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Olga & Lust und Leid

Olga & Lust und Leid

Titel: Olga & Lust und Leid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Anderson
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schon selbst die Opfer! Der Ausgleich für das, was ihr getan habt, steht unmittelbar bevor!
    Ich kletterte über den Zaun und beobachtete von außerhalb das einsetzende Arbeitsleben.
    Drei weitere Männer waren inzwischen eingetroffen. Alle zusammen tranken in einem Wohnwagen auf dem Gelände ihren Morgenkaffee.
    Ich ging direkt auf den Wagen zu und öffnete dort angekommen die Tür. Etwas verblüfft sah die kleine Gruppe die unerwartete Besucherin an.
    „Guten Morgen!“, grüßte ich freundlich.
    „Wen haben wir denn da?“
    Der Hässlichste unter ihnen fand als erster seine Sprache wieder. Solche Menschen geben sich oft sehr kommunikativ und versuchen so dieses naturgewollte Defizit auszugleichen. Hübsche Frauen oder Männer an ihrer Seite verdeutlichen zuweilen den Erfolg dieser Methode.
    „Haben Sie zufällig einen herumstreunenden Pekinesen gesehen?“
    „Na, der kann ja nicht weit sein! Hat ja nicht so lange Beine!“, scherzte einer.
    Der Geruch im Raum verriet, dass die Anwesenden nichts mit dem Mädchen zu tun hatten.
    „Nein, tut uns leid“, ergriff nun der Älteste das Wort, der wohl der Chef war.
    „Was sollen wir machen, wenn er auftaucht?“
    Ich nannte ein paar falsche Zahlen als Telefonnummer.
    „Vielen Dank! Ich suche dann mal weiter. Also bitte nicht wundern, wenn ihr mich noch einmal seht!“
    „Kein Problem, bei einem so hübschen Mädchen!“, flirtete der Hässliche und strich mit der Hand über seine fettigen Haare.
    Die Suche ging nun hinter dem Zaun weiter. Die verbliebenen Spuren waren durch die vergangene Zeit und das Fehlen des Blutes selbst für mich deutlich schwerer zu verfolgen. Zum Glück gab es noch welche, doch ein Hund hätte hier nichts mehr ausrichten können.
    Es regnete etwas. Mich störte das nicht, da dann weniger Sonnenlicht blendete. Vampire leiden zudem nicht unter den üblichen Infektionskrankheiten wie Erkältungen.
    Einer der Arbeiter beobachtete mich aus der Ferne. Das konnte ich nicht vermeiden. Die Hundestory passte jedoch ganz gut zu meinem häufigen Hin- und Herlaufen.
    Langsam bewegte ich mich dabei in Richtung eines nahen Hügels weiter. Dort begann der eigentliche Harz. Ein Schild wies den Beginn eines Nationalparks aus.
    Unter einigen größeren Büschen lugte eine dunkle Öffnung hervor. Ein verrostetes Schild mit der Aufschrift „Betreten verboten!“ warnte vor einem Einstieg und der dortigen Gefahr.
    Es musste der Notausgang eines alten Schachtes sein. Im Harz wurde in früheren Zeiten viel Metallbergbau betrieben. Einige von Borkenkäfern kahle Fichten ragten trostlos in die Höhe. Laubgesträuch mit gelblichen Herbstblättern wuchs nach und füllte die Lücken.
    Der Eingang war ursprünglich mit einem Gitter verschlossen worden. Doch dieses lag verrostet neben der Öffnung auf dem grasigen Boden. Irgendjemand hatte es vor einiger Zeit herausgerissen.
    Von hier waren das Mädchen und auch ihre beiden Verfolger gekommen. Da ich keine Angst kannte und mir Dunkelheit angenehmer als blendendes Licht war, trat ich ohne zu zögern ein.
    Wohlige Stille und ein kühler Hauch empfingen mich. Bergwerksschächte wirkten nostalgisch auf mich. So als kehrte ich an den Anfang zurück. Für einen Moment erinnerte mich die Umgebung an das Erwachen in Ganina Jama, dem Schacht, in den man unsere gesamte Familie geworfen hatte. Dort hatte ich den ersten Rotgardisten getötet und die Rache begonnen. Der Geschmack seines bitteren Blutes stieg mir in der Erinnerung wohlig auf. Der Trunk war für mich die erste Muttermilch des neuen Lebens gewesen.
    Der Geruch im Gang war feucht und zeugte von dem Jahrzehnte währenden Müßiggang der gesamten Anlage.
    Neugierig machte ich mich auf den Weg. Würde das Glück mitkommen und die Rachegelüste stillen? Jagdfieber erfasste mich.
    Es gab viele Spuren.
    Die zwei Verfolger und das Mädchen waren nur einmal hier gewesen. Andere Menschen besuchten diesen verborgenen Ort dagegen häufiger und gingen hier üblichen menschlichen Lastern nach, für die solche abgelegenen Stellen wunderbar geeignet waren. Sie konsumierten Drogen, tranken Alkohol und vergnügten sich wohl mit ebenso lotterhaften Mädchen.
    Der Gang war recht lang. Manche Abschnitte waren eingebrochen, sodass man sogar kriechen musste, um überhaupt hindurch zu kommen. Hier hatte sich das Mädchen ihre Schürfwunden zugezogen. Sie musste große Angst gelitten haben.
    Es war ein Wunder, dass sie den Weg überhaupt gefunden und bewältigt hatte. Kannte sie sich

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