Nur wenn du mich hältst (German Edition)
Ihrem Telefonat geklappt?“
„Ja, Madam. Meine Frau und ich haben eine Stunde lang miteinander telefoniert.“ Timbô lächelte glücklich. Er trat zur Seite, damit sie den Fahrstuhl in der Lobby verlassen konnten. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend, Miss van Dorn.“
„Bist du jetzt auch Eheberaterin?“, fragte Bo sie.
„Sie haben sich seit über einem Jahr nicht mehr gesehen“, erklärte sie. „Ich habe ihm gezeigt, wie er sie mit einem kostenlosen Dienst im Internet anrufen kann. Es ist so traurig, zu denken, dass sie schon so lange getrennt sind.“
Bo überlegte, wie das wohl wäre – jemanden zu lieben, aber nicht in der Lage zu sein, ihn zu sehen oder zu berühren. Er wünschte, sie wären allein und nicht in einem gut besuchten Hotel. Es gab so viel, was er ihr sagen wollte. So vieles, was er an ihr liebte. Er liebte sie, weil sie Dinge tat, die schwierig waren, Dinge, die sie eigentlich nicht machen wollte, und zwar nur, weil sie es für richtig hielt. Er liebte sie, weil sie ihn nicht nur in einen professionellen Sportler verwandelt hatte, sondern weil sie genau wie AJ ihn zu einem besseren Mann gemacht hatte. Er liebte sie sogar dafür, dass sie Fahrstuhlführer bemerkte, die von anderen Menschen nicht mehr Aufmerksamkeit erhielten als ein Standaschenbecher.
An diesem Abend erkannte er zum ersten Mal, dass Liebe vielleicht nicht ausreichen würde, um sie zusammenzuhalten. Die Situation mit AJ und Yolanda wurde immer komplizierter, vor allem jetzt, wo AJ ihm diese Idee eingepflanzt hatte. Wenn der Junge tatsächlich auf eine mögliche Lösung gestoßen war, würde das alles zwischen ihm und Kim verändern. Er überlegte, was es wirklich in letzter Konsequenz bedeutete, eine beinahe Fremde zu heiraten, die ihm zwölf Jahre lang seinen Sohn vorenthalten hatte. Dann dachte er daran, wie es wäre, ohne Kim zu leben, die Frau, durch die er endlich gelernt hatte, frei von Angst aus ganzem Herzen zu lieben.
Für AJ würde er tun, was er tun musste, aber er kam nicht umhin, den Preis zu sehen, den er dafür zahlen müsste.
„Hey, schau nicht so ernst“, schalt Kim ihn und nahm seinen Arm. Gemeinsam durchquerten sie die Lobby in Richtung Ballsaal. „Heute ist dein großer Abend. Du wirst sie alle umhauen.“
„Ich werde mein Bestes geben, Coach.“
Aus professioneller Sicht war der Abend ein voller Erfolg. Niemand, nicht einmal Kim, schien zu bemerken, welcher Aufruhr in seinem Inneren tobte. Bo war in Gedanken Millionen Meilen weit weg, sein Herz schmerzte bereits wegen dem, was er für AJs Wohl tun musste.
Kim war eine gute Lehrerin gewesen. Man zeigte den Menschen das, was man sie sehen lassen wollte, erzählte ihnen nur das, was man sie wissen lassen wollte. Die Zeit verging in einem Rausch aus Händeschütteln, freundlichen Worten, von Herzen kommenden Versprechen, sich bald einmal zusammenzusetzen. Nach ein, zwei Stunden hatte er eine ganze Tasche voller Visitenkarten – von Starspielern, Mitarbeitern nationaler Fernsehanstalten, Vertretern von Auto-, Alkohol-, Rasierzeugherstellern und allem möglichen anderen Zeug, das nichts mit Baseball, aber dafür umso mehr mit Image zu tun hatte. Er war dankbar, Kim an seiner Seite zu haben. Allein ihre Anwesenheit gab ihm Selbstvertrauen. Sie arbeitete die Leute wie der Profi ab, der sie war, und schien jede Minute zu genießen.
Zum ersten Mal sah er sie in ihrem Element. Ganz entspannt sprach sie mit Männern, die die Namen von Gründervätern oder Investmentfirmen trugen und nicht den eines Countrysongs. Besser als je zuvor verstand er, dass sie nicht nur aus unterschiedlichen Welten stammten, sondern auch zu unterschiedlichen Welten gehörten.
Sie unternahm den tapferen Versuch, ihm das Gefühl zu geben, ebenfalls dazuzugehören, und stellte ihn Sportreportern und Marketingexperten vor.
„Sie haben in ihr einen ganz schönen Fan“, sagte Stu Westfield, ein Producer von ESPN. „So wie sie es darstellt, sind Sie die Wiederkunft des Messias und bringen eine ordentliche Portion Frische, Stärke und Erfahrung mit auf den Abschlaghügel.“
„Das klingt besser, als zu sagen, dass ich einfach schon alt bin“, erwiderte Bo.
Westfield lachte und schüttelte erst ihm, dann Kim die Hand. „Sie sind so gut, wie Sie aussehen“, sagte er zu ihr, „und das meine ich auf bestmögliche Weise. Haben Sie jemals vor der Kamera gestanden? Kommentare gesprochen?“
„Nicht seit meinem Praktikum während der Collegezeit“, sagte sie. „Ich
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