Nur wenn du mich hältst (German Edition)
fragte er verzweifelt.
„Das Ende mit uns, das ist los.“
„Aber warum? Ich liebe dich, Yolanda. Ich ertrage es nicht, ohne dich zu sein.“
Sie weinte und drückte ihre Wange an seine Brust. Sie fühlte sich so zart und zerbrechlich an. „Ich liebe dich auch“, flüsterte sie. „Doch wir können nicht zusammen sein. Ich bin schwanger, Bo, und du kannst kein Teil davon sein.“
Schwanger . Das Wort hätte ihn beinahe in die Knie gezwungen. Er fühlte keine Freude, sondern nur klägliche Angst, Verwirrung und Enttäuschung. „Ich helfe dir“, sagte er. „Wir stehen das gemeinsam durch.“
Darauf weinte sie nur noch heftiger. „Das geht nicht. Alles hat sich verändert. Ich bin jetzt nicht mehr der gleiche Mensch. Ich bin nicht mehr das Mädchen, das gerne in der Schulbibliothek herummacht und sich davonstiehlt, um mit dir schwimmen zu gehen. Das hier ist das echte Leben. Hier entsteht ein Baby, und keiner von uns ist dafür bereit. Ich habe keine andere Wahl. Du schon.“
„Ich entscheide mich, bei dir zu bleiben und das gemeinsam mit dir durchzustehen.“
„Man steht ein Baby nicht durch. Ich weiß, du meinst es gut. Und ich weiß, du tust dein Bestes, aber wir zwei – wir haben nichts, Bo. Nichts. Und deshalb wird es nicht funktionieren.“
„Ich gehe von der Schule ab, suche mir einen Job …“
„Was ist mit dem Baseball?“, fragte sie. „Was ist mit deinem Traum?“
„Der ist nicht so wichtig wie du.“
Sie lächelte traurig. „Ich wusste, dass du das sagen würdest. Ich will aber nicht mit dir zusammen sein. Ich will mein Leben nicht mit jemandem verbringen, der meinetwegen seinen Traum geopfert hat.“
„Das ist kein Opfer“, widersprach er, doch sobald die Worte ausgesprochen waren, erkannte er die Lüge und hoffte, Yolanda hatte sie nicht auch gehört.
Er sollte es nie herausfinden. Ihre Eltern stürmten ins Zimmer und ließen ihn stumm leidend auf der Treppe warten, während sie die Polizei riefen.
„Mr Martinez, ich schwöre bei Gott, dass ich mich gut um sie kümmern werde“, sagte er zu ihrem Vater, doch es geschah genau das, wovor Yolanda ihn gewarnt hatte. Hector Martinez verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, sodass Blut aus seinem Mund tropfte. Er gab keinen Ton von sich. Die Freunde seiner Mutter hatten ihm auf die harte Tour beigebracht, dass Weinen zwecklos war.
Er wurde wegen Einbruchs und Diebstahls der Leiter festgenommen. Das Letzte, was er von Yolanda sah, war ihr Gesicht am erleuchteten Fenster, die dunklen Augen voller Traurigkeit.
Auf dem Revier erkannten sie dank seines Bruders seinen Nachnamen. „Ich nehme an, es war nur eine Frage der Zeit, bis wir den anderen Crutcher-Jungen kennenlernen“, sagte der Polizist, der ihn verhaftet hatte.
Sein Partner hatte mehr Mitgefühl. Vielleicht lag es an seinem Alter oder seiner blutenden, geschwollenen Lippe. Der Cop sagte: „Ich bin ein Fan der Stings. Hab selber bei ihnen gespielt, als ich noch auf die Highschool ging. Du hast einen Teufelsarm, mein Junge.“
„Ja, Sir.“ Bo wusste nicht, was er sonst sagen sollte, dann sprudelte auf einmal die ganze Geschichte aus ihm heraus, und der Polizist hörte geduldig zu.
„Junge, ich weiß, dass du im Moment Feuer und Flamme für das Mädchen bist, aber vertrau mir. Es ist für alle Beteiligten das Beste, wenn du die Familie das unter sich ausmachen lässt. Sich mit ihnen zu streiten, führt nur zu noch mehr Trauer, und gewinnen kannst du sowieso nicht. Das Gescheiteste ist, wenn du deinen Weg weitergehst. Glaub mir.“
Die Anklage wurde unter der Bedingung fallen gelassen, dass er sich für immer von Yolanda fernhielt. Da er sich keinen Anwalt leisten konnte, um dagegen anzugehen, fügte er sich. Ihre Familie zog weg, und er fand weder einen Nachbarn noch einen Freund, der ihm verriet, wohin. Später hörte er, dass sie zu ihrer Tante nach Laredo geschickt worden war.
Kurze Zeit darauf bot sich ihm die Chance seines Lebens – die Gelegenheit, mit einem Unterliga-Team zu trainieren, das eng mit den Houston Astros verbunden war. Er ergriff sie und sagte sich, dass er nie aufhören würde, nach Yolanda zu suchen, doch zu dem Zeitpunkt waren ihm die Ideen ausgegangen.
Und das, gab er gegenüber dem schlafenden Jungen in seinem Wohnzimmer zu, war nur das erste Mal gewesen, dass er seinem Kind den Rücken zugewandt hatte. Obwohl Yolanda ihm verbot, seinen Sohn zu sehen, wünschte er jetzt, er hätte stärker um seine Rechte als Vater gekämpft.
Auf leisen
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