Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)
verstehen sie sicher.“ Culmanns Blick war irre vor Angst.
„Ich werde sie nicht gehen lassen, Hesse.“
„Doch, das werden sie. Sie können es sich nicht leisten eine weitere Leiche auf dem Konto zu haben.“
„Lassen Sie mich nach meiner Kollegin schauen“, sagte Hell.
„Die ist sehr wahrscheinlich tot. Wie sie sehen, hat sie eine Schusswunde. Das war Zylau.“
Hell hatte natürlich bemerkt, dass keine Waffe neben dem toten Zylau zu sehen war. Es gab die kleine Chance, dass sie zwischen seine Beine gefallen war. Wahrscheinlicher war es aber, dass Hesse die Waffe an sich genommen hatte.
Hell bewegte sich langsam weiter nach rechts, er wollte sehen, ob die Waffe wirklich nicht zwischen Zylau’s Beinen lag. Hesse machte ein schnalzendes Geräusch. So als wollte er einen Hund von etwas abhalten, oder ihn anlocken.
„Herr Kommissar, das ist doch unter Ihrem Niveau. Wir gehen jetzt aus der Halle, ich mit dem Herrn hier. Und Sie halten uns nicht auf. Falls ihre Kollegen vom SEK wirklich da sein sollten, sagen Sie denen, dass ich keinen Spaß verstehe.“
Er setzte sich rückwärts in Bewegung, zog Culmann, der ein völlig verstörtes Gesicht machte, hinter sich her. Culmann verstand von all dem hier überhaupt nichts. Seine Augen fuhren wirr umher.
Mensch Klauk, wo bleibst Du, dachte Hell. Stichwort. Genau in dem Moment tauchte Klauk neben dem Schuppen auf. Er hielt den Zeigefinger an die Lippen.
„Hesse, das SEK hat Order sofort zu schießen, wenn sie auftauchen. Sie können es sich überlegen.“
Klauk war bei Meinhold angekommen, beugte sich kurz über sie und fühlte den Puls an ihrem Hals. Er richtete seinen Daumen nach oben. Gottseidank, sie lebte noch. Hesse bekam mit, dass Hells Blick an ihm vorbei ging. Er drehte sich um und sah Klauk über Meinhold gebeugt.
„Ach, jetzt sind wir ja zu dritt. Los, hier rüber Kollege Nummer drei. Ich zögere nicht, glauben Sie es mir.“
Klauk hätte schießen können, zog es aber vor sich zu seinen Kollegen zu begeben. Er hätte auf Hesse schießen können mit der Option, dass der im Todeskrampf Culmann den Pfeil durch den Schädel gejagt hätte. Daher hielt er sich zurück. Er schritt seitwärts, die Waffe vor sich ausgestreckt, Hesse im Visier.
Doch dann machte er eine plötzliche Bewegung auf Hesse zu, der tat einen Schritt rückwärts, dem Culmann nicht folgen konnte. Der Mann kam ins Straucheln. Er zog ihn trotzdem weiter hinter sich her, war aber nicht mehr von seinem Körper verdeckt. Er war auf Höhe des Schuppens, als er den Körper Culmanns von sich wegschleuderte. Der stolperte nach vorne, in seiner Deckung konnte Hesse einige Meter gewinnen. Keiner der Beamten hatte ein freies Schussfeld vor sich. Hesse verschwand hinter dem Schuppen. Die Polizisten liefen los. Wendt sprintete zu Meinhold herüber, zückte sein Handy. Er legte seinen Arm unter Meinholds Kopf und strich ihr die Haare aus dem Gesicht.
„Los! Holt ihn euch. Ich kümmere mich um sie.“ Er tippte schon die Notrufnummer.
„Jetzt beenden wir es“, sagte Klauk energisch und trat als Erster an die Türe heran. Er öffnete sie mit der Klinke und stieß sie mit dem Fuß weit auf. Er schaute einmal schnell um die Ecke, niemand war mehr zu sehen.
„So ein Elend, jetzt können wir ihn hier suchen, den Scheißkerl.“
„Haben sie gesehen, er hat eine Verletzung im Oberkörper. Vielleicht hat er eine Kugel von Meinhold bekommen.“
„Sicher, klar habe ich das gesehen“, sagte Klauk und hetzte voran, “Sein Auto, er will zu seinem Auto. Wo bleibt eigentlich das verdammte SEK?“
„Keine Ahnung, sie haben was von einem Unfall berichtet, hechelte Hell.
Sie hechteten an der Wand der Halle vorbei. Auf Höhe des kleinen Vorbaus stoppte Hell. Er hob die Hand. Klauk schaute ihn an. „Was?“
„Wir sollten uns trennen“, sagte Hell, „Sie gehen links, ich gehe weiter an der Halle lang.“
„Gut.“
Er suchte sich eine Stelle im Gebüsch, durch die er hindurchgelangen konnte. Von da an sah Hesse seinen Kollegen nicht mehr. Er ging weiter an der Wand lang. Als er einige Meter weiter gekommen war, sah er Hesse in seinem Wagen. Der raste mit quietschenden Reifen die Straße hinauf. Hell hob die Waffe und zielte, doch war der Ford schon hinter dem Gebüsch verschwunden. Sofort drauf hörte er Klauks Waffe aufbellen. Drei, vier Schüsse. Treffer auf Metall, Glas splitterte. Hell rannte hinter dem Gebüsch herum, sprang den Maschendrahtzaun an und kletterte hinüber. Klauk war schon
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