camp vor Kurzem in ein Vier-Sterne-Resort umgestaltet worden war, war die Straße hinauf geräumt und mit Sand gestreut, sodass der Z4 gut vorankam. Das Camp war in den Zwanzigerjahren eine Sommerzuflucht für Familien gewesen, inzwischen war es ganzjährig geöffnet und ein beliebtes Ziel für Leute, die zum Wintersport in die Gegend kamen. Es wurde von einem ortsansässigen Ehepaar geleitet, Connor und Olivia Davis. Olivia war Mitglied der weitläufigen Bellamy-Sippe und eine Cousine von Daisy Bellamy, die seine Pressefotos schießen würde.
„Daisy wird uns schon zeigen, wie gut sie ist“, versicherte Bo. „Das könnte für sie der Durchbruch werden.“
„Ich habe nichts dagegen, ihrer Karriere auf die Sprünge zu helfen“, sagte Kim. „Da sie noch neu im Geschäft ist, musst du allerdings Geduld mit ihr haben. Es kann sein, dass wir den ganzen Nachmittag brauchen, um die benötigten Fotos zu kriegen.“
„Hey, da ich Goldis Salon überstanden habe, sollte ich ja wohl auch ein Fotoshooting durchstehen.“
„Ich werde dich bei Gelegenheit daran erinnern.“
Sie fuhren unter dem Eingangstor durch, auf dem schmiedeeiserne Buchstaben verkündeten: Camp Kioga, erbaut 1924.
„Hier sieht alles so anders aus“, sagte Kim.
„Die Anlage ist ja auch komplett renoviert worden.“
Das ehemalige Haupthaus beherbergte jetzt ein Restaurant. Die Terrasse hatte man erweitert, und am Seeufer befand sich ein Pavillon mit einem ziemlich großen Whirlpool, aus dem sich heiße Dampfschwaden in den Nachmittagshimmel erhoben. Bo warf Kim einen Blick zu. Ein wehmütiger Ausdruck lag auf ihrem Gesicht.
„Meine Eltern haben mich als Kind immer den Sommer über hierhergeschickt“, sagte sie. „Ich habe es geliebt.“
Er versuchte sich vorzustellen, wie so ein Sommercamp wohl war. Für ihn waren die Sommer regelmäßig eine umtriebige Zeit gewesen, in der er sich bemüht hatte, so viel Geld wie möglich zu verdienen, damit es für die Beiträge zur Little League reichte. Er hatte gegen Trinkgeld in der Autowäsche gearbeitet oder war von Tür zu Tür gegangen und hatte gefragt, ob er kleinere Handwerksarbeiten erledigen konnte. Ein Sommer, in dem man einfach nur Kind war, war für ihn damals unvorstellbar.
Das brachte ihn zu der Frage, wie AJs Sommer aussahen. Er vermutete, dass darin wohl auch keine Ausflüge in irgendwelche Camps vorkamen.
Daisys Studio befand sich in einem der alten Gebäude des ursprünglichen Camps. Es war ziemlich groß und leer, und die umlaufenden Fenster ließen das weiße Winterlicht herein, das vom schneebedeckten See reflektiert wurde. Sie und ihre Crew steckten bereits mitten in den Vorbereitungen. Mehrere Scheinwerfer auf Stativen waren eingerichtet worden, dazu standen an einer Wand verschieden große Reflektoren und eine Auswahl an Hintergründen. Auf einem Tisch neben einem Laptop lagen ein paar Requisiten. Der alte Holzfußboden knarrte, als er und Kim eintraten.
Als Daisys Blick auf ihn fiel, blieb ihr der Mund offen stehen. „Heiliger Bimbam.“
„Ja, kaum werde ich im Salon zwei Stunden in die Mangel genommen, tritt auch schon meine natürliche Schönheit zutage.“
„So weit würde ich jetzt nicht gehen“, sagte sie. „Als Erstes müssen wir uns um Haare und Make-up kümmern. Dann sprechen wir über natürliche Schönheit.“ Sie stellte ihnen Chantal vor, die Kleidungs- und Make-up-Stylistin, sowie Zach, den Fotoassistenten.
Daisy war sehr professionell, und Bo spürte,
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