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0160 - Zuletzt wimmern sie alle

0160 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0160 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (1 of 2)
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Der Junge war mittelgroß und mochte etwa siebzehn Jahre alt sein. Er trug hautenge Farmerhosen, einen Ledergürtel mit vergoldetem Metallschloß, einen kragenlosen Pulli und darüber eine knallrote Lederjacke, die nur bis zum Gürtel reichte.
    Er erschien in der Eingangshalle des FBI-Distriktgebäudes New York in der 69sten Straße und sah sich scheu um. Eine Weile stand er regungslos mitten in der Halle und beobachtete verschüchtert das unablässige Kommen und Gehen von G-men, die teils allein, teils auch in Begleitung von Leuten kamen, die Handschellen um die Handgelenke trugen.
    Der Junge hatte ein sonnengebräuntes, offenes Gesicht, eine kurze Bürstenfrisur und helle blaugraue Augen. Die Daumen hatte er in die Hosentasche gehakt. So stand er eine Weile und beobachtete den Betrieb in der Eingangshalle. Er war ganz offensichtlich unschlüssig, was er tun sollte.
    Schließlich raffte er sich auf und ging schlaksigen Schrittes auf den Auskunftsschalter zu. Der Kollege, der dort den Dienst versah, sah von seinen Papieren auf.
    »Hallo«, sagte der Junge zögernd.
    »Hallo«, erwiderte lächelnd der Kollege. »Was können wir für Sie tun?«
    Der Junge preßte die Lippen aufeinander und starrte einen Augenblick auf das FBI-Emblem, das auf die Glasscheibe aufgemalt war, die den Schalter gegen die Halle hin abtrennte. Federal Bureau of Investigation stand im äußeren Kreis des Emblems, und die Anfangsbuchstaben wiederholten sich in dem Spruchband unter dem Wappenschild, nur waren hier aus den gleichen Anfangsbuchstaben neue Wörter gebildet, die so etwas wie unsere Leitsätze darstellten: Fidelity -Bravery - Integrity (Treue, Tapferkeit, Unbestechlichkeit).
    Die Augen des Jungen verweilten lange auf dem Emblem, dann wandte er ruckartig den Kopf, als ob er durch den Anblick des FBI-Wappens zu einem Entschluß gekommen sei, und fragte: »Kann ich Mister Cotton sprechen?«
    Der Kollege zuckte die Achseln: »Ich weiß nicht, ob er noch im Hause ist. Was wollen Sie denn von ihm?«
    Der Junge senkte den Kopf. Er fuhr mit dem Zeigefinger die vordere Kante des Marmortisches ab, hinter dem sich der Schalter für die Auskunft befand. Er nagte an seiner Unterlippe. Erst nach einer Weile sagte er leise: »Das möchte ich Mister Cotton gern selber sagen.«
    Der Kollege musterte ihn noch einmal kurz, dann griff er zum Telefonhörer. -Ich war verdammt abgespannt, als mich der Anruf von der Auskunft erreichte.
    Man meldete mir einen jungen Mann, der mich zu sprechen verlangte. Nun wissen wir ja, daß jeder, der uns von der Auskunft telefonisch gemeldet wird, den Anruf des Kollegen von der Auskunft auch hört, weil er ja am Schalter steht. Wenn wir also Rückfragen über die Person des Angemeldeten stellen, dann tun wir es so, daß der Kollege unverfänglich antworten kann.
    »Wie alt ist er denn?« fragte ich. »Zwanzig oder mehr zur Dreißig?«
    »Weniger als das erste. Jerry.«
    Also jünger als zwanzig. Was konnte so ein Junge von mir wollen?
    »Was macht er für einen Eindruck?«
    »Nicht schlecht, Jerry.«
    Das sollte wohl soviel bedeuten wie: er sieht ganz vernünftig aus. Ich rieb mir übers Kinn, gähnte und fragte: »Was meinst du? Soll ich ihn auf morgen vertrösten? Ich bin reichlich abgespannt.«
    »Wenn du mich fragst, Jerry, ich würde es heute noch erledigen. Ich habe den Eindruck, daß es interessant wird. Es gibt gewisse äußere Anzeichen dafür.«
    Ich gab mich geschlagen.
    »Also gut, schick ihn rauf!«
    Ich wartete, nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte. Es dauerte nicht lange, da klopfte es an meine Office-Tür, und der Junge kam herein, nachdem ich ihn laut dazu aufgefordert hatte.
    »Ich bin Jerry Cotton«, sagte ich und gab ihm die Hand.
    »Ich heiße Ben Warren«, erwiderte er und sah mich groß an.
    »Bitte, möchtest du dich setzen?«
    »Ja, danke.«
    Er ließ sich auf einen Stuhl niederfallen, stemmte die Ellenbogen auf die Knie und starrte zwischen den gespreizten Beinen hindurch auf den Fußboden. Die Hände hatte er schlaff hängen lassen. Es waren schmale, jungenhafte Hände.
    Eine Weile sagte er gar nichts. Dann murmelte er: »Mit Ihnen kann man mal reden, ohne daß Sie gleich ’nen großen Tanz machen, ja?«
    Ich verstand ihn zwar nicht ganz, hielt es aber für ratsam, recht allgemein zu versichern: »Ich habe eine Menge Geduld.«
    »Schön«, sagte er, riß den Kopf hoch und platzte heraus: »Also ich bin so eine Art Sektionschef in unserer Bande. Klar?«
    Ich nickte.
    »Ziemlich. Was

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