Nur wenn du mich hältst (German Edition)
antworten. Sie schluckte den Kloß hinunter, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte, seitdem ihr Bos seltsames Verhalten aufgefallen war. In seiner Stimme hatte ein Hauch von Bedauern gelegen, und auch die Art, wie er dastand, wie er das Kinn gereckt hielt, verriet ihr, dass sie sich besser für das, was nun kommen würde, wappnen sollte. Sie selbst konnte im Moment nichts sagen. Sie konnte nur warten.
„Ich muss das tun“, fuhr er fort. „Für AJ. Mir bleiben ein paar Wochen, bis das Training in Florida anfängt, und ich … ich muss einfach mehr für Yolanda tun. AJ – er schwindet unter meinen Augen dahin. Es bringt ihn um. Es bringt mich um. Er muss bei seiner Mutter sein.“
So hatte sie ihn noch nie gesehen. So unglaublich ernst. „Wie soll das aussehen? Willst du mir sagen, dass du ihn nach Mexiko bringst?“
Er hob die Hände, als wollte er sie berühren, trat dann jedoch einen Schritt zurück und ließ die Arme sinken. Was hatte das zu bedeuten? Sie sehnte sich nach seinen Armen, die sie hielten, seinen Händen, die sie streichelten, doch er wirkte seltsam distanziert.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie. „Du machst mir Angst.“
„Tut mir leid. Das hatte ich nicht vor. Ich will mich nicht sonderbar verhalten, aber alles, woran ich im Moment denke, ist, Yolanda zurückzubringen, denn das ist das Einzige, das AJ retten kann.“
„Was meinst du damit? Das versuchst du doch schon seit dem ersten Tag.“
„Ich werde AJs Mutter heiraten.“
Seine Miene drückte absolute Entschlossenheit aus, die durch den Schmerz in seinem Blick noch verstärkt wurde.
Die Welt kippte aus den Angeln. Kims erster Impuls war so zu tun, als hätte sie es nicht gehört, aber das konnte sie nicht. Sie wusste genau, wie der Plan lautete.
„Ich habe mit Sophie gesprochen“, sagte er. „Es kann funktionieren, doch es gibt ein paar Regeln, die beachtet werden müssen.“
„Was für Regeln?“
„Formulare, die wir ausfüllen müssen – ein Visumsantrag, ein Härteantrag. Und … die Regel, dass man zwei Jahre lang zusammenwohnen muss. Das dient dazu, sicherzustellen, dass es sich um eine echte Ehe handelt und nicht nur um einen Weg, sich eine Greencard zu erschleichen.“ Er hielt inne. Wartete. „Sprich mit mir, Kim. Was geht dir durch den Kopf?“
Tausend Sachen. Was ist mit uns, mit mir? Wie viel bedeutet dir unsere Liebe? Sie stellte diese Fragen nicht, weil es schlussendlich nur eins gab, das wirklich wichtig war. Und das war AJ.
„Ich verstehe“, sagte sie schließlich. Und das tat sie auf einer gewissen Ebene. Auf einer anderen war sie am Boden zerstört. Ihr Herz war wie betäubt. Sie spürte es nicht mehr in ihrer Brust, und doch wusste sie, wenn die Taubheit nachließ, würde sie es brechen fühlen.
„Dann begreifst du, was das für uns bedeutet.“
Sie schaffte es kaum noch, sich aufrecht zu halten. Es war nicht so sehr die Kälte, die sie zittern ließ, sondern die Erkenntnis, dass sich alles erneut änderte und sie nichts tun konnte, um es aufzuhalten. „Es gibt kein Uns mehr“, sagte sie. „Es darf kein Uns mehr geben.“
Er nickte. Seine Augen waren dunkel vor Schmerz.
„Ich liebe dich, Kimberly. Mehr, als ich dir sagen kann, aber ich werde dich nicht bitten, auf mich zu warten. Das kann ich nicht von dir verlangen. Und das tue ich auch nicht. Du hast etwas Besseres verdient.“
Er hatte absolut recht, obwohl sich alles völlig falsch anfühlte. Trotzdem widersprach sie nicht und versuchte nicht, seine Meinung zu ändern. Die alte Kimberly hätte einen Anfall bekommen, hätte darauf bestanden, einen anderen Weg zu suchen, einen Weg, der ihre Bedürfnisse als Erstes erfüllte, doch dieser Mensch war sie nicht mehr. Das hier war größer als sie, als ihr Verlangen. AJs Wohlergehen war wichtiger als ihre eigenes. Ja, sie wusste, wie weit der Junge es schon gebracht hatte. Er war in der Schule besser geworden, hatte neue Sportarten erlernt, neue Freundschaften geschlossen, aber wenn sie in seine Augen blickte, selbst wenn er lächelte, sah sie dort eine Leere, die seit der Nachricht von der Abschiebung seiner Mutter abgrundtief zu sein schien. Sollte es eine Chance gab, ihn zu retten, musste Bo sie ergreifen.
„Es tut mir so leid, Honey.“ Er schaute sie mit schmerzerfülltem Blick an. „Bitte sag mir, dass du mir eines Tages vergeben wirst.“
Wut flammte in ihr auf, kurz und heiß, aber sie verflog sofort wieder. Nichts hiervon war sein Fehler. Er versuchte nur, das zu tun,
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