Nyx - House of Night: Das Begleitbuch (German Edition)

Figur und sorgt sich besonders um die Gesundheit und das Glück ihres Volkes – ganz wie Nyx im H OUSE OF N IGHT.
    Kuan Yin (oder Guanyin) ist in erster Linie eine ostasiatische Gottheit, die dem Buddhismus entstammt, als Göttin der Gnade und des Mitgefühls gilt und in Japan unter dem Namen „Kannon“ bekannt ist. Besonders interessant ist die Meinung vieler Forscher, dass es auch zwischen ihr und der Jungfrau Maria eine Verbindung gibt – dies zeigt sich auch in der H OUSE OF N IGHT -Reihe, in der Schwester Mary Angela über ihren Glauben spricht: Maria und Nyx seien in Wahrheit zwei Gesichter der gleichen Gottheit. Im Japan des 17. Jahrhunderts wurde das Christentum verboten. Die Christen mussten ihren Glauben im Verborgenen leben. Manche Gruppen verehrten daher die Jungfrau Maria in der Gestalt von Statuen, die als Kannon verkleidet waren. In
Versucht
erwähnt Damien sogar ähnliche Praktiken, als er von der Ausbreitung des Christentums in Europa berichtet:
    Denk daran, dass im Handbuch für Jungvampyre I auf einem der Bilder, die für die vielen Gesichter der Nyx stehen, die Jungfrau Maria zu sehen ist. […] Es ist vielfach dokumentiert, dass zur Zeit der Ausbreitung des Christentums in Europa viele Heiligtümer der Gaia und auch der Nyx in Marienheiligtümer umgewandelt wurden, lange bevor die Menschen endgültig zum neuen Glauben konvertierten. 10
    Großmutter Spinne, die Nyx ebenfalls im ersten H OUSE OF N IGHT -Roman erwähnt, hat in vielen Legenden der nordamerikanischen Indianer die Welt geschaffen. In einigen Quellen ist sie eher eine Erdgöttin, in anderen ist sie die Schöpferin der Sterne. Ihr Netz ist der Himmel, und die Tautropfen, die an den einzelnen Fäden hängen geblieben sind, sind die Sterne.
    Es gibt noch zahlreiche andere Nachtgöttinnen in den Mythologien der Welt, die Nyx nicht erwähnt, etwa Hine-Nui-te-põ, Göttin der Nacht bei den Mãori, deren Name in der Regel als „Große Dame der Nacht“ wiedergegeben wird. Einigen Online-Quellen zufolge ist sie auch die Göttin des Todes und Herrin der Unterwelt. Sie ist es auch, die dem Sonnenuntergang seine rote Farbe gibt. Es war dieser letzte Aspekt, bei dem mir klar wurde, was für eine hervorragende Ausprägung der Nyx sie für die roten Jungvampyre unter der Führung von Stevie Rae gewesen wäre – besonders angesichts deren Fähigkeit, den Tod zu überwinden und ihrer Vorliebe für ein Leben unter der Erde. Selbst wenn die Casts sich nicht bewusst auf die Mythologie der Mãori bezogen haben, so ist das Entstehen der roten Jungvampyre als neue Vampyr-„Rasse“ in Nyx’ Gefolge auf eine gewisse Art stimmig.
    In der nordischen Mythologie verkörpert die Göttin Nótt die Nacht. Geschichten über diese Nachtgöttin finden sich in der berühmten
Prosa-Edda
, einer der wichtigsten Quellen der nordischen Mythologie. Sie wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert von dem Isländer Snorri Sturluson verfasst. In diesem Werk wurde wohl zum ersten Mal die Geschichte der unterschiedlichen Götter und Göttinnen in einer durchgängigen Form niedergeschrieben. In der Edda gebärt Nótt die Personifikation der Erde, und diese Verbindung findet auch in den H OUSE OF N IGHT -Romanen ihren Nachhall: alle fünf Elemente sind für Nyx von Bedeutung, doch die Erde hat offensichtlich einen besonderen Stellenwert. Auch hier denke ich wieder vor allem an Stevie Rae und ihre Erdaffinität. Warum sonst sollte Nyx der Anführerin der neuen Vampyr-„Rasse“ eine solch starke Erdverbundenheit verleihen, wenn sie ihr nicht wichtig wäre? Und immerhin haben die Casts Nyx auch mit mythologischen Erdgöttinnen wie Gaea und Die Sich Wandelnde in Verbindung gebracht, und nicht nur mit anderen Nachtgöttinnen.
    Die ägyptische Mythologie kennt eine Göttin des Himmels: Nut. Ihr Name (manchmal auch
Nuit
geschrieben) bedeutet tatsächlich im Wortsinne „Nacht“, und sie ist eine der ältesten ägyptischen Göttinnen. Es gilt als erwiesen, dass sie ursprünglich die Göttin des
Nachthimmels
war, und somit ist sie Nyx durchaus verwandt. Es ist interessant zu sehen – wenn auch nicht unbedingt bedeutungsvoll – dass die alten Ägypter Nut oft als heilige Kuh darstellten. Einige dieser Darstellungen erinnern auf eigenartige Weise an den schwarzen und den weißen Stier, von denen wir in
Verbrannt
erfahren und die die Gegensätze Licht/Dunkelheit und gut/böse versinnbildlichen.
    In der H OUSE OF N IGHT -Reihe wird Nyx außerdem mit Tieren in Verbindung gebracht;