Nur wenn du mich hältst (German Edition)
für Bo Crutcher vor. Zum ersten Mal seit ihrer Flucht aus Los Angeles hatte sie endlich wieder das Gefühl, nützlich zu sein. Sie war in ihrem Element und fand es gleichzeitig beschämend, wie sehr sie diesen Teil ihres alten Lebens vermisst hatte. Die Arbeit verschaffte ihr unglaubliche Befriedigung. Der Druck und die Herausforderung waren belebend, selbst die Aussicht, das scheinbar Unmögliche zu schaffen und jemanden wie Bo Crutcher in einen Star zu verwandeln, war aufregend.
Sie warf einen Blick in den Kalender für die Nebensaison, den ihr Gus Carlisle zur Verfügung gestellt hatte, und schaute dann durch die offene Tür zu ihrem Klienten, der im Wohnzimmer saß und seinem Sohn „Deep in the Heart of Texas“ auf seinem E-Bass beibrachte, um die Zeit bis zur Abfahrt des Schulbusses totzuschlagen. Seitdem AJ beschlossen hatte, in Avalon zu bleiben, war er merklich aufgetaut. Ab und zu vergaß er sogar mal seine Sorgen um seine Mutter, und das Band zwischen ihm und Bo wurde langsam dicker und fester.
Immer, wenn sie wegen ihres Klienten frustriert war, dachte sie genau daran.
Im Kalender war für die nahe Zukunft ein Muskelaufbautraining mit einem Personal Trainer eingetragen. Dieser Aspekt des Programms stellte kein Problem dar. Trotz seiner Nörgelei war Bo von Natur aus ein sportlicher Mensch, der keine körperliche Herausforderung scheute. Er absolvierte jeden Tag sechzig Würfe im Fitnessklub, und Kim konnte es kaum erwarten, ihn auf dem Abschlagmal zu sehen. Die Stärke und die Eleganz eines talentierten Pitchers waren wunderschön anzuschauen; was das anging, machte sie sich um ihn kein Sorgen. Die wirklichen Probleme würden anfangen, wenn er mit den Managern oder der Presse sprechen musste. Zusätzlich zum anstehenden Galaempfang für die Teamchefs, Förderer und Sponsoren war es wichtig, ihn für die New Player Week vorzubereiten. Er brauchte sofort eine Pressemappe und ein intensives Medientraining.
Sie machte sich ein paar Notizen auf dem Kalender und ging ins Wohnzimmer hinüber, wobei sie einen Moment an der Tür stehen blieb. Nach der Basslektion waren sie dazu übergegangen, ein Telefonbuch in der Mitte auseinanderzureißen. Sie wirkten wie Vater und Sohn, obwohl ihnen das vermutlich nicht bewusst war. Oberflächlich betrachtet könnten sie unterschiedlicher nicht sein. AJ war nicht so hoch aufgeschossen wie sein Vater. Seine dunklere Haut bildete einen scharfen Kontrast zu Bos nordeuropäischen Gesichtszügen, doch wenn AJ lachte und seine Augen funkelten, sah er genauso aus wie sein Vater, der sich in der Nähe seines Sohnes wie ein großes Kind benahm und eine unendliche Geduld für Albernheiten zu haben schien.
Als Bo sie sah, grinste er breit. „Zeit, mich an die Arbeit zu machen“, sagte er zu AJ. „Ich muss lernen, wie man sich als Spieler der Major League benimmt.“
„Ich verstehe gar nicht, was daran so schwer ist“, sagte AJ. „Du hast doch gesagt, dass du schon seit der Little League Pitcher bist.“
„Das Pitchen ist nicht das Problem. Aber bei allem anderen brauche ich noch Hilfe. Was steht heute auf dem Plan, Coach?“
„Ein gründliches Umstyling“, erwiderte Kim.
Er tauschte einen Blick mit AJ. „Mir gefällt gar nicht, wie das klingt.“
„Das wird vermutlich auch so bleiben“, warnte Kim ihn. Sie hatte eine lange Liste von Dingen, die zu erledigen waren, um ihn für den Galaempfang in New York vorzubereiten, der den Beginn der New Player Week markierte.
„Schieß los“, sagte er.
„Du brauchst ein Pressefoto.“
„Ich habe eins. Das von der Hornets-Website.“
„Das sieht aus wie ein Fahndungsfoto.“
„Ist es ja irgendwie auch. Ray Tolley aus meiner Band ist Polizist. Er hat es gemacht.“
„Wir brauchen neue Aufnahmen. Und die werden aussehen wie aus einer Modelkartei.“
„Du bist der Boss.“
„Wir lassen eine ganze Reihe professioneller Bilder machen.“
„Okay, wenn du meinst.“
„Ich buche ein Studio in New York.“
„Brauchen wir nicht.“
„Hör mal, wir machen das entweder auf meine Art oder …“
„Ich habe nichts dagegen, neue Fotos machen zu lassen, aber nur von meiner Fotografin.“
„Du hast eine Fotografin?“
„Daisy Bellamy. Die Stieftochter meines besten Freundes Noah. Sie kann das zusätzliche Einkommen gut gebrauchen.“
„Es ist nett, dass du an deine Freunde denkst, aber nein. Wir brauchen einen Profi. Jemanden …“
„Warte mal eine Sekunde.“
Er ging in die Rotunde und kehrte kurz darauf
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