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Oliver Twist

Oliver Twist

Titel: Oliver Twist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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endlich sprang er auf die Schulter des Toten. Unfähig, sich festzuklammern, stürzte er hinab in den Graben, überschlug sich während des Sturzes, fiel mit dem Schädel auf einen spitzigen Stein und blieb tot liegen.

EINUNDFÜNFZIGSTES KAPITEL
    Mehr als ein Geheimnis wird aufgedeckt und ein Heiratsantrag wird gemacht, bei dem von Mitgift nicht die Rede ist
     
    Zwei Tage später fuhren Mrs. Maylie und Rose, Oliver und der alte Doktor, sowie Mr. Brownlow und Mrs. Bedwin und noch jemand nach Olivers Geburtsstadt.
    »Sehen Sie dort, dort«, rief Oliver und erfaßte eifrig RosesHand und wies aus dem Wagenfenster, »dort ist der Fußweg, über den ich gekommen bin. Und dort sind die Hecken, hinter denen ich mich versteckt habe aus Furcht, man könne mich erwischen, und drüben liegt das alte Haus, in dem ich als kleines Kind gewesen bin. O Gott, der arme Dick. Wenn ich ihn jetzt nur sehen könnte.«
    »Das wirst du bald«, tröstete ihn Rose und nahm freundlich seine Hand in die ihre. »Und wirst ihm erzählen, wie glücklich du bist und wie reich mit einem Mal, und daß du an nichts andres gedacht hast seitdem, als wie du bald wieder zurückkehren und ihn glücklich machen könntest.«
    »Ja, ja«, jubelte Oliver, »und wir wollen ihn fort aus dem Haus dort nehmen und ihn kleiden und unterrichten lassen und ihn irgendwo in einen friedlichen Ort aufs Land bringen, wo er wieder gesund werden kann, nicht wahr?«
    Als sie sich der Stadt näherten und endlich durch die engen Gassen fuhren, war Oliver kaum mehr zurückzuhalten. Überall sah er Erinnerungen: dort den Laden Mr. Sowerberrys, dann des Schornsteinfeger Camfields Karren, genau wie damals an der Türe der alten Schenke, und dort drüben das Arbeitshaus – das Gefängnis seiner Jugendzeit mit seinen finstern unheimlichen Fenstern. Alles war fast genau so, als hätte er es erst gestern verlassen. Sie fuhren vor dem besten Gasthof des Ortes vor, den Oliver als Kind stets mit ehrfürchtiger Scheu betrachtet hatte, der ihm aber jetzt vorkam, als habe er merklich an Pracht und Größe eingebüßt. Mr. Grimwig stand dort, derselbe Herr, der ihm einst nicht geglaubt und der jetzt der jungen Dame einen Kuß gab und der alten Dame auch, ganz so, als wäre er der Großvater der ganzen Gesellschaft, und über und über strahlend vor Glückseligkeit; und mit keinem Wort erwähnte er mehr, er wolle seinen Kopf aufessen, falls . . ., und so weiter.
    Als sich die Aufregung der ersten halben Stunde gelegt hatte, stellten sich wieder dasselbe Schweigen und dieselbe Beklommenheit ein, die schon früher zuweilen während der ganzen Fahrt geherrscht hatten. Mr. Brownlow hatte sich in ein Zimmer zurückgezogen, und auch die beiden andern Herren eilten mit besorgten Gesichern ein und aus und nahmen nicht an der Unterhaltung teil. Einmal wurde auch Mrs. Maylie hinausgerufen und kam eine Stunde darauf mit verweinten Augen wieder zurück. Alles das bewirkte, daß Rose und Oliver, die von keinem neuen Geheimnis wußten und ahnten, in eine unbehagliche ängstliche Stimmung gerieten. Still und verstimmt saßen sie da, wechselten nur hie und da ein paar Worte und auch dann nur im Flüsterton.
    Endlich, um neun Uhr, traten Mr. Losberne und Mr. Grimwig ins Zimmer, gefolgt von Mr. Brownlow und einem Mann, bei dessen Anblick Oliver vor Staunen und Schreck beinahe aufgeschrien hätte. Gar, als sie ihm sagten, es sei sein Bruder. Er erinnerte sich genau an ihn, war es doch derselbe Mann, den er vor langer Zeit auf dem Marktflecken getroffen hatte und der mit Fagin ins Fenster seines Stübchens hereingespäht hatte. Monks warf einen haßerfüllten Blick auf den erstaunten Oliver und nahm dann einen Sessel dicht bei der Türe. Mit Schreibpapier in der Hand trat Mr. Brownlow ein und wendete sich an Rose und Oliver.
    »Wir haben eine peinliche Aufgabe zu erfüllen«, begann er, »aber die in London unterzeichneten Akten müssen hier nochmals vorgelesen werden. Ich hätte euch gern alles das erspart, aber das Gesetz verlangt es so.«
    Und Mr. Brownlow begann: »Dieses Kind hier« – dabei zog er Oliver zu sich und legte ihm die Hand auf den Kopf, sich dabei an Monks wendend – »dieses Kind ist Ihr Halbbruder,der illegitime Sohn Ihres Vaters, meines lieben alten Freundes, Edwin Leeford. Seine Mutter war die arme junge Agnes Fleming, die bei seiner Geburt starb.«
    »Ja«, sagte Monks, den zitternden Oliver, dem das Herz vor Erregung bis zum Halse schlug, finster musternd, »ja, das ist der

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