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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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berührte Oksa mehr, als sie sich eingestehen wollte.
    »Gus? Kannst du uns einen Augenblick allein lassen?«, fragte sie leise.
    »Ich denke nicht daran!«
    »Bitte, Gus!«
    Gus antwortete nicht.
    »Ich glaube, du solltest tun, worum Oksa dich gebeten hat«, bemerkte Tugdual ruhig.
    »Und ich glaube, dass es besser ist, wenn ich hierbleibe«, erwiderte Gus weder freundlich noch unfreundlich. »Anscheinend habt ihr vergessen, dass ich keine magischen Kräfte habe und auch nicht über Invisibellen verfüge. Glaubt also nicht, dass ich mich in aller Ruhe auf den Gang stelle, Däumchen drehe und darauf warte, dass ich entdeckt werde. Tut doch einfach so, als wäre ich nicht da.«
    Und bei diesen Worten baute er sich entschlossen vor der Tür auf und verschränkte die Arme.
    »Du hast dich in große Gefahr begeben, Kleine Huldvolle …«
    »Nenn mich nicht ›Kleine Huldvolle‹«, unterbrach Oksa ihn. »Die Zeiten sind vorbei!«
    »Warum bist du gekommen?«
    »Was denkst du?«
    Endlich drehte Tugdual sich um und sah Oksa an.
    »Darf ich Licht anmachen?«, fragte sie.
    Ohne seine Antwort abzuwarten, rief sie ihre Phosphorille herbei. Das luxuriös eingerichtete Zimmer wurde in mildes Licht getaucht. Auf dem Kopfkissen im Bett war langes braunes Haar zu sehen. Am liebsten hätte Oksa eine Bemerkung über »Tugduals Schützling« gemacht, doch sie konnte sich gerade noch zusammenreißen. Sie wollte Gus nicht kränken.
    Mit einem Blick zu Tugdual sagte sie: »Du hast ja keine Zeit verloren.«
    »Du auch nicht«, entgegnete der und schaute rasch zu Gus, bevor er Oksa wieder ansah.
    Die Junge Huldvolle runzelte die Stirn. Was hatte sie sich von ihrem Besuch bei Tugdual erwartet? Was hatte sie geglaubt vorzufinden? Was hatte sie sich erhofft?
    »Ich habe versucht, es dir zu sagen, Oksa. Es ist nicht so, wie du denkst.«
    »Was denke ich denn, Tugdual?«
    Er senkte den Kopf, und seine Piercings an der Augenbraue traten hervor.
    »Du glaubst, dass ich dich verraten habe. Euch alle. Du hältst mich für den schlimmsten Menschen auf Erden und sogar noch darüber hinaus. Du glaubst …«
    »Sei still! Du täuschst dich!«
    Sie bekam keine Luft mehr, ihre Beine drohten, unter ihr nachzugeben, und ihre Hände zitterten. Das Ringelpupo pulsierte heftig an ihrem Handgelenk, um ihr zu helfen, die Beherrschung zu bewahren.
    »Du hast ja keine Ahnung, wie falsch du liegst«, fuhr sie fort.
    Sie wollte sich ihm nähern, doch etwas hinderte sie daran. Vielleicht die Gedanken, die Gus ihr unbewusst sandte, oder einfach nur ihr Instinkt.
    »Ich weiß, dass Orthon dich manipuliert. Das wissen wir alle. Du bist nicht mehr du selbst, du hast keinen freien Willen mehr, er diktiert dir deine Entscheidungen, lenkt alle deine Schritte.«
    »Es nützt nichts, Oksa«, flüsterte Gus hinter ihr.
    Es schien, als würde seine Warnung von ihr abperlen. Unglücklich sah sie Tugdual an.
    »Du hast kein Gewissen mehr. Es gehört jetzt deinem Vater. Alles in dir liegt in seiner Macht – dein Herz, dein Geist, dein Körper, deine Gegenwart und deine Zukunft. Das Einzige, was er dir nicht wegnehmen kann, sind deine Vergangenheit und deine Erinnerung …«
    »Ich weiß, Oksa«, unterbrach Tugdual sie hastig. Es kostete ihn Mühe, zu sprechen. »Aber ich kann nichts dafür. Ich schwöre dir, dass ich nicht anders kann.«
    Den letzten Satz stieß er mit großer Verzweiflung hervor, als wehrte er sich vergeblich gegen die grausame Realität. Wie in Trance zog Oksa ihr Granuk-Spuck hervor und pustete hinein. Tugdual sah es, unternahm jedoch nichts dagegen.
    Er riss bloß die Augen auf und glitt dann langsam an der Wand zu Boden.

Alles auf eine Karte
    O ksa … Was … Was hast du gemacht?«, stammelte Gus. »Hast du … Warum?«
    Oksa, die neben Tugdual kniete, drehte sich um.
    »Reg dich ab, Gus, ich habe ihn doch nicht umgebracht!«, beruhigte sie ihn. »Wenn ich schon jemanden umbringen müsste, würde ich mir einen anderen aussuchen. Ich habe ihm bloß ein Gedächtnis-Radier-Granuk verpasst.«
    »Ein Gedächtnis-Radier-Granuk? Den hat doch deine Großmutter bei den Polizisten von Scotland Yard eingesetzt, oder? Die den Tod von Peter Carter und Lucas Williams untersucht haben! Und damit hat sie die Männer auf eine ganz irre Spur gebracht.«
    »Genau! Und weil ich jetzt eine echte Huldvolle bin, kann ich das Gedächtnis-Radier-Granuk zusammen mit dem Gedankenflüstern anwenden!«
    »Was hast du denn vor?«
    Oksa holte tief Luft, senkte den Kopf und sah erst

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