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Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Herrin. ‚Willst du die Heilige spielen, Hure, die es mit allen Burschen im Dorf hatte?‘ – ‚Ich will es!‘, rief die junge Herrin noch einmal. Da lachte die Herrin ganz fürchterlich auf und schrie: ‚Dann hol es dir doch! Da unten ist es! Fass tief hinein!‘“
    „Und dann? Und dann?“, fragte ich gespannt.
    Erst jetzt hob Celsa wieder den Kopf. Sie blickte nach links und nach rechts, als ob sie sich vergewissern wollte, dass niemand zuhörte.
    „Nichts!“, sagte sie und starrte mich an.
    „Nichts?“
    „Auf einmal war nichts mehr zu hören. Es wurde kein Wort mehr gesprochen. Ich habe mich erst nur gewundert. Da machen sie solchen Lärm und ganz plötzlich …“
    „Und etwas anderes hast du nicht gehört? Schreie, Schläge, Gepolter?“
    „Nein.“
    „Wie lange hast du dort noch gesessen?“
    „Noch eine Weile. Bis ich fertig war mit dem Huhn.“
    „Und wann hast du die junge Herrin wiedergesehen?“
    „Erst abends. Als sie auf dem Ruhebett lag. Ich musste dem Fremden Wein bringen, da sah ich sie. Vorher durfte ich ja auch nicht zu ihr.“
    „Das hatte Frau Begga verboten.“
    „Ja.“
    „Durftest du abends in ihre Nähe?“
    „Nein.“
    „Wie alle anderen sahst du sie also nur von weitem.“
    „So hab ich sie nie erlebt. Nein, nie! So stumm, so still … das war nicht ihre Art!“
    Ich wusste genug. Wir waren bei Grisel angekommen und ich band ihn los. Vom Saalhaus her kamen wieder dünne, abgerissene Klagetöne. Ich konnte mich nicht entschließen, noch einmal zurück zu gehen, und bestieg den Esel.
    Die Magd machte eine Bewegung, als wollte sie mich aufhalten. Angst und Unruhe waren in ihren kleinen Mausaugen.
    „Ich danke dir, Celsa“, sagte ich. „Schade, dass du nur eine Unfreie bist. Dass du in der Gerichtsversammlung nicht zeugen darfst. Aber trotzdem hast du uns einen Dienst erwiesen. Ich gebe dir auch mein Wort, dass du dafür nicht leiden sollst, wenn wir fort sind. Gott mit dir!“
    Grisel setzte sich in Richtung des Tors in Bewegung.
    „Herr!“, rief Celsa.
    „Meine Tochter?“
    Sie lief hinter mir her, so schnell ihre Beine den schweren Körper tragen konnten.
    „Herr!“, keuchte sie. „Er hat nichts getan, lasst ihn frei!“
    „Das hängt nicht allein von mir ab.“
    „Ich weiß! So sprecht mit dem Herrn Pontius Pilatus!“
    „Wie? Mit wem?“
    „Sprecht mit ihm, bitte! Er soll ihn begnadigen. Sagt ihm, Celsa, die Magd Gottes, hätte für ihn gezeugt!“
    Sie stolperte in der Dunkelheit und fiel hin. Ich hörte hinter mir das dumpfe Geräusch und ihr Stöhnen.
    „Herr! Herr!“
    Ich drehte mich nicht mehr um und dachte missgestimmt: Sie wird doch nicht etwa verrückt sein? Dann wäre alles, was sie erzählt hatte, die Ausgeburt eines kranken Verstandes. Nicht brauchbar …
    Doch unterwegs zum Castell verwarf ich diesen Gedanken. Ein Teil dessen, was ich von ihr gehört hatte, war immerhin schon von anderer Seite mitgeteilt worden. Am Nachmittag in der Gerichtsversammlung.
    Vor dem Saal des Castells, einem niedrigen, flachen Steinbau, saß Rouhfaz im Mondschein auf einem Hackklotz und nagte an einer Rehkeule. Aus dem Haus tönten Stimmengewirr, Gelächter und Gepolter, der wüste Lärm einer lustigen Gesellschaft.
    „Was ist da los?“, fragte ich.
    „Das sind die Kerle, die der Graf mitgebracht hat. Ungehobelte Dörfler, ohne Benehmen. Erst fressen und saufen sie, dann prügeln sie sich und jetzt machen sie mit den Knochen Zielwerfen. Das ganze Stroh haben sie zusammengekehrt. Und wo schlafen wir nun?“
    Ich seufzte. Gern hätte ich mich zur Ruhe gelegt, es ging auf Mitternacht. Ich ließ mich auf einem Baumstamm nieder, der als Bank diente, und befahl Rouhfaz, den Esel in den Stall zu bringen.
    „Wir warten auf den Grafen. Er wird Ordnung schaffen.“
    Als Rouhfaz zurück war, brachte ich die Rede auf Celsa. Die dralle Magd sei wohl nicht die Klügste, meinte ich, und von der Leidensgeschichte des Herrn so beeindruckt, dass sie lebende Personen mit den im Evangelium behandelten verwechsle.
    „Ihr habt sie also befragt“, sagte Rouhfaz. „Und hat sie Euch alles mitgeteilt?“
    „Ja, ich glaube, sie hat nichts verschwiegen. Und ich musste sie nicht einmal zu ihren Aussagen nötigen. Sie schien plötzlich so viel Achtung vor mir zu haben, dass es an Furcht grenzte.“
    „Das liegt daran“, erklärte er ohne Zögern, „dass sie auch Euch für eine dieser Personen aus dem Evangelium hält.“
    „Was sagst du? Für wen denn?“
    „Den Hohepriester

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