Nur wenn du mich hältst (German Edition)
das Loch, in das er seine Kugel versenken wollte, und bereitete den Stoß vor. Leider schätzte er den Winkel nicht richtig ein, und die Kugel stieß an die Bande und rollte in die falsche Richtung davon.
„Kein Grund, sich dumm zu stellen“, sagte Bagwell. „Wir alle würden in deiner Situation genau das Gleiche tun.“
17. KAPITEL
Als sie zusammen mit ihrer Mutter die Bank verließ, verspürte Kim vorsichtigen Optimismus. Bo hatte recht gehabt; weil Penelope zum Abschluss der Versicherung gedrängt worden war, hatte sie ein Anrecht darauf, Regressansprüche an die Bank zu stellen. Wie ungewohnt, dachte sie. Ein Mann, der ihr mal wichtige und richtige Informationen geben hatte. Das hatte sie noch nie erlebt.
Gemeinsam mit einem Spezialisten hatten sie und ihre Mutter einen Rückzahlungsplan entwickelt, der Penelope helfen würde, sich mit etwas Glück und Vorsicht von der belastenden Hypothek zu befreien.
„Das sollten wir feiern“, sagte sie.
„Ich habe jetzt einen strengen Haushaltsplan und beabsichtige, mich daran zu halten.“ Ihre Mutter ließ ihre Handtasche zuschnappen und ging zum Auto. „Wir müssen auf dem Weg nach Hause noch beim Supermarkt vorbeifahren, da kann ich es dir beweisen.“
„Wir halten uns ans Budget“, versprach Kim. „Wir finden einen Weg, wie wir mit wenig Geld feiern können.“
Ihre Mutter nickte. „Früher habe ich dich immer zum Fünfuhrtee mit ins St. Regis genommen, erinnerst du dich?“
„Ich erinnere mich daran, dass meine Schuhe gedrückt haben. Und an die langweilige Harfenmusik.“
„Aus der habe ich mir auch nie viel gemacht.“ Penelope steckte den Schlüssel ins Zündschloss und startete den Wagen.
„Und doch sind wir so oft hingegangen. Ich dachte, es wäre dir wichtig.“
„Und ich dachte, es würde dir Spaß machen. Einer von uns hätte was sagen sollen.“
„Das tue ich jetzt“, sagte Kim. „Keine langweiligen Teepartys mehr.“
„Hört, hört.“
Penelope fuhr vom Parkplatz der Bank. Selbst ihr Fahrstil fühlte sich entspannter, selbstsicherer an. Dino Carminucci hatte ihr ein paar Fahrstunden gegeben. Ihre Mutter hielt ihn für einen von Natur aus begabten Lehrer, aber sie vermutete dahinter etwas mehr. Es fiel ihr nicht leicht, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ihre Mom sich mit einem Mann treffen könnte.
„Du bist auf einmal so still“, sagte Penelope. „Woran denkst du?“
„An dich und daran, dass du dich mit Männern verabredest. Denn das ist es doch, was du mit Dino tust, oder?“
Eine Pause. „Wir genießen die Gesellschaft des jeweils anderen. Sehr sogar. Ich hoffe, es macht dir nichts aus.“
„Nein, natürlich nicht“, erwiderte sie schnell. „Gott weiß, dass du es verdient hast, glücklich zu sein, Mom.“
„Mir ist klar, dass du böse bist wegen der Dinge, die du über deinen Vater erfahren hast, doch vergiss nicht, dass sein Umgang mit Finanzen nur ein Aspekt von ihm war. Ich habe die fünfunddreißig Jahre mit ihm nicht gelitten. Und du hattest auch keine schlechte Kindheit. Wir waren alles in allem eine sehr glückliche Familie.“
„Waren wir das? Ich weiß, es hat sich damals so angefühlt, aber jetzt … es fehlte die Basis, Mom. Es war eine einzige große Täuschung.“
„Wir haben nicht nur so getan, als wären wir glücklich. Wir … wir waren es einfach.“
Ihr Vater war fordernd gewesen, voreingenommen. Das sah sie inzwischen ganz deutlich. Ihm zu gefallen hatte ihr etwas gegeben, das sie für Glück gehalten hatte. Zu wissen, wie sehr sie sich nach seiner Anerkennung gesehnt hatte, wie viel ihr das bedeutet hatte, obwohl alles nur eine Illusion war – das war es, was sie wütend machte.
„Mom, du machst Witze, oder?“
„Ich habe mehr als drei Jahrzehnte mit deinem Vater verbracht. Und die meiste Zeit war ich glücklich. Wir hatten unsere Höhen und Tiefen wie jeder. Wenn ich jetzt zurückschaue, erkenne ich kleine Anzeichen dafür, dass etwas nicht in Ordnung gewesen ist, doch ich habe sie ignoriert. Vielleicht war ich auch zu sehr damit beschäftigt, den Schein zu wahren. Ich habe vergessen, zwischendurch Luft zu holen. Ich habe deinen Vater geliebt; allerdings so von ihm zurückgelassen zu werden, all diese Geheimnisse zu erfahren, die nach seinem Tod mit einem Mal ans Licht kamen … Mit Dino ist alles anders. Ich will ihn nicht mit deinem Vater vergleichen, aber das gesamte Leben dieses Mannes ist ein offenes Buch. Er hat vier erwachsene Kinder und eine verbitterte Exfrau. Er
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