OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)
wie der Fund des Tutanchamun für die Ägyptologen.“
„Nee, nicht Dein Ernst.“
„Doch! Ich überfalle dich ja schließlich nicht au heiterem Himmel, um dich auf den Arm zu nehmen.“
„Was war denn drin?“
„Ne Menge Altmetall. Und ne Menge Pläne und Ersatzteile. Aber zwischen dem ganzen Schutt, lagerte eine unlackierte, aber sonst fertige Zelle einer Horten XVIII, dem Vorbild aller heutigen Tarnkappenbomber. Mit diesem ‚Amerika-Bomber‘ wollten die Nazis 1945 New York angreifen. Angeblich sogar mit einer Atombombe. Aber dem kam Gott sei Dank das Kriegsende zuvor. Gar nicht auszumalen, welches gigantische Ausmaß an Zerstörung dieses Ding mit der Form eines riesigen Boomerangs über die Neue Welt gebracht hätte. Jetzt können wir endlich selbst überprüfen, was an der Geschichte dran war. Und das ist längst nicht alles. Die sechs Triebwerke von dem Ding sind vollständig und in überraschend gutem Zustand erhalten. Dazu haben wir noch einige Flugobjekte gefunden, von denen die Wissenschaft bisher nicht mal sicher war, ob es sie überhaupt gab, oder ob sie in das Reich der Nazilegenden einzuordnen sind.“
Markus Scholl machte große Augen: „Wahnsinn. Mit solchen Nachrichten darfst du mich gerne jederzeit überfallen. Das ist ja der Hammer. Und wie geht's jetzt weiter?“
„Bisher konnte ich nur einen ersten Blick darauf werfen. Das ist ein Schatz von unermesslichem Ausmaß für die Luftfahrtwissenschaft. Allein das Studium der Baupläne wird Wochen in Anspruch nehmen und könnte die ganze Geschichtsschreibung mit einem Mal verändern. Morgen soll ich die Sachen unter Tage einer genaueren Begutachtung unterziehen und alles auflisten, was von größerem Wert für die Forschung ist. Dann soll in der nächsten Woche die Bergung beginnen. Die Sesselfurzer von der Stadt sind nämlich voll angepisst, dass ihre Baupläne jetzt von einer völlig unerwarteten Seite noch mal durchkreuzt werden.“
„Und wie kann ich dir dabei helfen?“
„Na, ich dachte, dass du mit mir in die Katakomben hinabsteigst und dir das mal anschaust. Darfst auch gerne mit anpacken. Wird ein ganz schöner Akt, bis wir uns in dem vollgestopften, dreckigen Raum einen Überblick verschafft haben. Erst dann können die Bergungstrupps anrücken und den ganzen Kram durch den halb fertigen ICE-Tunnel rausschaffen."
„Da packe ich doch gerne mit an. Nehme an, es ist eine ehrenamtliche Arbeit, oder?“
Der Professor zog die Augenbraunen hoch: „Also, der Ruhm ist uns auf alle Fälle sicher. Und wie ich die Sache nach dem ersten Eindruck sehe, lässt sich auch noch Kapital daraus schlagen.“
Nach einem, teilweise albernen Exkurs über Flugzeuge und Frauen machten sich die beiden Wissenschaftler auf den Heimweg. Sie waren so verblieben, sich Montagmorgen um 11:00 Uhr an der Baustelle im Stadtpark zu treffen. Noch während er mit seinem Rennrad nachhause strampelte, gingen Markus eine Menge Dinge durch den Kopf. Einerseits konnte er als leidenschaftlicher Flugzeug-Freak es gar nicht erwarten, die teilweise skurrilen Nazi-Geheimwaffen selbst in Augenschein zu nehmen. Andererseits malte er sich in opulenten Bildern aus, wie dieser Fund ihn ungeachtet seiner bisher geringen Bedeutung als wissenschaftlicher Mitarbeiter zu einer Berühmtheit machen würde. Eine Berühmtheit, nach der sich überall auf der Welt die Frauen reißen. Als er sich gerade vorstellte, wie er auf einer Ausstellung der ausgegrabenen Exponate Autogramme schrieb, umringt von hübschen Frauen, geriet er mit dem schmalen Vorderrad aus Unachtsamkeit in eine Straßenbahnschiene. Er flog über den Lenker und schlug hart auf dem Asphalt auf. Zwar konnte er dank seiner schnellen Reflexe die Hauptwucht des Sturzes mit seinen Handballen auffangen, doch wegen seines hohen Tempos konnte er nicht verhindern, dass auch sein Kinn leicht den Boden berührte. Als er mit zerrissener Hose nachhause kam, blutete er an besagten Stellen immer noch ein wenig. Zum Glück schlief seine Freundin schon.
Sie hatte am nächsten Morgen eine anstrengende Klausur vor sich und verließ das Haus früh, ohne Notiz von den Blessuren zu nehmen, die Markus bei seiner Aktion, die er ihr lieber nicht erklären mochte, davongetragen hatte.
Simon Schreiner wartete in kompletter Montur um Punkt elf am Tunneleingang auf der Baustelle im Schlossgarten Stuttgart. 11:02 Uhr traf auch ein sichtlich abgehetzter Markus Scholl am vereinbarten Treffpunkt ein. Er sah reichlich mitgenommen aus. An
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