Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
damit überhaupt nicht einverstanden. Nach einem Gespräch mit Hell rief sie den Leiter der Schule am Montagnachmittag an. Ihren Argumenten gegenüber zeigte sich der Mann zunächst sehr zugeknöpft.
„ Lieber Kollege, haben Sie die Presseberichte gelesen?“, fragte sie.
„ Ja, das habe ich.“
„ Dann kann ich ihre Reaktion nicht verstehen. Sind Sie denn kein bisschen Stolz auf ihre erfolgreiche Ausbildung?“
Hansen ließ die Frage wirken.
Der Leiter der Schule brauchte eine Weile, bis er antwortete: „Es geht nicht darum, ob jemand von der Presse gelobt wird. Es geht um Prinzipien und eine Polizistin, die uns über ihren körperlichen Zustand belogen hat. Das kann ich keinesfalls dulden.“
„ Frau Meinhold hat Sie nicht belogen. Sie hat nur, trotz ihrer Krankheit, ihren Kollegen zur Seite gestanden, als sie gebraucht wurde. Es ist ja nicht so, dass sie die Schule geschwänzt hat, um sich ein paar Tage auf Mallorca auszuruhen. Sie hat einen dreifachen Mörder zur Strecke gebracht. Zählt das nicht?“
Der Mann reagierte unwirsch. „Das sagen Sie, Frau Staatsanwältin. Mir stellt es sich anders dar.“
„ Aha, dann frage ich mich, was Sie von Ihren Schülern erwarten und wie Sie die Qualität Ihrer Ausbildung bewerten? Frau Meinhold ist jetzt ihr Aushängeschild. Sie hat Dinge geleistet, die sonst noch kein Absolvent vorzuweisen hat. Sehe ich das richtig?“
Er knirschte mit den Zähnen. „Das stimmt. Trotzdem kann ich es nicht durchgehen lassen, dass sich Schüler ihre eigenen Regeln aufstellen. Wenn das einreist, stehe ich sehr dumm da.“
„ Ich gebe Ihnen da voll und ganz Recht. Führen Sie ein Gespräch mit Frau Meinhold, in der Sie ihr ihre Position klarlegen. Sie wird Sie verstehen und offen für alle Kritik sein. Aber ich geben Ihnen Brief und Siegel, wenn Sie sie für das hier an den Pranger stellen, haben Sie die ganze Presse gegen sich.“
„ Die Presse muss davon nichts erfahren. Das sind Polizeiinterna, das geht die Presse nichts an.“
„ Mit allem Respekt, wie wollen Sie das denn verhindern? Frau Meinhold wird im Moment wie ein Popstar durch die Reihen der Journalisten gereicht. Es ist doch ein Leichtes, dass dort ein falsches Wort gesprochen wird.“
„ Frau Oberstaatsanwältin Hansen, Sie drohen mir nicht gerade?“
„ Nein, das liegt mir fern. Aber ich kenne unsere lieben Pressevertreter. Wenn einem ihrer momentanen Lieblinge ein Leid zugefügt werden soll, dann können die sehr unschön berichten. Das möchte ich nur verhindern.“
Unwirsch war sein letzter Satz: „Ich werde Frau Meinhold zu einem Gespräch bestellen und ihr unmissverständlich klarmachen, dass ich so eine Insubordination nicht noch einmal dulden werde.“
„ Das obliegt Ihnen. Ich wünsche mir nur, dass Sie die richtigen Worte wählen. Außerdem wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.“
Oberstaatsanwältin Hansen legte das Telefon auf den Tisch und war mit sich zufrieden. Sie nahm den Urlaubsantrag, den Hell ihr wortlos auf den Tisch gelegt hatte, in die Hand und setzte ihre Unterschrift auf die gestrichelte Linie.
*
Nachwort
Dies ist ein Roman. Das bedeutet vor allem, dass keine der Personen, die darin vorkommen, in Wirklichkeit existiert. Dennoch ist es nicht immer möglich, jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen zu vermeiden.
Es war mir beim Schreiben an diesem Buch ein Bedürfnis, das Augenmerk der Leser auf Dinge zu richten, die nicht so tagtäglich in den Medien stehen. Wie der immer noch nicht geklärte ‚Westsahara-Konflikt‘ oder die Zeitbombe, die mit der Verknappung der Phosphorvorräte auf unserer Erde auf uns zukommen wird.
Selbst wenn es unsere Generation nicht trifft, so ist es eine Bürde, die wir unseren Kindern oder Kindeskindern auferlegen. Wir sollten darüber nachdenken, wie es uns möglich sein kann, zu bewerkstelligen, dass auch die uns nachfolgenden Generationen auf diesem Planeten noch genug zu essen haben werden. Selbst wenn es uns heutzutage schon nicht gelingt, den Hunger auf der Welt zu besiegen.
Spekulationen auf Nahrungsmittel sollten international geächtet werden. Am Hunger von Menschen darf man sich nicht bereichern.
Unsere Weltbevölkerung wächst und mit ihr steigt der Nahrungsbedarf. Seite an Seite wird die Nachfrage nach Phosphor steigen. Heute werden etwa 80 Prozent des geförderten Phosphors zu Düngemitteln verarbeitet. Doch auch die Autoindustrie schielt mittlerweile auf die Ressource: zur Herstellung von Batterien für Elektroautos.
Ich
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