Nur wenn du mich hältst (German Edition)
aus.
„Wäre es dir lieber gewesen, ich hätte dich nicht mit in die Stadt genommen?“, forderte Bo ihn heraus. „Hättest du das hier lieber verpasst?“ Er machte eine weit ausholende Geste, die die gesamte Suite einschloss.
„Nein“, gab AJ zu. „Das ist schon irgendwie cool.“
„Und nur damit du es weißt. All das wäre nicht halb so cool, wenn du nicht mit mir hier wärst.“ Er meinte das aus tiefstem Herzen. Wenn es eines gab, das er von Kim gelernt hatte, dann, wie machtvoll es war, laut und deutlich auszusprechen, was man fühlte.
„Okay.“
Der Junge blieb reserviert.
„Ich denke, ich ziehe mich jetzt besser mal um, damit ich der High Society unter die Augen treten kann. Und du darfst dir was immer du willst vom Zimmerservice bestellen und dir ein paar Filme aussuchen, die du schaust, während ich auf dem Empfang bin.“ Er schaltete das Radio ein, fand einen guten Sender, auf dem gerade „Superfreak“ lief, und zog sich im Takt der Musik um, womit er AJ ein kleines Lächeln entlockte. Er klopfte sich mit übertriebener Geste Aftershave auf die Wangen und warf die Flasche dann AJ zu, der ein wenig zusammenzuckte, als er sich ebenfalls welches auftupfte.
„Ich hoffe, ich vermassle es heute nicht“, sagte Bo.
„Warum solltest du?“
„Auf dem Empfang sind lauter VIPs.“
„Hör auf, dir in die Hose zu machen.“
Kim hatte ihm gesagt, was er anziehen sollte, und er wusste, dass er mit ihr besser nicht über Geschmack stritt. Er hielt ein Sakko hoch, das mehr gekostet hatte als sein erster Wagen. Der Song wurde von einem Werbespot abgelöst, und er drehte die Lautstärke herunter. Er fühlte AJs Blick auf sich ruhen und spürte eine Veränderung in der Stimmung des Jungen. „Was ist?“
„Du könntest alles wiedergutmachen, weißt du?“, sagte er mit so leiser Stimme, dass Bo sich anstrengen musste, ihn zu hören.
Er hielt im Binden seiner Krawatte inne. „Was meinst du, alles wiedergutmachen?“
„Meine Mom, meine ich. Du könntest ihr helfen.“
„Wenn ich wüsste, wie, würde ich es tun.“
„Es gibt eine Möglichkeit.“ AJ atmete tief ein. „Du könntest sie heiraten.“
„Tut mir leid, Kumpel, was hast du da gerade gesagt?“ Bo hoffte, dass er ihn falsch verstanden hatte, doch der Klumpen in seinem Magen verriet ihm, dass dem leider nicht so war.
„Wenn du meine Mutter heiraten würdest, dürfte sie legal in diesem Land leben. Ich schwöre, das kann funktionieren. Die Leute machen das andauernd.“
So, wie es in einem Schwall aus AJ herausströmte, wusste Bo, dass der Junge schon eine ganze Weile über dieser Idee brütete und offensichtlich nach einem Weg gesucht hatte, das Thema anzusprechen.
„Ach AJ.“ Es tat ihm in der Seele weh. Vermutlich hatte er sich dieses großartige Szenario in seinem Kopf zurechtgelegt, indem er sie drei als Familie sah. Ihm waren solche Fantasien durchaus vertraut. Er hatte sie als Kind selbst gehabt. „Das geht nicht. Das System ist extra so aufgebaut, um genau so etwas zu verhindern.“
„Es ist ein freies Land“, sagte AJ. „Du darfst heiraten, wen du willst, oder?“
„Die Behörden haben Möglichkeiten herauszufinden, welche Ehen echt sind und welche nur eingegangen wurden, um das System zu hintergehen.“
„Du weißt, wie man ehrlich wirkt“, beharrte AJ. „Du hast es gelernt. Ich habe gesehen, wie Kim es dir beigebracht hat.“
„Das ist nicht das Gleiche. Da geht es ums Medientraining, nicht … Es tut mir leid, AJ. Ich verstehe, wie du auf den Gedanken kommst, aber das wird nicht passieren.“
„Du hast sie doch mal gemocht, oder?“
„Deine Mutter, meinst du?“
„Ja. Du hast sie mal gemocht. Du hast sie genug gemocht, um mich mit ihr zu machen. Vielleicht könntest du sie jetzt genug mögen, um sie zurückzubringen und so lange bei uns bleiben, bis sie sich einbürgen lassen kann. Das ist gar nicht so schwer. Ich habe es im Internet nachgeschaut. Auf der Seite der Einwanderungsbehörde kann man sich alle nötigen Formulare herunterladen. Du musst sie nur ausfüllen und wegschicken. Ich weiß, dass es gehen kann.“
„Du darfst nicht alles glauben, was im Internet steht.“
„Was ist mit dem, was du vorhin behauptet hast?“ Verzweiflung schwang in AJs Stimme mit. „Du hast gesagt, du würdest alles für mich tun.“
„Ich hätte das genauer spezifizieren sollen. Ich würde alles tun, was legal und ethisch vertretbar ist.“
„Aber das ist legal. Ich muss bei meiner Mom sein. Sag mir,
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