Nur wenn du mich hältst (German Edition)
für diesen Typen. Er war sechsundzwanzig Jahre alt und hatte Wutanfälle wie ein kleines Baby.“
„Warum haben die Leute das zugelassen?“
„Das ist das Problem mit Erwachsenen, die einen dafür bezahlen, dass man auf sie aufpasst. Man kann sie nicht einfach in die Ecke stellen, wenn sie sich nicht benehmen.“
„Niemand schickt Bo Crutcher in die Ecke“, sagte Bo, der in Jeans und einem neuen Sweatshirt in die Küche kam.
Er hatte sich frisch rasiert und sah unglaublich attraktiv aus. Kim tat schnell so, als müsste sie ihr Smartphone prüfen, obwohl sie außer seinem Projekt nichts auf der Agenda hatte.
„Hey, AJ“, sagte er. „Das ist ein Zitat aus einem alten Film, Dirty Dancing . ‚Niemand stellt Baby in die Ecke‘. Hast du den Film je gesehen?“
„Klingt nicht, als wäre er nach meinem Geschmack.“
„Warte ab, eines Tages wirst du ihn mögen.“ Bo hielt ihm die Tür zum Esszimmer auf. „Reservier mir einen Platz am Tisch.“
Während Kim sich das Frühstücksangebot anschaute, schenkte er sich einen Kaffee ein. Bo ging dicht hinter ihr vorbei, sodass ihre Körper einander streiften.
„Definiere sich nicht benehmen “, murmelte er ihr ins Ohr.
„Genau das, was du gerade tust. Also benimm dich.“
„Das tue ich immer.“
„Nein ehrlich, wir haben eine Menge Arbeit vor uns. Wir sollten uns das Interview anschauen, feststellen, wie du dich geschlagen hast und worauf wir uns konzentrieren müssen.“
„Cool. Ich hole meinen Laptop.“
„Gute Idee. Wir können es uns nach dem Frühstück alle gemeinsam ansehen.“
Bagwell, Daphne und Dino kamen in die Küche. Penelope setzte eine frische Kanne Kaffee auf. Kim gewöhnte sich jeden Tag ein bisschen mehr an dieses Haus voller Leute – das Geplapper bei den Mahlzeiten, das Klappern der Teller und an das Talent ihrer Mutter, alles so zu organisieren, dass alle sich wohlfühlten. In letzter Zeit fiel ihr immer öfter auf, wie aufmerksam Dino ihrer Mutter gegenüber war. Er füllte ständig ihre Tasse nach und zog den Stuhl für sie hervor. Dieser Mann meinte es ernst, und er ging es auf genau die richtige Art an.
Nach dem Frühstück stellte Bo den Laptop auf das Buffet im Esszimmer. „Das ist ein Interview vom November nach den Testspielen“, sagte er. „Das ist eins von denen, die die Spieler regelmäßig geben sollen.“
Während das Video geladen wurde, packte AJ seinen Rucksack. „Ich mache mich besser auf den Weg. Der Bus kommt gleich.“
Interessant, dachte Kim. Er hatte gute zehn Minuten, bis er losmusste, dennoch schien er es eilig zu haben. Nach dem New-York-Vorfall war der Junge zu einem Busprofi geworden. Bo hatte ihm gesagt, sollte er noch einmal abhauen, würde er ihn jeden Tag zur Schule fahren und wieder abholen – etwas, das kein Mittelschüler wirklich gut fand. Außerdem war AJ nicht dumm. Er wusste, dass sein Verhalten den Fall seiner Mutter negativ beeinflussen könnte, und das wollte er nicht riskieren.
„Deine Buchbesprechung liegt immer noch im Drucker“, sagte Bo. „Hast du die Erlaubnis für den Ausflug nach West Point eingepackt?“
„Ja.“ AJ ging in die Bibliothek, um die Blätter zu holen. „Bis später.“
„Viel Spaß.“ Bos Blick folgte dem Jungen zur Tür.
„Du bist inzwischen richtig gut darin, wie ein Vater zu klingen“, bemerkte Bagwell.
„Findest du?“ Bo lächelte vorsichtig, doch in seinen Augen lag ein besorgter Ausdruck.
Kim wusste, dass er jeden Tag in der Schule anrief, um sicherzugehen, dass AJ angekommen war. In der kurzen Zeit hatte er sich ganz schön verändert – kaum noch etwas erinnerte an den Mann vom Flughafen. An jenem brutal kalten Morgen hätte sie nie damit gerechnet, dass er jemand sein könnte, an den sie ständig denken musste.
Sie riss sich zusammen und stellte die Lautstärke des Laptops höher. Der Film begann mit der Musik der Sportschau und dem MLB-Logo, gefolgt von einem Blick auf das neue Stadion. Dann zeigte die Kamera die Handvoll Spieler, die eine Einladung zu den Testspielen erhalten hatten.
Um in die Stammmannschaft aufgenommen zu werden, musste man durch viele Ringe springen, und das hier war einer der Ersten, und auf jeder Stufe konnte ein Fehltritt das Ende des Traums bedeuten.
Die Spieler saßen in einer Reihe vor zwei aufgebauten Mikrofonen und beantworteten abwechselnd Fragen. Sie sahen alle jung und unerfahren aus und wirkten nervös zwischen der unglücklich gewählten grauen Betonwand als Hintergrund und den leeren Tischen
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