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Olympiareife Nummern

Olympiareife Nummern

Titel: Olympiareife Nummern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Meissner-Johnannknecht
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jetzt in dieses verflixte Auto setzen, diesen DeLorean und wie Michael J. Fox damit in die Vergangenheit reisen wie in ,Zurück in die Zukunft', um unseren privaten Film an der entsprechenden Stelle anzuhalten ... ja, aber wo?
Da, wo ich Andreas zum ersten Mal treffe. An der Elbe. Genau da würd' ich ihn anhalten. Und dann würde ich mit Katharina ganz schnell meine Klamotten packen und wieder nach Hause fahren. Würde sich dann nicht alles verändern? Er und ich würden uns nicht treffen, ich würde ihn womöglich am nächsten Tag gar nicht im Taxi mitnehmen, weil er ganz anders drauf ist und jemanden in der Kneipe findet und bei dem schläft und so lernt ihn Jan auch erst gar nicht kennen und ...
Was für einen Schwachsinn denk' ich mir hier eigentlich zusammen? Das ist doch die Vogel-Strauß-Nummer! Kopf in den Sand und so tun, als ob nichts passiert wäre. Es ist aber eine Menge passiert.
Und es wird Zeit, dass ich was tue, damit alles wieder in Ordnung kommt.
Den ersten Schritt mach ich schon mal als ich wieder in der WG bin.
Zuerst gehe ich ganz automatisch in mein Zimmer, aber als ich da Mats schlafen seh', halt' ich inne. Wenn ich zu dem wieder ins Bett krieche, dann geht's doch wieder genauso los, wie's vorhin zwischen uns aufgehört hat ... (außerdem tut mir noch alles weh ...). Schluss damit. Ich will Jan.
Mats war ... toll, aber mit ihm würde ich gar nicht glücklich auf die Dauer. Er ist genau so 'n verrückter Spinner wie ich. Außerdem ... ich will meinen Jan!
Leise gehe ich in Ulis Zimmer und lege mich in dessen Bett. Große grellbunte Papageien auf der Bettwäsche! Mein Gott, Uli hat aber auch manchmal einen derartig schlechten Geschmack, dass es nicht zum Aushalten ist! Ich mach' schnell die Augen zu. Aber schlafen kann ich dann doch nicht... es lässt mich nicht los.
„Hat Jan was gefehlt?", denke ich, mich herumwälzend. (Es riecht hier auch so nach Uli ... der nimmt immer so ein schrecklich süßes Rasierwasser, igitt!) Wenn er jetzt wieder mit 'ner Frau rumgemacht hätte ... irgendwie hätt ich das ja noch verstehen können, so von wegen, ,mal gucken, ob das nicht doch besser war', aber ein anderer Mann? Andreas meinte, es war für Jan gewissermaßen eine Art Test. Eben der endgültige Beweis, dass er nun richtig schwul ist. Als ob ich das nicht schon vorher geahnt hätte! Manchmal kann er nämlich den Jungs ganz schön hinterherstarren!

    Vorgestern Nacht war's so schön mit ihm.

    Da dachte ich weder an Patrick noch an Andreas. Das war noch nie vorher so. Das erlebe ich erst, seitdem ich mit Jan zusammen bin. Und wenn's ernster ist ? Wenn der sich jetzt

    womöglich richtig in Andreas verguckt hat?

    „Er hat ihn in Schutz genommen und ihn verteidigt", denke ich bitter. Ich bin total eifersüchtig. Erst gegen halb neun döse ich wieder ein.

    Kurz nach elf werde ich wieder wach und sofort wird mir mein Elend wieder bewusst. Ausgeschlafen bin ich auch nicht, das wird man mir sofort ansehen, dass ich durchgemacht habe. Beschissen werde ich aussehen! Ist jetzt Schluss? Ist es zwischen Jan und mir vorbei? Das kann nicht sein. Das darf einfach nicht sein. In der Küche höre ich Teller klappern. Mats sieht erstaunt auf, als ich frisch geduscht die Küche betrete. Arne würdigt mich keines Blicks, was mich nicht weiter kratzt. Ich hatte sowieso nicht vor, mit ihm intim zu werden. „Du?", fragt Mats, „ich dachte, du bist bei deinem Jan?" Ich nehme mir eine Tasse aus dem Schrank und schenke mir Kaffee ein. Arne rückt demonstrativ ab von mir, worauf ich ihm einen genervten Blick zukommen lasse. „Krise", sage ich nur.

„Scheiße", sagt Mats und beißt mit Appetit in sein Brot. Ich krieg' nichts runter jetzt, obwohl ich Hunger verspüre. Arne rührt auch bloß in seiner Tasse rum.
„Ich fahr' heute schon zurück", sagt er da. Was will der denn?

„Wann kommst du?", fragt er Mats.

„Wenn ich was gefunden habe", sagt Mats und nimmt sich schon die zweite Schnitte. Mir fällt ein, dass Mats schon immer unheimlich viel essen konnte. Franziska hatte sich damals gewundert, wo unsere Nahrungsmittel blieben und sie hatte mich allen Ernstes schon im Verdacht, eine Freß- Brech-Sucht zu entwickeln. Wie heißt es doch gleich? Bu- limie. Klar, wo ich doch so leidenschaftlich gern kotze! Über was reden die eigentlich gerade? „Was gefunden?", frage ich.
„'Eine Wohnung ... hab' ich dir gestern gar nicht erzählt", sagt Mats undeutlich mit vollem Mund, und ich denke „haben wir überhaupt

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