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Olafur Davidsson 02 - Herbstwald

Olafur Davidsson 02 - Herbstwald

Titel: Olafur Davidsson 02 - Herbstwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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zusammenzog.
    »In Wirklichkeit sah er nicht so gruselig aus.«
    »Wissen … Kennen Sie seinen Namen?«
    »Martin oder so. Ich habe ihn nur ein-, zweimal gesehen. Er ist ein Spinner. Martin, der Bekloppte haben meine Kumpels ihn immer genannt.«
    »Ist er behindert?«
    »Wenn Streberei eine Behinderung ist, vielleicht.«
    »Wissen Sie, wie alt Martin Aigner ist? Ungefähr?«
    »Vielleicht zwanzig. Er tat immer, als hätte er die Weisheit mit Löffeln gefressen. Dabei war er noch grün hinter den Ohren.«
    »Was wissen Sie sonst über Catharinas Familie?«
    »Nichts. Ihre Alten haben sie wohl ziemlich angenervt. Als sie es nicht mehr ausgehalten hat, ist sie abgehauen. Ich glaube, ihre Eltern wissen nicht einmal, dass sie in der Fuggerei wohnt. Die wären vermutlich auch durchgedreht, wenn sie gewusst hätten, dass ihre Tochter in einer Sozialwohnung lebt.«
    »Was nervt Sie an ihrem Bruder so, außer, dass er ein Streber ist?« Davídsson dachte daran, was Moser über die Erziehung von Catharina Aigner gesagt hatte. Vielleicht hatte sie das steife Elternhaus und seine strengen Regeln nicht mehr ausgehalten und war deshalb von zu Hause ausgezogen.
    »Der hält sich für den Mittelpunkt des Universums.«
    »War er … vornehm?«
    Ricardo Gollas sah ihn an. Ólafur Davídsson war kein anderer Begriff eingefallen, der es besser getroffen hätte.
    »Klingt ein bisschen altmodisch, aber so sagt man das wohl.«
    »Aber Catharina war anders?«
    »Sie hatte das Spießergetue auch drauf, aber eigentlich war sie nicht so.«
    »Wann war sie so spießig?«
    »Wir waren mal zusammen bei meinen Eltern. Da hat sie mal wieder vom Heiraten angefangen und meine Mutter ist total darauf abgefahren. Sie wollte unbedingt einen Sommelier, oder wie der heißt, zur Hochzeit. Ich wusste gar nicht, von was sie da redet, aber sie hat mir dann erklärt, dass der Typ den Wein aussucht und so.«
    »Und ihr Bruder war die ganze Zeit so spießig?« Vermutlich war Davídsson in den Augen des jungen Mannes nicht weit davon entfernt, ebenfalls zu den Spießern dieser Welt gezählt zu werden.
    »Der hat die ganze Zeit so geschwollen getextet.«
    »Ja.«
    »Ich wäre jetzt lieber alleine.«
    »Kann ich Sie hier erreichen, wenn wir etwas Neues wissen?«
    »Ich gebe Ihnen meine Handynummer. Im Wald habe ich zwar keinen Empfang, aber ich habe eine Box, auf die Sie te… äh, sprechen können.«

    Der Kriminalanalyst fuhr direkt zum Polizeipräsidium, das nur wenige Meter von seinem Hotel entfernt war. Er überlegte, ob er den Wagen zunächst in der Tiefgarage parken sollte, um dann zum Präsidium zu laufen. Aber es regnete noch immer.
    Er dachte an Ricardo Gollas. Davídsson hatte die jugendliche Leichtigkeit aus den Augen des jungen Mannes verschwinden sehen. Es würde eine lange Zeit dauern, bis sie wieder zurückkehrte, wenn dies überhaupt noch einmal geschah. Er hatte das schon oft gesehen und sich noch immer nicht daran gewöhnt. Es war nicht so einfach, darüber hinwegzusehen, es zu verdrängen und so zu funktionieren wie eine Maschine.
    Er schaltete die Scheibenwischer schneller. Es war, als ob der Regen jetzt viel härter auf den Chrysler trommelte.
    Davídsson hatte kurz mit dem Forstdirektor gesprochen, und der hatte Ricardo Gollas sofort nach Hause geschickt. Rico hatte ein kleines Zimmer im Forstamt, wie der andere Auszubildende auch, der sich jetzt um seinen Kumpel kümmerte. Trotzdem hatte der Kriminalanalyst ein schlechtes Gewissen, ihn alleine zurückgelassen zu haben.
    Allein mit seinen Gedanken. Allein mit der Trauer, die er jetzt bewältigen musste. Davídsson hatte den anderen Auszubildenden gesehen. Er war jünger als Ricardo Gollas und unreifer. Er würde völlig mit der Situation überfordert sein und ratlos neben dem jungen Mann sitzen, ohne zu wissen, was er sagen sollte. Es wäre besser gewesen, seine Eltern anzurufen, dachte er jetzt.
    Ólafur Davídsson musste aufpassen, dass er sich nicht zu sehr mit den Menschen identifizierte, denen er solche Nachrichten überbrachte. Er wusste es, und doch musste er es sich immer wieder in Erinnerung rufen.
    Du bist zu weich für so was, hatte seine Schwester Lovísa gesagt, als er ihr vor einigen Jahren davon erzählt hatte, wo er bald arbeiten würde.
    Sie hatten damals beide gewusst, dass sie recht damit hatte.
    Tatsächlich hatte er den Tod ihrer Eltern am schlechtesten verarbeiten können. Aber er war auch der Älteste von ihnen. Er hatte sie am längsten gekannt und beinahe eine

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