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Olympiareife Nummern

Olympiareife Nummern

Titel: Olympiareife Nummern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Meissner-Johnannknecht
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es mich, „sie weiß es ..."
    „Du mieser Kerl", sagt sie leise zu mir, „ausgerechnet Patrick!" Dann sieht sie Jan an.

    „Was hab' ich gerade gehört? Du und ... Herr Kruse?" Sie schüttelt fassungslos den Kopf. „Ich glaub's nicht, ich glaub's echt nicht ... mein Gott ... seid ihr denn komplett verrückt geworden? Was ist denn bloß mit euch los? Was macht ihr denn für eine Scheiße? Oh, Mann! Ich hasse euch alle beide!" Ihre Stimme ist während ihrer Rede immer lauter geworden, das Letzte schreit sie, dann rennt sie raus und schlägt die Tür mit voller Wucht zu, sodass die Gläser im Schrank klirren.
    Jan murmelt „oh, Gott", und setzt sich hin. Dann sieht er auf.
    „Was hat sie damit gemeint?", fragt er und guckt mich misstrauisch an. Jetzt kann auch alles auf den Tisch. „Ich habe Patrick gefickt", sage ich und bin selbst erstaunt, wie kalt meine Stimme klingt, „außerdem hab ich's noch mit 'ner französischen Studentin getrieben (das französische' lässt alles noch ein bisschen verruchter klingen, finde ich)... ja, da staunst du, was? Und die letzte Nacht habe ich mit Mats verbracht."

    Ich darf gar nicht dran denken ... bin total wundgescheuert. So. Das war's. Finita. Reicht ja auch für's Erste. „Mit Mats?", fragt er und schluckt. Er sieht auf einmal richtig geschockt aus.

    „Ja ... der ist gerade in Hamburg ... in der WG", sage ich und tu so, als ob's draußen was Interessantes zu sehen gäbe. (Dabei ist mir alles scheißegal. Selbst ein T-Rex im Garten wäre mir jetzt schnuppe). Arne zu erwähnen wäre im übrigen so überflüssig wie ein Kropf.
    „Und Patrick? Katharinas Freund? Diesen Jungen? Mit dem hast du auch ... ?" Jans Stimme klingt erschüttert, was ich ihm nicht mal verdenken kann.
    „Er ist achtzehn", sage ich, „und er wollte mal ausprobieren, wie's mit 'nem Typen ist, da hab' ich ihn eingeritten!", sage ich rüde. Geschmacklos diese Bemerkung, ich weiß, aber ist doch sowieso alles egal jetzt. Jan lacht freudlos auf. „Klar! Und das ist ja wohl genau das Richtige für dich gewesen, verstehe ..." Er schüttelt den Kopf. Seine Selbstgefälligkeit macht mich wütend.
    „Aber du! Deine Geschichte soll ich akzeptieren, ja? Die ist ehrbarer oder was? Ich weiß nicht, was schlimmer für Katharina ist - ich glaube aber, das nimmt sich beides nichts!"
    Verdammt, was passiert bloß mit uns? Was machen wir hier nur? Ich hab'mit einem Mal eine Wahnsinnsangst, dass unsere Beziehung den Bach runter gehen wird ... dass es nie wieder so sein wird wie vorher ... dass vielleicht alles aus ist zwischen uns nach diesem chaotischen Morgen. Warum bin ich bloß hierher gefahren?

    Jan sieht mich nicht an, er hat seinen Kopf in die aufgestellten Hände gestützt und starrt auf die Tischplatte. „Ich glaube, es ist besser, du gehst jetzt", sagt er leise und es klingt furchtbar traurig.

Ich schlucke runter, was ich auf den Lippen habe und gehe raus. Arnie sieht mich hoffnungsvoll an. Der arme Hund hat sich während unseres Streits sowieso klammheimlich auf den Flur verzogen, weil er nicht kapiert, was auf einmal mit uns los ist.
„Ach, Arnie", sage ich leise, „ich kann jetzt nicht mit dir rausgehen ..." Vielleicht nie mehr. Er leckt meine Hand. Ich gehe in mein Zimmer, um ein paar Sachen einzupacken. Er trottet hinterher. Mir ist völlig gleich, was ich mitnehme. Werfe einfach alles, was ich sehe, in meine Sporttasche. Ich krieg sowieso nicht alles mit... ich werde mindestens zweimal fahren müssen, um alles wegzubringen. „Aber das ist hier doch mein Zuhause", denke ich verzweifelt, „wir gehören doch zusammen, Jan und ich!" Oder etwa nicht?

Vor der Haustür halte ich inne.

„Katharina", denke ich und sehe die Treppe hoch. Sie wird nicht mit mir reden wollen. Nicht jetzt. „Es tut mir leid", sage ich in Gedanken zu ihr, obwohl sie's nicht hören kann. Verdammt späte Reue. Ich verlasse das Haus schon zum zweiten Mal mit dem Gefühl, nicht mehr wieder zu kommen. Letztes Jahr ging ich allerdings in dem Wissen, dass Jan mich liebt.
Diesmal weiß ich überhaupt nichts und das macht mir echt Angst. Plötzlich wünsche ich mir, dass er mich vorhin doch geschlagen hätte ... lieber ein blaues Auge von ihm als sein unendlich traurig hingehauchtes „ich glaube, es ist besser du gehst jetzt". Es klang so ausweglos und - endgültig. Oh, Shit.

    Jan

    Sie öffnet nicht, aber ich habe auch nicht wirklich ernsthaft damit gerechnet. Ich rede durch die Tür. „Bitte, Katharina ... ich kann ja

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