Nur wenn es Liebe ist
Auch Cheyenne erhob sich und umarmte die drei Frauen. Danach stellte sie ihnen Quade vor.
„Wir sind sofort hergekommen, als wir die Nachricht erhalten haben“, berichtete Kylie. „Unsere Männer kommen auch gleich. Hast du schon mit dem Arzt gesprochen?“
„Nein“, antwortete Cheyenne und schüttelte den Kopf. „Wir warten schon seit einer Stunde, aber bisher ist niemand gekommen, um uns über den Stand der Dinge zu informieren. Ich mache mir langsam echt Sorgen.“
In diesem Moment betrat ein Mann im weißen Kittel den Warteraum. Cheyenne erkannte ihn als einen der Kinderärzte. Sofort ging sie auf ihn zu. „Wie geht es Venus, Dr. Miller?“, fragte sie hastig und spürte, dass Quade ihr gefolgt war. Sie stellte ihn vor. „Dies ist Quade Westmoreland, der Vater der Kinder.“
Der Arzt gab Quade die Hand und lächelte beruhigend. „Wir glauben nun zu wissen, was der kleinen Venus fehlt, aber wir müssen noch ein paar Testergebnisse abwarten. Bei Frühgeburten gibt es immer mal wieder Probleme mit der Lunge. Normalerweise stellt man so etwas in den ersten Stunden nach der Geburt fest, aber im Falle Ihrer Tochter ist es erst später aufgetreten.“
„Und um was genau handelt es sich?“, wollte Quade wissen.
„In der Regel fehlen dem Kind einfach Lungenbläschen. Die werden schon im Mutterleib entwickelt und sind bei der Geburt meist ausreichend vorhanden, sodass das Baby alleine atmen kann. Venus hat offensichtlich nicht genügend Lungenbläschen, daher die Atemnot.“
„Und was kann man tun, um ihr zu helfen?“, fragte Cheyenne panisch.
„Dass sie schon etwas älter ist, könnte sich als hilfreich erweisen“, sagte der Arzt. „Wir hoffen, dass der Mangel nicht zu gravierend ist und keine bleibenden Schäden entstehen. Wir werden sobald wie möglich mit der Behandlung beginnen. Im schlimmsten Fall können allerdings auch andere Organe betroffen sein, vielleicht sogar das Herz.“
Cheyenne schwankte, doch Quade umfasste sofort ihre Taille, um ihr Gleichgewicht zu halten. „Wann können wir unsere Tochter sehen?“, erkundigte er sich.
„Ich möchte Sie noch um ein wenig Geduld bitten. Ich lasse sie zurzeit künstlich beatmen.“
Cheyenne gab einen Laut des Entsetzens von sich und spürte, wie Quade seinen Griff verstärkte. „Danke, Doktor“, sagte Quade ruhig. „Bitte sagen Sie uns sofort Bescheid, wenn wir unser Kind besuchen können.“
Nachdem der Arzt gegangen war, nahm Quade Cheyennes Hand. „Entschuldigt uns einen Moment“, sagte er zu Kylie, Jocelyn und Lena. Danach zog er Cheyenne sanft hinter sich her auf den Flur. Sie gingen den Korridor entlang, bis Quade einen leeren Raum entdeckte und Cheyenne dort hineinführte. Dann schloss er die Tür hinter sich, umfasste Cheyennes Arme und schaute ihr in die Augen. Was er sah, berührte ihn zutiefst. Da war eine Frau, die vollkommen erschüttert war vor Angst um ihr Baby. „Lass es raus, Cheyenne“, flüsterte er.
Zuerst sah sie ihn nur an, doch als sie endlich begriff, was er meinte, ließ sie ihren Kopf an seine Brust sinken und begann hemmungslos zu schluchzen. Er hielt sie in seinen Armen, während sie sich ausweinte, schloss die Augen und versuchte zu begreifen, was der Arzt gerade gesagt hatte.
Er wusste nun, dass er bisher überhaupt keine Ahnung davon gehabt hatte, was es wirklich bedeutete, Vater zu sein. Es hatte nichts damit zu tun, einen Namen zu ändern oder den Kindern ein familiäres Umfeld zu schaffen. Worauf es dagegen wirklich ankam, war, da zu sein für die kleinen Menschen, wenn sie ihn brauchten. Die Voraussetzungen zu schaffen, dass sie wachsen und sich entwickeln konnten. Und außerdem zählte dazu, für die Frau da zu sein, die diese Kinder geboren hatte.
Hier ging es auch um Cheyenne, und ihm wurde endlich klar, dass er sie liebte. Manchen Leuten würde die ganze Sache vielleicht verrückt erscheinen, aber was ihn betraf, machte alles zweifellos Sinn. Unterbewusst war da immer das Gefühl gewesen, dass es einer ganz besonderen Frau bedurfte, damit er sich verliebte. Und wenn er sie traf, dann würde es weder Jahre noch Monate dauern, bis er sein Herz verlor. Schon seine Eltern hatten sich Hals über Kopf ineinander verliebt, und so war es auch seinem Onkel und seiner Tante ergangen. Sogar manche seiner Brüder und Cousins waren der lebende Beweis dafür, dass es Liebe auf den ersten Blick gab. Und mittlerweile nahm Quade an, dass auch er sich sofort, als er Cheyenne am Strand begegnete, in sie
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