Obi-Wan Kenobi - Leben und Legende
wegzutreiben, in dem Qui-Gon regungslos am Boden lag. Das Lichtschwert des Jedi lag nicht weit weg von seinen Fingerspitzen. Obi-Wan hieb durch den Griff der gegnerischen Waffe und deaktivierte damit eine der beiden Klingen, doch die schwarz gekleidete Gestalt hielt ihr halb funktionierendes Lichtschwert fest und führte den Kampf fort.
Dann benutzte der Feind die Macht, um Obi-Wan wegzustoßen. Er traf ihn mit solcher Wucht, dass der Jedi sein Lichtschwert fallen ließ und über den Rand des Laufstegs in den Abgrund stürzte. Obi-Wan streckte schnell die Hand aus und bekam ein hervorstehendes Metallgerüst knapp unter dem oberen Rand des Energiekerns zu fassen. Er hielt sich noch an der Strebe fest, als sein Gegner Obi-Wans verlorenes Lichtschwert hinab in den Reaktorschacht trat. Der Jedi musste hilflos zusehen, wie sein Lichtschwert an ihm vorbei in die Tiefen des Schachtes stürzte.
Obi-Wan baumelte über dem Nichts und kämpfte um festen Halt. Über ihm schwenkte die dämonische Gestalt ihr Lichtschwert durch die Luft und versuchte ihn spöttisch zu einem letzten, verzweifelten Zug aufzufordern. Doch dann fiel Obi-Wan ein, wo Qui-Gon lag und das Lichtschwert neben ihm.
Mit Hilfe der Macht schleuderte Obi-Wan Qui-Gons Lichtschwert in die Luft und stieß sich im selben Augenblick von der zylinderförmigen Wand des Energiekerns ab, nach oben aus dem Schacht heraus. Er fing Qui-Gons Lichtschwert und aktivierte es noch im Flug zu seinem Gegner. Die dunkle Gestalt wirbelte in dem Augenblick herum, als Obi-Wan landete und Qui-Gons Schwert schwang. Das böse, tätowierte Gesicht verzog sich zu einer überraschten Grimasse. Und dann war es an der dunklen Gestalt, in die Grube zu fallen. Im Fallen trennte sich sein sauber durchschnittener Körper in zwei Hälften, die an den Schachtwänden abprallten und verschwanden.
Obi-Wan rannte zu Qui-Gon und hob vorsichtig den Kopf seines Meisters an. »Es. es ist. zu spät«, murmelte Qui-Gon.
»Nein!«, stieß Obi-Wan hervor. Seine Stimme war fast ein Wimmern.
»Obi-Wan«, keuchte Qui-Gon, als sich sein Blick auf seinen Padawan richtete. »Versprich. versprich mir, dass du den Jungen ausbilden wirst.«
»Ja, Meister.«
Qui-Gons Finger zitterten, als er nach oben griff, um über Obi-Wans Wange zu streichen. »Er ist der Auserwählte«, sagte er. »Er. bringt das Gleichgewicht. Bilde ihn aus.«
Obi-Wan nickte. Sein Meister schloss die Augen und starb in seinen Armen.
Obi-Wan hatte längst gewusst, dass jede Ausbildung irgendwann ein Ende fand - auf die eine oder andere Art. Er wusste, dass die Jedi nicht unsterblich waren, dass das Leben nicht vorhersehbar und der Tod unausweichlich war. Er hatte sogar schon über die Zeit nachgedacht, in der er ohne seinen älteren Meister würde leben müssen. Doch nichts in seiner Erfahrung oder seiner Ausbildung hatte ihn auf Qui-Gons letzten Atemzug vorbereitet - darauf, das Leben dieses mächtigen Mannes mit einer solchen Brutalität enden zu sehen.
Obi-Wan senkte den Kopf. Er fühlte sich leer und gelähmt, und er war sich nicht sicher, was er als Nächstes tun sollte. Seit so vielen Jahren war er Qui-Gons Vorbild gefolgt, und jetzt saß er ohne Meister da - viel früher, als er es vorhergesehen hatte. Er hatte sich noch nie so einsam gefühlt. Als hätte er nicht nur seinen besten Freund verloren, sondern auch den Sinn seines Lebens. Jetzt blieb ihm nichts weiter, als zu versuchen, den Jedi zu ehren, der ihn ausgebildet hatte.
Da fiel ihm das Versprechen ein, das er Qui-Gon gegeben hatte.
Obi-Wan war klar, dass sein Meister ihn nicht allein gelassen hatte. Er hatte jetzt einen vollkommen neuen Lebenssinn zu erfüllen.
Nachdem Anakin Skywalker auf Naboo von den Jedi getrennt worden war, hatte er unbeabsichtigt sein vorübergehendes Versteck - das Cockpit eines N-1-Raumjägers - dafür benutzt, die Invasoren der Handelsföderation anzugreifen. Aber nicht nur das: Er hatte auch ihr Droiden-Kontrollschiff im Orbit Naboos vernichtet. Der Verlust des Kontrollschiffs hatte ein schnelles Ende des Kampfes herbeigeführt.
Anakin stieß wieder zu Obi-Wan, als ein Transportschiff aus Coruscant in Theed ankam. Der ehemalige Kanzler Palpatine, der soeben zum obersten Kanzler ernannt worden war, führte Yoda und die anderen Mitglieder des Jedi-Rates in einer Prozession von dem gelandeten Raumschiff weg. Palpatine blieb vor Obi-Wan und Anakin stehen. »Wir stehen wegen Eures Mutes tief in Eurer Schuld, Obi-Wan Kenobi«, sagte Palpatine und
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