OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)
an deutscher Geschichte hatte er es zu einem der führenden Experten des Landes in Fragen zu Geheimwaffen des Dritten Reiches gebracht. Vor allem lebte er vor Ort und war schnell verfügbar. Die beiden Herren vom Amt fuhren mit Schreiber noch schnell an seiner Wohnung vorbei, damit er sein braunes Sakko und die gute Jeans gegen eine alte Hose und einen Anorak tauschen konnte. Schließlich erwartete man von ihm eine sofortige Analyse unter Tage, um eine Grundlage für das weitere Vorgehen zu haben.
Mit lautem Surren hob die Mustang P 51 nach kurzem Anlauf vom Boden ab. Markus Scholl, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart, zog die silbrig glänzende Maschine in einem steilen Steigflug nach oben. Der Elektromotor klang giftig wie eine Hornisse und schon nach einer Minute sah man von dem maßstabsgetreuen Flugzeugmodell, das immerhin eine Spannweite von über einem Meter aufwies, nur noch einen kleinen Punkt am Himmel. Der aus einem amerikanischen Baukasten zusammengesetzte Flieger war Scholls ganzer stolz. Der groß gewachsene, dunkelblonde junge Mann brannte jede freie Minute darauf, mit seinen ferngelenkten Erwachsenenspielzeugen auf eine große Wiese bei den Fildern vor den Toren Stuttgarts zu fahren. Dort konnte er ungestört seiner Leidenschaft vom Fliegen frönen. Scholl besaß zwar einige Segelflugerfahrung, doch reichte sein Einkommen als wissenschaftlicher Mitarbeiter ohne festen Job bei weitem nicht aus, um regelmäßig mit echten Flugzeugen in die Luft zu gehen. Da er mit seinem Lieblingsprofessor, Simon Schreiner, manchmal bis spät in die Nacht im Internet nach irgendwelchen verschollenen Propellerflugzeugen oder Düsenjägern aus der Mitte des letzten Jahrhunderts suchte, bedurfte es bereits einige Überredungskunst, die Zustimmung seiner Freundin Elli für die ein oder andere Stunde zu erhalten, um seinem Hobby zu fröhnen.
Die Mustang zog senkrecht nach oben und ging in Rückenlage, um einen Looping zu vollführen. Da klingelte das Handy. Scholl brach das Manöver ab und brachte das Flugzeug schnell in eine stabile Fluglage. Im Horizontalflug konnte er für einen kleinen Moment die Steuerhebel seiner Fernbedienung loslassen, um das Gespräch entgegenzunehmen. An der Leitung war ein reichlich aufgeregter Professor Schreiner:
„Hallo Markus. Ich hoffe ich störe nicht. Wo bist du denn gerade?“
„Na rate mal. Wo werde ich denn um diese Uhrzeit wohl sein? Ich muss mich auch kurz fassen, die Mustang ist gerade in der Luft.“
„Kein Problem, Markus. Will dich auch gar nicht lange aufhalten. Aber wir sollten uns so bald wie möglich zusammensetzen. Geht um eine Sache, die ganz nach deinem Geschmack ist. Hast du heute Abend schon was vor?“
„Na, so das übliche. Wollte vielleicht essen gehen mit Elli.“
„Was hältst du davon, wenn du sie mitbringst und wir uns um 7:30 Uhr im Eckstübchen treffen?“
„Klar, gerne. Elli wird zwar nicht sehr begeistert sein, aber das ist ihr Problem. Gib mir nur schnell ein Stichwort, worum es geht. Muss mich um meinen Flieger kümmern bevor er mir abhaut.“
„Total der Wahnsinn, die haben bei den Bohrarbeiten zu Stuttgart 21 die Zelle eines Horten-Prototyps und einige andere total abgefahrene Naziflugapparate gefunden.“
„Wow! O.k., dann bis halb acht."
Markus konnte das Gespräch gerade noch rechtzeitig beenden, um seinen Mustang abzufangen, bevor er aus der Reichweite der Funkfernbedienung flog.
Elli kam nicht mit. Sie wollte nicht ihren Tatort versäumen. Vor allem aber, hatte die Sozialpädagogikstudentin überhaupt kein Interesse an der Arbeit von Markus. Schon gar nicht interessierten sie die üblichen Tischgespräche, wenn Markus mit seinem Professor zusammen saß. Dann drehte es sich immer nur um das eine, Flugzeuge, Flugzeuge und nochmal Flugzeuge. Markus entschied sich für das Fahrrad und kam schon zehn Minuten vor Schreiner im Stammlokal am.
Der erschien kurz darauf. Seine Miene verriet, dass ihm offensichtlich 1000 Sachen durch den Kopf gingen und es schien als ob ein gewisser Druck auf seinen Schultern lastete.
„Was ist denn das für eine abgefahrene Sache, Professor?“
„Das ist das Verrückteste, dass mir jemals untergekommen ist. Du wirst es nicht glauben, aber die sind bei ihren Tunnelbohrung für Stuttgart 21 direkt unter dem Schlossgarten auf einen nicht eingezeichneten, geheimen Bunker der Reichsluftwaffe gestoßen. Und was sie darin gefunden haben, ist so ähnlich
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