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O-Män - fast fantastisch

O-Män - fast fantastisch

Titel: O-Män - fast fantastisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Residenz
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Rehlein fühlt sich Otto immer irgendwie „erleuchtet“.
    „Was wäre ich für ein Held, wenn ich ein Held wäre!“, denkt Otto, während er sich vor dem vertrauten Schaufenster von Fräulein Rehleins Romanschwemme einschleift. Versonnen scannt er die Auslage nach neu eingelangten Heften und Sondernummern. „Was für ein Held!“, wiederholt er noch einmal halblaut. Da hört er hinter sich ein rasselndes Husten.
    „Ein Held?“, krächzt Fräulein Rehlein, Ottos väterliche Freundin, die mit einem Vignettenschaber auf die Gasse getreten ist. „Was für ein Held, junger Ondruschka?“ Otto wird ein wenig rot im Gesicht. „Naja, mehr so ein Typ wie ich, eher unauffällig. Einer, dem man es nicht gleich ansieht!“
    Fräulein Rehlein mustert Otto kritisch von oben bis unten. „Oft diese Helden die besten sind, junger Ondruschka! Die unauffällig sind, unverdächtig! Am erfolgreichsten die sind! An Clark Kent man nur denke! Oder an Bruce Wayne!“
    Otto seufzt. „Aber was braucht es denn, damit man ein Superheld sein kann, Fräulein Rehlein?“
    Fräulein Rehlein schabt energisch einen Kaugummi von ihrer Auslage und antwortet: „Hirn und Herz du brauchst, junger Ondruschka. Ein fesches Kostüm, einen griffigen Namen und eine große Aufgabe. Schaden können auch nicht ein paar, wie sagt man, Trickdinger!“ Trickdinger? Otto versteht nur Bahnhof. Fräulein Rehlein hat den Kampf gegen den Kaugummi gewonnen und erklärt weiter: „Vorstellen sollst du dir folgendes, junger Ondruschka. Nur als … äh …
    Beispiel! Ein zierliches, junges Mädchen, wie sie heißt, nichts zur Sache es tut. Zaundürr sie ist geradezu und lispelt, aber jeden Tag, wenn sie überzieht ihr Kostüm, die Maske, die Handschuhe und wenn sie sich nennt ‚Nachtamsel‘, dann zur Superheldin sie wird. Mit der Mission zu helfen den Armen und Schwachen, egal ob Menschen, Tieren oder Hunden. Hören man wird noch viel von ihr … äh … vielleicht! Wenn sie wäre wirklich echt. Nicht nur ein Beispiel. Hm.“
    „Cooler Name!“, findet Otto. „Nachtamsel. Ist das eine neue Heftreihe?“
    Fräulein Rehlein hüstelt trocken. „Nein, ist etwas Spezielles! Jetzt nur als Beispiel es dient für dich, junger Ondruschka!“
    „Auf Wiederschehn, Fräulein Rehlein“, ruft ein dünnes Mädchen, das mit einem Stapel Comics unter dem Arm aus dem Laden hopst. Sie lächelt mit blitzender Zahnspange und läuft die Straße hinunter, Richtung Donaukanal.
    „Wieder auf sehen!“, hüstelt Fräulein Rehlein und verschwindet flink in ihrem Laden. Otto folgt ihr. In seinem Kopf rattert es. Eine Weile lehnt er neben dem lebensgroßen Papp-Batman und starrt versonnen auf die grüne Hulk-Faust in der staubigen Vitrine. Dann erhellt sich seine Miene. „Fräulein Rehlein! Vielen Dank! Sie haben mir den Weg gewiesen!“, ruft er.
    Fräulein Rehlein zwinkert, als wäre ihr der Rauch ihrer filterlosen Zigarette ins Auge gestiegen. Dann sagt sie: „Hoffentlich der richtige Weg es ist, Otto Odysseus Ondruschka!“
    Otto verlässt die Romanschwemme federnden Schrittes. Er weiß, dass sich nun ein lange gehegter Wunsch erfüllen wird! Ein Held wird er werden, ein richtiger, echter Superheld. Mit Kostüm und Gadgets, mit Herz und Hirn. Einer mit Mission! Den Armen und Schwachen wird er helfen, egal ob Menschen, Tieren oder, naja, auch Hunden!
    Zu Hause hängt Otto ein „Betreten verboten! Eltern haften für ihre Kinder! Hantieren mit offenem Feuer oder Licht ist untersagt! Hochspannung!“-Schild an seine Zimmertüre und macht sich sogleich ans monumentale Werk.

Schleimmonster!
    Der nächste Nachmittag hält keine Überraschung bereit, es ist alles wie immer. Sollte man meinen! Nun ja, das Bild, das sich den Passanten bietet, ist bekannt. Otto Odysseus Ondruschka trabt die Castellezgasse entlang. Er sieht aus, als wäre er unerwartet mit einer fehlgeleiteten Dampfwalze kollidiert, ohne dafür korrekt gekleidet zu sein. Er hat Kopfschmerzen, sein Kinn zeigt einen leichten Zug nach rechts, und wenn er hustet, staubt es aus beiden Ohren. Der Hosenboden seiner braunen Cordhose ist gerissen. Alle Welt kann sehen, dass sich auf seinen Boxershorts kleine Elefanten tummeln, die possierlich knallrote Blümlein speisen. Drei Meter vor Otto marschieren im Gleichschritt die beiden siegreichen Dackel Hadschi und Kari und kläffen schrill, sodass alle Leute, denen Otto und die Hunde begegnen, schreckhaft auseinanderstieben. Alles wie immer, sollte man meinen.
    Und doch ist heute alles

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