Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
„Was ist denn hier los?“, fragte er in barschem Ton.
„ Der WDR, ist das Jan Schnackenberg, der dort im Sessel sitzt? Ist er tot?“, fragte ein Mann, dessen Stimme Hell bekannt vorkam.
„ Das hier ist ein Tatort, verlassen Sie das Haus. Ich lasse Sie sonst festnehmen!“
„ Wer sind Sie? Der leitende Ermittler?“, fragte die bekannte Stimme.
„ Das geht Sie nichts an. Verlassen Sie das Haus. Sofort!“
Er überlegte.
Die Stimme.
Richtig. Das war die Stimme von …
„ Meine Hörer haben ein Recht darauf. Schließlich hat dieser ‚Oskar‘ in meiner Sendung angerufen“, beschwerte sich Demian Roberts.
„ Herr Roberts? Richtig? Sie verlieren aber wirklich keine Zeit!“
„ Ja, das bin ich. Und wer sind Sie?“
Der Lichtkegel der Kameralampe blendete Hells Augen. Er hob wieder die Hand, um Demian Roberts erkennen zu können.
„ Mein Name ist Oliver Hell. Und ich sage Ihnen jetzt zum letzten Mal: verlassen Sie das Haus. Und wenn Sie der Papst wären. Sie haben hier nichts verloren. Auch ein Radiomoderator hat sich daran zu halten.“
Hell gab dem SEK-Beamten ein Zeichen. Der bestätigte mit einem Nicken. Kurz drauf wurden der Moderator und sein Kameramann unsanft aus der Haustüre geschoben.
„ Ich habe Ihren Namen, Herr Kommissar Hell. Das haben meine Hörer nicht gerne, dass Sie die Presse von der Berichterstattung abhalten!“, brüllte der Moderator noch in die Nacht hinein. Er meckerte noch etwas von Polizeistaat, was aber Hell und Weinert nicht mehr hörten.
Hell machte eine abwehrende Handbewegung. „So ein Spinner.“
„ Pressefutzies“, sagte Weinert mit einem Schulterzucken.
„ Wir holen uns nachher noch die Nummer des Anrufers. Das wird dem Herrn Roberts sicher auch nicht schmecken“, sagte Hell.
Der SEK-Beamte, der gerade die Pressevertreter aus dem Haus geschoben hatte, kam wieder zurück ins Wohnzimmer.
„ Chef, das müssen Sie sich anschauen. So etwas gibt es nicht.“
„ Was denn?“, fragte Weinert und war schon auf den Beinen.
Der SEK-Einsatzleiter war schon auf dem Weg nach draußen, Hell folgte ihm. Als sie die Türe erreicht hatten, wurde ihnen sofort klar, was der Kollege gemeint hatte.
Vor der Türe stand jetzt der Moderator und sprach in die Kamera seines Kollegen. Er gab offensichtlich ein Interview. Das alleine war aber nicht der Grund, warum der SEK-Beamte sie gerufen hatte.
Die kleine Sackgasse hatte sich mit Schaulustigen gefüllt. Beinahe dreißig Menschen drängten sich vor dem Reporter. Der drehte sich gerade zu den Schaulustigen um. Die Menschen drängten sich vor das Mikrofon.
Jetzt wurde es Hell klar. Der Kerl hatte alles live gesendet. Auch das, was im Haus gesprochen wurde, alles war live im WDR ausgestrahlt worden.
Ein paar Gesprächsfetzen drangen zu ihnen herüber.
„ Sind die auf Sendung?“, fragte Weinert.
Hell brummte mürrisch vor sich hin. „Scheinbar.“
Er rief einen Beamten der Bereitschaft zu sich, der dem Treiben bis zu dem Moment tatenlos zugesehen hatte.
„ Sorgen Sie dafür, dass diese Pressefritzen mitsamt den Gaffern aus der Straße verschwinden. Und sperren Sie die Gasse vorne ab. Die bringen es fertig und rennen durch den Garten und zerstören dort mögliche Spuren.“
Er blieb am Gartentor stehen. Die Beamten gingen zu Roberts und seinem Kameramann herüber. Sofort hielt der wieder seine Kamera auf die Beamten.
Einer der Beamten schob die Kamera zur Seite. „Herr Kommissar, ist das ihre Art mit der Pressefreiheit umzugehen?“, rief Roberts provokant in Hells Richtung.
Hell schüttelte nur den Kopf. „Was? Mehr haben Sie nicht zu sagen, Herr Kommissar. Das ist aber ein schwaches Bild. Wie sollen Sie denn einen Mord aufklären, Sie Held?“
Jetzt wurde es Hell zu bunt. Er ging auf die Straße und rief Roberts zu, „Herr Roberts, Sie spielen mit harten Bandagen, ja? Wie wäre es, wenn wir Sie wegen Wiederstands gegen die Staatsgewalt verhaften? Sie behindern eine laufende Ermittlung, dringen widerrechtlich in ein Haus ein, zerstören Spuren. Soll ich noch mehr aufzählen?“
„ Wir sind hier, weil dieser ‚Oskar‘ in meiner Show angerufen hat. Er hat nicht Sie angerufen, Herr Kommissar Hell. Das sollten Sie nicht vergessen!“
Er trat aus der Menge heraus, die die Beamten mittlerweile in Richtung der Einmündung in die kleine Straße schoben. Sie bildeten eine Kette. Roberts schrie so laut, dass sie einige der neben ihm stehenden Schaulustigen die Ohren zuhielten.
„ Aha, dann sind Sie also stolz
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