Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb
DER HEXER
Eine Epoche, in der das Übersinnliche noch fester Bestandteil des Lebens ist, eine Zeit der Schwarzen Messen und heidnischen Riten. Der HEXER stellt sich gegen die Tyrannen dieser Zeit. Wissen ist seine Macht, Magie seine Waffe ...
Bücher, die der Satan schrieb
von Robert Craven
Das Licht der Petroleumlampe warf flackernde Muster an die Wände und schuf Leben, wo keines war. Ein muffiger Geruch hing in der Luft, und unter den Schuhsohlen der beiden Männer knirschten Unrat und staubfein zermahlene Glassplitter. Ein Spinnennetz wehte wie ein grauer Vorhang im Wind, und aus der Tiefe des Gebäudes drangen unheimliche, rasselnde Geräusche; Laute, die in der überreizten Phantasie Tremayns zu einem mühsamen, schweren Atmen wurden. Er blieb stehen. Die Lampe in seiner Hand
zitterte, und für einen Moment mußte er mit aller Gewalt gegen den immer stärker werdenden Zwang ankämpfen, einfach herumzufahren und zu laufen, so schnell und so weit er konnte, nichts wie weg; weg aus diesem verwunschenen, finsteren Haus, das ihm mit jedem Moment mehr wie ein gewaltiges feuchtes Grab vorkam ...
»Was ist mit dir?« fragte Gordon. »Angst?«
Tremayn drehte sich zu dem zwei Köpfe größeren Mann um und setzte zu einer scharfen Antwort an, beließ es aber dann bloß bei einem schiefen Grinsen und ging, die Lampe wie eine Waffe vor sich ausgestreckt, weiter. Das Zittern in Gordons Stimme war ihm nicht entgangen; sein Spott war nichts weiter als ein schwacher Versuch, seine eigene Furcht zu kaschieren. Er hatte Angst, natürlich, aber Gordon hatte mindestens so viel Angst wie er, wenn nicht mehr. Es war eine Schnapsidee gewesen, hierher zu kommen, noch dazu allein und unbewaffnet, aber keiner von ihnen war bereit gewesen, als erster dem anderen gegenüber seine Furcht einzugestehen, und so waren sie weitergegangen, wider besseres Wissen.
Eine Tür tauchte im flackernden gelben Lieht der Lampe auf, und der Windzug, der mit ihnen ins Haus gekommen war, ließ Staub in dünnen, wehenden Schleiern aufsteigen. Tremayn unterdrückte mit Macht den Hustenreiz, der in seiner Kehle würgte. Sein Herz jagte. Es war kalt; jetzt, nachdem die Sonne untergegangen war und ihre ohnehin kaum mehr wärmenden Strahlen erloschen waren, erst recht. Trotzdem war Tremayn in Schweiß gebadet.
Gordon deutete mit einer stummen Kopfbewegung nach vorne, und Tremayn hob die Lampe ein wenig höher, um mehr Einzelheiten erkennen zu können. Für einen gang kurzen Moment flackerte die Flamme, und beinahe kam es ihm so vor, als wiche das Licht vor den näherkriechenden Schatten – oder etwas, das sich darin verbarg – zurück. Er verscheuchte den Gedanken und blinzelte angestrengt in das gelbgraue Zwielicht, um zu erkennen, worauf ihn Gordon hatte aufmerksam machen wollen.
Die Tür war nur angelehnt, und an ihrem unteren Rand glitzerte etwas Graues, Feuchtes ...
Tremayn unterdrückte den Ekel, der in seiner Kehle emporkroch, ließ sich in die Hocke sinken und beugte sich vor. Eine dünne, feuchte Kruste überzog den unteren Rand der Tür, und jetzt, als Tremayn genauer hinsah, erkannte er die fast halbmeterbreite Schleifspur, die durch den Staub und Schmutz auf die Tür zu und wohl auch dahinter weiterführte. Unwillkürlich mußte er an die Spur denken, die sie hierher geführt hatte – ein breiter, wie glattgeschliffen wirkender Pfad, der quer durch den Wald bis zu diesem halb verfallenen Haus geführt und Gordon und ihn hierher geleitet hatte. Auch dort waren ihm hier und da kleine Pfützen dieser grauen Masse aufgefallen, eine Art Schleim, als wäre eine gigantische Schnecke durch das Unterholz gekrochen und hätte dabei alles absorbiert, was sich ihr in den Weg gestellt hatte. Das ungute Gefühl in seinem Magen wurde stärker.
Mit einem Ruck richtete er sich auf und blickte zu Gordon hoch. »Laß uns verschwinden«, sagte er. »Die Sache gefällt mir nicht.«
Wieder versuchte Gordon zu lachen, aber diesmal zitierte seine Stimme so heftig, daß er es nach wenigen Sekunden aufgab. Seine Hand kroch in die Tasche, suchte einen Moment darin herum und kam mit einem unnötig heftigen Ruck wieder hervor. In seinen Fingern blitzte ein Schnappmesser.
»Hast du Angst?« fragte er. »Vielleicht wartet da oben ja irgendein Monster auf uns, wie?« Er schob kampflustig das Kinn vor, drückte Tremayn das Messer in die Hand und schob die Tür mit dem Fuß auf. Der Gang setzte sich dahinter einige Schritte weit fort und endete vor den untersten
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