Ocean Rose. Erwartung (German Edition)
mir auf die Bank.
Mein Atem stockte einen Moment. So nah waren wir uns nicht mehr gewesen, seit wir an der Weggabelung bei den Chione Cliffs gestanden hatten. Mein Körper sehnte sich schmerzhaft nach seiner Berührung. Ich wollte die Arme um ihn werfen, seinen Mund küssen und seine warme Haut spüren. Seit ich im Krankenhaus zum ersten Mal die Augen aufgeschlagen hatte, war meine Phantasie damit beschäftigt gewesen. Aber so nah durfte ich ihm nicht mehr kommen. Es wäre falsch gewesen.
»Vanessa … ich gehe nicht weg. Mir ist klar, dass hier im Moment einiges seltsam läuft, aber du sollst wissen, dass ich für dich da bin. Ich will mit dir zusammen sein. Wann immer du dafür bereit bist.«
Ich drehte mich zu ihm um. ». oder vielleicht auch nie?«
Er antwortete nicht sofort. »Wenn du meinst, dass es so am besten ist, dann ja. Aber ich will dich nicht verlieren.«
Forschend blickte ich ihn an. Ich wollte Simon auch nicht verlieren. Zwar hätte ich mir gerne das Gegenteil eingeredet, doch die bloße Andeutung war mir schon schwer genug gefallen.
Überraschung … ich war von der Klippe gesprungen und hatte überlebt, aber die Angst hatte ich nicht besiegt. Noch immer tat ich gerne so, als seien die Dinge nicht, wie sie waren. Vielleicht griff ich sogar öfter zu dieser Taktik als früher. Bisher hatte ich Dad nicht auf Charlotte Bleu angesprochen und tat so, als sei er immer noch mein geliebter Big Papa, der kein Wässerchen trüben konnte. Ich tat so, als sei Mom meine richtige Mutter und als seien wir eine heile Familie, obwohl wir Justine verloren hatten. Ich tat so, als sei es völlig in Ordnung, hier mit Simon zu sitzen. Und wenn wir später tatsächlich allein waren (und unsere Zweisamkeit nicht nur aus einer Sitzbank in Sichtweite meiner Eltern bestand), dann würde ich so tun, als sei auch das in Ordnung. Vor allem aber redete ich mir ein, dass ich immer noch ich selbst war – die langweilige, durchschnittliche Vanessa Sands –, anstatt zu akzeptieren, wer und was ich in Wirklichkeit war.
Ich hatte mich von den Chione Cliffs gestürzt und meiner vermeintlich größten Furcht ins Auge gesehen, doch dafür gab es jetzt neue Gründe, sich zu fürchten. Mein Körper war seit jener Nacht nicht mehr derselbe, und es erschreckte mich, was er nun für Bedürfnisse hatte. Dazu kam, was Simon und ich vor drei Wochen miteinander getan hatten und wie die Konsequenzen nun aussehen mochten.
Mehr als alles andere jedoch fürchtete ich, ihn zu verlieren, falls er die Wahrheit erfuhr.
Ich stellte den Becher mit heißer Schokolade zwischenuns auf die Bank, griff in die Manteltasche und holte eine kleine Packung weißes Pulver heraus.
»Zusätzliche Vitamine«, erklärte ich und konnte mich einen weiteren Moment lang an der Normalität festklammern, während ich das Meersalz in die Schokolade rieseln sah wie Regen auf einen eisfreien Hafen. »Hilft gegen die Atemnot.«
D ANKSAGUNG
Mein besonderer Dank gilt Rebecca Sherman für ihre Ratschläge, ihre Geduld und ihr besonderes Talent, Träume wahr werden zu lassen; Regina Griffin dafür, dass sie mich so freundlich in die Egmont-Familie eingeführt hat; Ty King, weil er der erste Fan meines Sirenenbuches war; sowie meinen Freunden und meiner Familie, ohne deren Begeisterungsfähigkeit und Unterstützung die Geschichten in meinem Kopf wahrscheinlich nie erzählt worden wären.
Ich bin ein echtes Glückskind.
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