Öl!
Hälfte seines Nettogewinns abgab, denn man trug ja alle Kosten, nicht nur für das Bohren, sondern auch für die Instandhaltung und den Betrieb des Bohrlochs und für den Vertrieb des Öls. Der andere bekam die Hälfte des Geldes und tat weiter nichts, als das Land zu besitzen! Aber eines Tages würde Dad ein Gelände kaufen, das er selbst entdeckt hatte, und das gehörte dann ihm, das konnte er richtig aufschließen und eine Ölstadt bauen, die er ganz allein regierte, ohne dass sich andere einmischten oder er jemanden schmieren musste.
Und wie sollte er dieses Gelände finden? Genau darum ging es in Bunnys Traum! Er hatte das Abenteuer in hunderterlei Varianten durchlebt: Er grub ein Loch in den Boden, Öl spritzte heraus, er dichtete es ab, um es geheim zu halten, und Dad kaufte das ganze Land im Umkreis auf und machte Bunny zu seinem Partner. Oder Bunny erkundete eine Höhle in den Bergen, schlitterte in ein Erdölbecken und gelangte nur unter größten Schwierigkeiten wieder hinaus. Er hatte sich viele Möglichkeiten ausgemalt, war aber nie auf den Gedanken verfallen, ein Erdbeben könnte den Boden aufreißen, kurz bevor er und Dad auf die Wachteljagd gingen!
Bunny war so aufgeregt, dass er kaum wahrnahm, wie ausnehmend köstlich diese Mahlzeit aus Wachteln, Bratkartoffeln und gekochten Rüben schmeckte. Sobald Dad seine Zigarre fertiggeraucht hatte, brachen sie wieder auf, den Blick ständig auf den Boden geheftet, außer wenn sie sich orientierten und überlegten, ob sie zuvor diesen oder jenen Durchlass zwischen den Hügeln genommen hatten. Sie waren etwa eine halbe Meile gegangen, als zwei Wachteln aufflogen; Dad schoss beide ab und ging hinüber, um sie aufzuheben, und da rief er: «Hier, mein Sohn!» Bunny dachte, er meinte die Vögel, aber Dad rief wieder: «Komm her!» Und als der Junge bei ihm war, sagte er: «Hier ist dein Öl!»
Und tatsächlich, da war es; ein schwarzer, sechs bis acht Zoll breiter Streifen schlängelte sich mal hierhin, mal dorthin, einem Riss im Boden folgend. Das Öl war weich und schlammig und hie und da blubberte es, als käme es noch immer hoch. Dad kniete sich hin, tauchte den Finger hinein und hielt ihn gegen das Licht, um die Farbe zu prüfen; er brach einen toten Zweig von einem Busch und steckte ihn in den Spalt, um zu sehen, wie tief er war und wie viel noch hochkam. Als Dad wieder aufstand, sagte er: «Klarer Fall, das ist richtiges Öl. Es kann wohl nicht schaden, wenn wir diese Ranch kaufen.»
Also gingen sie zurück. Bunny tanzte dahin, äußerlich und innerlich, und Dad rechnete und plante, und keiner von beiden kümmerte sich mehr um die Wachteln. «Hat Mrs Groarty irgendwann mal gesagt, wie viel Land zu dieser Ranch gehört?», fragte Dad.
«Eine Quadratmeile, hat sie gesagt.»
«Wir müssen rauskriegen, wie die Grenzen verlaufen. Und im Übrigen, mein Sohn, verplapper dich jetzt nicht, kein Wort von Öl zu irgendwem, auch nicht, wenn ich die Ranch gekauft hab. Es kann nicht schaden, wenn ich hier in den Bergen haufenweise Land kauf. Und Steine sind nicht teuer.»
«Aber, Dad, du wirst Mr Watkins doch wohl einen fairen Preis zahlen!»
«Ich zahl ihm den Grundstückspreis, aber keinen Ölpreis. Erstens würd er dann Verdacht schöpfen und nicht mehr verkaufen. Dabei hat er mit dem Öl hier nix zu tun – es hat ihm bisher nix genützt und es wird ihm auch in tausend Jahren nix nützen. Außerdem, was macht so ein armseliger alter Tölpel wie der mit einem Haufen Öldollars?»
«Aber wir dürfen ihn nicht übervorteilen, Dad!»
«Ich schau schon, dass er nicht zu kurz kommt. Ich leg das Geld einfach fest an, dann kann er’s nicht an irgendwelche Missionare verschenken, und ich kümmer mich um ihn und die Kinder und schau, dass sie zurechtkommen. Aber er kriegt ganz bestimmt keinen Gewinnanteil! Und wenn einer von ihnen dich ausfragt, mein Sohn, sagst du einfach, das ist mein Beruf, ich handle mit Grundstücken und allem möglichen Zeug. Sag, ich hab eine Gemischtwarenhandlung und kauf Maschinen und verleih Geld. Das stimmt ja auch alles.»
Sie gingen weiter, und Bunny begann sich mit einem moralischen Problem auseinanderzusetzen, das ihn mit kurzen Unterbrechungen viele Jahre lang beschäftigen sollte. Welches Anrecht hatten die Watkins’ auf das Öl, das unter dieser Ranch lag? Der Junge sagte nichts mehr, denn er wusste, der Vater war fest entschlossen, und natürlich würde er dem Vater gehorchen. Aber er dachte den ganzen Weg darüber nach, bis zur
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