Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)
wenige Stunden, um tausende Zeitungsexemplare zu drucken und auszuliefern, damit diese rechtzeitig auf dem Frühstückstisch der Leser lagen.
Dieser Ablauf wurde in dieser Nacht empfindlich gestört.
Die Druckplatten für die Titelseite wurden umgestellt. Was eigentlich als Titelstory geplant war, wurde zusammengestrichen. Es würde sicher einen Redakteur geben, der sich am Morgen heftig wunderte, wenn er die druckfrische Zeitung in die Hand bekam. Doch der Chefredakteur hatte seinen Segen gegeben, also war Maier aus dem Schneider. Die Verkaufszahlen würden in die Höhe gehen. Das versprach sich Maiers Chef. Sehr wahrscheinlich hatte er Recht.
Die Türe zur Intensivstation ging mit einem Ruck auf. Der elektrische Motor surrte. Durch die Türe trat der Chefarzt. Mit ihm kam ein Geruch nach Desinfektionsmittel und sterilem Verbandszeug.
Klauk fuhr herum, als er das Surren der Türe hörte. Wendt und Hell sprangen von den Stühlen auf. Sie schauten gebannt auf den Arzt. Ein großer hagerer Mann mit einer sehr langen Nase in einem schmalen Gesicht stand vor Ihnen.
„Schmidt-Reim ist mein Name, ich kann Ihnen gute Nachrichten bringen. Ihre Kollegin ist über den Berg. Die Operation war erfolgreich. Die Kugel war weit genug vom Herzen eingedrungen.“ Er nahm die grüne OP-Mütze vom Kopf und nickte. Sein graues Haar quoll darunter hervor.
„Vielen Dank, Herr Professor. Das ist eine wirklich gute Nachricht. Ist sie ansprechbar?“
„Nein, sie wird frühestens heute früh ansprechbar sein. Ich darf sie bitten, das zu respektieren.“
„Vielen Dank, Herr Professor.“ Hell gab ihm die Hand und der Arzt schlug ein.
„Lassen Sie uns jetzt alle nach Hause gehen und schlafen. Wir sehen uns dann in ein paar Stunden.“ Er hob die Hand zum Gruß und kehrte zurück in den Intensivbereich. Motorsurren.
Genau in dem Moment wurde Hesse auf seiner Bahre in ein Krankenzimmer gefahren. Dort stand bereits ein uniformierter Polizist, der dort Wache schieben würde. Hesse hatte den Vorzug ein Einzelzimmer zu haben. Als er eine Stunde später erwachte, dachte er als Erstes, wie er das alles seinen Kindern erklären würde. Ein Teil von ihm fluchte über diesen Kommissar, der ihm die Waffe zerstört hatte, der andere war froh am Leben zu sein.
„Jetzt ist der Tag doch noch ein guter Tag geworden“, sagte Klauk und machte eine Siegesfaust. Er und Wendt nahmen sich kurz in die Arme. Hell schaute beide an. „Ja, ein guter Tag.“
*
Da waren Stimmen und redeten auf ihn ein. Hell wollte keine Unruhe um sich herum haben. Ruhe. Er wollte Ruhe. Er versuchte sich auszustrecken, doch das gelang ihm nicht. Irgendjemand berührte seinen Arm.
„Chef, aufwachen.“
Er zuckte zurück. Dann schlug er die Augen auf.
Neben ihm kniete Klauk.
„Wie spät ist es?“
„Es ist sieben Uhr dreißig.“
Klauk lächelte freundlich.
„Die wievielte Nacht auf der Couch hier ist das, Chef?“
„Weiß nicht“, brummte Hell und richtete sich auf, „Gibt’s Kaffee?“
„Ja, Wendt holt welchen.“
„Gut so“, brummte Hell, „Hat schon jemand im Krankenhaus nachgefragt, wie es Meinhold geht?“
„Ja, sie ist aufgewacht. Wir können gleich hinfahren.“
„Hmh“, sagte er, „Wir haben noch eine Menge Papierkram zu erledigen. Aber das machen wir danach. Und dann hat das Team frei. Wir müssen alle mal wieder ordentlich schlafen.“
„So soll es sein“, lachte Klauk. Wendt kam mit den Kaffee. „Morgen, Chef. Ich habe das Morgenmagazin hier. Die Titelstory ist der Hammer.“
Er reichte Hell die Zeitung. Der faltete das Blatt auf und las die Überschrift der Titelstory.
Dort stand in großen Lettern ‚Bekannter Politiker unter Verdacht‘.
und in der Zeile darunter
„Die Polizei verhaftet den Zoophilen-Killer. Hat einer der bekanntesten Politiker Bonns Kontakt zur Zoophilenszene?“ Hell las weiter.
„Woher haben die die Info, Chef?“, fragte Wendt. Hell seufzte kaum hörbar. Er legte die Zeitung neben sich.
„Das, Kollege Wendt, kann ich Ihnen auch nicht sagen. Wir haben wohl eine undichte Stelle in unserer Abteilung.“
Wendt und Klauk schauten sich an. Hell atmete ein paar Mal tief durch, bevor er aufstand.
„Jetzt ist er jedenfalls vollends bedient. Das können auch seine teuren Anwälte nicht mehr ausbügeln“, raunte Wendt seinen Kollegen zu.
Hell trat an seinen Schreibtisch heran und holte seine Waffe aus der Schublade. Sein Blick fiel auf eine Notiz, die ihn darüber informierte, dass Bündgen
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