Nur wenn du mich hältst (German Edition)
abwehrend die Hände.
„Ich sehe es in deinem Gesicht. Es geht dir wirklich nicht darum, reich und berühmt zu werden. Du liebst einfach den Sport.“
„Oh, verzeih tausend Mal. Natürlich liebe ich den Sport. Warum zum Teufel würde ich sonst Jahr für Jahr ohne Bezahlung spielen, in einer Bar kellnern und alle möglichen Nebenjobs annehmen, nur um mir was zu essen leisten zu können? Wenn es mir ums Geld ginge, wäre ich Autohändler geworden oder würde in der südchinesischen See auf einer Ölbohrplattform arbeiten. Des Geldes wegen Baseball spielen?“
Er legte den Kopf in den Nacken und ließ sein typisches Bo-Crutcher-Lachen hören. Jetzt zeigte er genau den Humor, der ihm im Interview so auffallend gefehlt hatte. Als er merkte, dass außer ihm keiner lachte, hörte er auf.
„Was? Wieso schaust du mich so an?“
Kim konnte nicht anders. Wenn die Inspiration sie packte, neigte sie dazu, den Mund aufzureißen und zu starren. „Das ist genial“, sagte sie.
„Was?“ Er biss vom Donut ab, sodass der Puderzucker auf seinen Pullover rieselte. „Ich?“
Sie ertappte sich dabei, den Blick auf seine weiß bestäuben Lippen geheftet zu halten. „Genau. Nein, ich meine das, was du gerade gesagt hast – das bist du. Du hast aus dem Herzen gesprochen, es war die Wahrheit, und das ist es, was dich den Leuten sympathisch macht. Alle werden sich an deine Ernsthaftigkeit erinnern.“
„Der Baseballspieler, der gerne Baseball spielt? Wo liegt da der Unterschied zu den anderen Spielern?“, wollte er wissen.
„Es ist nicht so sehr der Gedanke, der euch unterscheidet. Viele Sportler mögen ihren Sport. Aber mir gefällt, wie du das rüberbringst. Das wird ihnen gefallen.“
„Ach ja?“ Er nahm eine Serviette und versuchte sich den Puderzucker vom Pullover zu wischen, was nur dazu führte, dass er ihn in den blauen Stoff rieb. „Hey, Dino“, sagte er. „Ich bin ein Genie. Du hast gehört, dass Kim das gerade gesagt hat, oder?“
Dino schaute ihn kurz an und ließ den Blick dann zum Puderzuckerfleck gleiten. „Hm, hm.“
„Ich bitte meine Klienten am Anfang immer, mir ihre Geschichte zu erzählen“, sagte Kim. „Unglücklicherweise sind die meisten nicht sonderlich gut darin. Oder ihre Geschichte ist langweilig. Einige von ihnen – zu viele, um ehrlich zu sein – haben in so jungen Jahren mit ihrem Sport angefangen, dass sie nie die Chance hatten, zu entscheiden, ob sie ihn wirklich lieben.“
„Bo liebt ihn“, warf Penelope strahlend ein. „Das ist zauberhaft.“
„Einen Klienten zu haben, den die Leute mögen, erleichtert meine Aufgabe. Ich hatte genügend Kunden, bei denen ich hart dafür arbeiten musste, dass die Presse sie mochte.“
„Cool“, sagte Bo. „Also kann ich loslegen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Noch lange nicht.“
„Gut, dann sag mir, was ich tun soll. Das ist doch dein Spezialgebiet, oder? Einen Rohdiamanten zu einem funkelnden Edelstein zu schleifen.“
Sie musterte ihn skeptisch. „Vorausgesetzt, unter der rauen Oberfläche befindet sich auch ein Diamant.“
„Ha, das weißt du genau, Zuckerstück.“
„Neue Regel“, sagte sie. „Du wirst sofort aufhören, Frauen Namen wie ‚Zuckerstück‘ zu geben.“
„Aber wenn ich Männer so nenne, werden mich alle für schwul halten.“
„Und sag nicht schwul.“
„Alle sagen schwul.“
„Du nicht. Tu dir einen Gefallen, und streiche das aus deinem Wortschatz.“
„Was soll ich denn dann sagen? Ho-mo-sexu-ell?“ Er zog das Wort unnötig in die Länge.
„Wie wäre es, wenn du das Thema ganz vermeidest? Menschen können durchaus längere Zeiträume überstehen, ohne über sexuelle Orientierungen zu sprechen.“ Sie schaute ihn fragend an. „Außer das ist eine deiner Hauptbeschäftigungen?“
Er schnaubte. „Ja, genau. Du machst mich fertig, wirklich. Erst hältst du mich für einen Don Juan – mit dem ich übrigens überhaupt keine Gemeinsamkeiten habe, ich hab’s im Internet nachgeschaut. Er hat alles gevögelt, was einen Reifrock trug. Das tue ich nicht. Ich habe also kein Problem. Beziehungsweise, mein größtes Problem bist du. Und du bist da, um mir zu helfen.“
„Das werde ich auch, aber dafür brauche ich deine Mitarbeit.“
„Die hast du“, sagte er und steckte sich den letzten Bissen Donut in den Mund. „Zuckerstück.“
19. KAPITEL
Kim bestand darauf, dass sie morgens früh anfingen. Um acht Uhr war sie entweder schon am Telefon oder am Computer und bereitete ihre Strategie
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