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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Ich glaube, er bildet sich ein, er wäre noch im gefährlichen Alter.«
    »Hast du ihm diese Illusion genommen?«
    »Schleunigst. Ich sagte ihm in aller Liebe: >Du und ich, Joseph, wir sind doch viel zu gereift< — das ist ein gutes Wort; es klingt besser als alt —, >um ins Gerede zu kommen. Schließlich bist du in gewisser Weise mein Vetter; es weiß ja niemand, daß wir aus verschiedenen Familien stammen.< Er sah wieder ganz normal aus und sagte in seiner netten, altmodischen Art: >Natürlich. Niemand soll schlecht über uns reden.< Und dabei ließen wir’s bewenden.«
    »Und du hast ihm wirklich Kost und Logis angeboten? Marie, wie konntest du...?«
    »Reg dich doch nicht auf! Er wird ein guter Pensionsgast sein. Er wird sich nichts herausnehmen, weil er zuviel Angst hat, seine Annehmlichkeiten einzubüßen und in die kalte Welt hinausgestoßen zu werden. Er wird ein angenehmer Mieter sein. Als Ehemann hingegen wäre er bestimmt unausstehlich.«
    »Nun, du mußt wissen, was du tust. Ich meinerseits möchte Joseph weder zum Kostgänger noch zum Ehemann haben.«
    »Weil er dich ausnützt. Bei mir wird er sich benehmen, wie sich’s gehört. Ich kann ziemlich unangenehm werden, weißt du. Im Grunde ist er ganz ordentlich und hält auf sich, was viele alte Männer nicht tun. Er wird wieder ganz normal werden, wenn er sich erst wieder an seine Memoiren setzt. Natürlich muß er diesen albernen modernen Roman aufgeben. In meinem ganzen Leben habe ich nichts so Dürftiges gelesen.«
    »Kannst du ihn denn dazu überreden, seine Sex-Geschichten aufzugeben?«
    »O ja, er soll nur seine Memoiren weiterschreiben. In Wirklichkeit sind sie gar nicht so schlecht. Sie müssen nur ein bißchen spritziger werden. Nachdem ich Norman soviel geholfen habe, sollte ich ihm das beibringen können.«
    »Nun, das hat noch Zeit. Aber es tut mir leid, daß du dir Joseph aufbürdest.«
    »Das tu ich ja gar nicht. Er wird sich fügen, denn ich bin eine gute Köchin, und ich werde es ihm schon gemütlich machen. Er wird sich tadellos aufführen, und ein Mann im Haus ist schließlich ganz nützlich.«
    »Warum nicht ein junger Mann?«
    »Die sind auf die Dauer nicht geeignet. Sie nützen einen aus und meinen, man müsse ihnen dankbar sein, weil man keinen eigenen Sohn hat. Hugh würde ich natürlich sofort nehmen, aber nicht für längere Zeit. Ich würde ihn zu liebgewinnen, was mir mit Joseph nicht passieren kann.«
    Dem konnte Laura nur beistimmen, und sie fügte hinzu: »Ich hoffe nur, daß du weißt, was du tust.«
    »Glaub mir, ich weiß es. Es ist angenehmer, einen Mann im Haus zu haben, wenn man in der Stadt lebt, und ein Pensionär ist eine Hilfe. Ich werde mir Joseph schon richtig ziehen, obwohl man ihm an der Nasenspitze ansieht, daß er vorhat, mich übers Ohr zu hauen. Nein, ich werde für ihn sorgen, und er wird gelegentlich kleine Arbeiten übernehmen, zum Beispiel Holzhacken und Geschirr abtrocknen. Du wirst ihn nicht mehr wiedererkennen, wenn ich ihn in meiner Schule gehabt habe. Und schließlich bist du ihn dann los.«
    »Es klingt zu schön, um wahr zu sein; aber es wird noch einige Zeit dauern.«
    »Ja. Es ist auch besser für ihn, wenn er noch ein Weilchen zappeln muß; dann wird er mir wirklich dankbar sein. Oh, ich bin nicht so schwach, wie du denkst, Laura. Ich kenne die Männer.«
    Damit war für sie diese Geschichte erledigt. Sie fragte heiter: »Wann kannst du mit mir auf Wohnungssuche gehen?«
    »Aber das eilt doch nicht! Wir freuen uns, daß wir dich hier haben.«
    Doch Marie blieb fest; sie hatte die alten Bande wieder angeknüpft und suchte nun neue. Sie wollte Laura nicht ausnützen.
    »Ich könnte mich sonst zu sehr an euch gewöhnen«, sagte sie.
    Die Wohnungssuche war ein Vergnügen; denn Marie wußte, was sie wollte, und suchte, bis sie fand, was ihr gefiel. Das Geld spielte keine Rolle. Ihr zweiter Mann hatte ihr ein schönes Paket guter Neuseeländischer Aktien hinterlassen. »Norman wußte nichts davon, sonst hätte er darauf bestanden, daß ich sie verkaufe, und dann wäre das Geld zum Teufel gewesen.«
    Laura nahm an, daß sie trotzdem eine ganze Menge eingebüßt hatte; aber es war noch genug übrig. Marie mochte zwar dazu neigen, manche Männer zu bemitleiden und zu heiraten; aber sie besaß auch einen gesunden Geschäftssinn. Wie sie erzählte, hatte sie es früher schwer gehabt und hatte keineswegs die Absicht, wieder in eine solche Lage zu kommen. So hatte sie Norman, der ziemlich unberechenbar

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