Nur wenn du mich hältst (German Edition)
werden wir uns beide anstrengen und es gut machen. Ich möchte bis zum Ende des Tages ein Interview in der Baseball Monthly aus Cooperstown landen.“ Trotz des Tequilas hatte sie in der Nacht lange wach gelegen und über ihn nachgedacht. Die Vorstellung, ein neues Projekt in Angriff zu nehmen, wirkte wie ein starker Espresso. Sie hatte angefangen, Pläne zu schmieden und im Kopf ihre Medienkontakte durchzugehen und eine Strategie zu entwerfen.
„Echt?“ Er kratzte sich die bloße Brust, schob die Hände dann unter die Achseln und wippte auf den Fersen vor und zurück. „Das klingt super, Kim. Ich weiß das sehr zu schätzen.“
Augen geradeaus, ermahnte sie sich. „Dir wird es vermutlich nicht sonderlich gefallen, mit mir zu arbeiten. Ich neige dazu, mich wie ein Drillsergeant zu benehmen, vor allem wenn nur so wenig Zeit ist.“
„Ach ja? Ich glaube, da irrst du dich.“
„Wie meinst du das?“
„Es wird mir sehr wohl gefallen. Ich werde jede Minute genießen.“
„Wir treffen uns unten.“ Sie schloss die Tür vor seiner Nase, zog sich eilig an und ging in die Küche hinunter. Während sie sich einen Kaffee einschenkte, sang sie das Lied aus dem Radio mit.
„Du hast gute Laune“, bemerke AJ, als er hereinkam.
„Habe ich das? Hm, ich bin vermutlich einfach nur froh, dich zu sehen“, sagte sie.
Das entlockte ihm ein zögerliches Lächeln. „Ja, klar.“
„Hat dein Dad dir erzählt, dass er mit mir zusammenarbeiten wird? Medientraining und Public Relations – genau das, was ich in meinem alten Job gemacht habe. So muss er nicht nach Virginia.“
„Und deshalb bist du so gut gelaunt?“
Ja . „Nein“, sagte sie schnell. „Aber ich finde es toll, dass er einen Weg gefunden hat, wie er bei dir bleiben kann.“
Schweigend bereitete AJ sich eine Schale mit Müsli zu. Kim schaute ihm verstohlen zu. Sie erinnerte sich an Daphne und ihre Bemerkung bezüglich einer Affäre mit Bo, doch vor ihr stand der Grund, der eine Affäre undenkbar machte, denn sie würde sich niemals verzeihen, wenn dabei ein zerbrechlicher, verängstigter Junge zu Schaden käme.
Sie beobachtete ihn aus dem Augenwinkel, konnte aber nicht einschätzen, was er über die neueste Entwicklung dachte. Vermutlich verstand er gar nicht, was Bo riskierte, indem er nicht nach Virginia fuhr. Es ging ja nicht nur ums Medientraining und die Grundlagen des Geschäfts, sondern er würde die Chance zum Networking verpassen, die für eine hochkarätige Karriere so wichtig war. Die richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt zu treffen führte zu Verbindungen und Allianzen, die unbezahlbar waren.
Sie würde es sich zur Aufgabe machen, andere Netzwerke aufzutun. Das Interview mit der Baseball Monthly sollte kein großes Problem werden. Ein paar E-Mails mit jemandem, den sie dort kannte, und fertig. Ob nun mit Alkohol im Blut oder ohne, sie hatte sich hierzu entschlossen und wollte zusehen, dass sie so schnell wie möglich vorankämen. Sie hatte bereits ein Auge auf eine Veranstaltung geworfen, einen Empfang, der informell als Debütantenball für Nachwuchs-Yankees bezeichnet wurde und im „Pierre“ in New York City stattfand. Er diente dazu, Presse und Sponsoren mit den zukünftigen Stars zusammenzubringen. Nur die vielversprechendsten Spieler erhielten eine Einladung – und sie hatte vor, Bo zu einem von ihnen zu machen.
Zusätzlich zu seinem Müsli nahm AJ sich noch Muffins, Obst, Joghurt, Saft und Milch und stellte alles auf ein Tablett, um es ins Esszimmer zu tragen.
„Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel du essen kannst“, sagte sie. „Wo steckst du das nur alles hin?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin ein Kind. Wir essen einfach.“
„Das glaube ich auch. Ich habe vorher noch nie etwas mit Kindern zu tun gehabt“, gab sie zu.
„Das klingt ja, als wären wir eine gefährdete Spezies oder so.“
„Bis vor Kurzem habe ich immer sehr viel gearbeitet. Natürlich könnte man sagen, dass einige meiner ehemaligen Klienten sich wie Kinder verhalten haben.“ Sie dachte einen Moment darüber nach. „Aber das wäre eine Beleidigung für jedes Kind.“ Dafür erntete sie ein breites Grinsen.
„Genau.“
„Ich meine das ernst. Manche meiner Klienten waren einfach grauenhaft.“
„Wer zum Beispiel?“
„Nun, da war dieser eine Tennisstar, der so verrufen war, dass wir nicht einmal einen Fahrer für ihn finden konnten. Man meint, es sollte leicht sein, jemanden zu kriegen, der einen Kunden herumfährt, doch nicht
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