Olympiareife Nummern
miteinander geredet?" Ach ja, doch, über versaute Bücher!
„Ich wechsele nach Hamburg, weil ich hier für einen Verlag Übersetzungen machen soll ... und wenn ich mit dem Studium fertig bin, übernehmen sie mich vielleicht." Na, das ist ja 'n Ding!
„Echt?", frage ich, „Mensch, Mats - das ist ja toll! Und, gefällt es dir?"
„Absolut", sagt er, „genau das, was ich machen wollte!" Mats nimmt die dritte Schnitte. Mein Mats in Hamburg!
„Das Zimmer ist frei", sage ich, „Uli hat bestimmt nichts dagegen." Garantiert nicht. Wenn der Mats erst mal sieht...! Ich kann's mir lebhaft vorstellen. Er wird förmlich aus dem Häuschen sein und Dietlinde wird dann auch ständig hier rumschleichen. Und ich? Werde ich dann ebenfalls wieder hier wohnen?
Mit Mats in einer Wohnung? Was soll das geben? Ich kann ihn ja echt gut ab, meinen Mats! Und die letzte Nacht war schon ein Erlebnis für sich, aber ... „Ich wollte ihn bloß noch einmal gehabt haben", denke ich, „das waren wir uns schuldig ..." Verstohlen sehe ich ihn an und stelle plötzlich verblüfft fest, dass ich ihn nur gern habe. Mein Herz bleibt ganz ruhig und gelassen bei dem Gedanken, dass er hierher zieht.
„Ehrlich? War' natürlich toll, es so lange nutzen zu können, bis ich 'ne Wohnung gefunden habe", sagt er kauend, „ich bin nämlich überhaupt kein WG-Typ!" Er sieht in den Brotkorb und ringt mit sich. „Na, eine noch", sagt er gutgelaunt. Fresssack. Nach dem Frühstück bringt Mats den Schnösel Arne zum Zug und leiht sich dafür meinen Golf. Der hat doch noch nicht mal ,Tschüss' gesagt, dieser Stiesel! Unfreundliche Leute gibt's!
Ich hänge mich derweil ans Telefon. Patrick hat sein Handy ausgestellt, dieser Vollidiot, also spreche ich ihm auf die Mailbox, dass er mich unbedingt anrufen soll. (Ich muss ihm schließlich noch gehörig meine Meinung geigen! Wie kommt der beknackte Trottel bloß dazu, unser Techtelmechtel Katharina zu beichten? Wie kann man nur so blöd sein?) Mats kommt zurück und hat einen Packen Zeitungen dabei, in die er gleich wegen 'ner Wohnung guckt. „Manchmal hat man ja Schwein", sagt er und wie er da so zufrieden auf dem Teppich hockt und die Zeitungen ausbreitet, stelle ich erneut fest, dass ich nicht in ihn verliebt bin. Letztes Jahr war ich ehrlich gesagt ein bisschen verschossen in ihn und als ich ihn gestern wiedersah, da dachte ich schon, ich müsste aufpassen ... Und dann letzte Nacht... Himmel, was für akrobatische Übungen! Nee, ehrlich, es hat wirklich irre Spaß gemacht und ich hab selten so gelacht beim Vögeln - wir konnten aber auch mit dem Auffrischen unserer verrückten Erinnerungen nicht aufhören ... jetzt jedoch bei Tageslicht und hellwach im Kopf, empfinde ich für ihn nur Sympathie.
Okay, sehr viel Sympathie ... er sieht aber auch einfach zu gut aus, als dass man ihn nicht mögen könnte, aber ... Ich sehe Jan vor mir und da zieht's im Herzen. „Wieder was gelernt über Nick", denke ich verwundert. „Ich muss noch mal weg", sage ich ihm, „nachher bin ich aber wieder da und vielleicht sehen wir uns auch heute Abend!" Er begleitet mich zur Wohnungstür. „Das wird schon wieder mit deinem Jan", sagt er tröstend und da weiß ich, dass es ihm mit mir genauso geht und das erleichtert mich ungemein. Mir fällt regelrecht ein Stein vom Herzen. Wir nehmen uns in den Arm und grinsen uns an.
„Tschüss, mein Kleiner", sagt Mats liebevoll und zwinkert. Wie gesagt, er darf das.
Jan
Ich dusche und danach schreibe ich Katharina einen Brief. „Liebe Katharina!
Als du gestern Abend mit Patrick weggingst, kamst du mir plötzlich ganz erwachsen vor. Ich bin erwachsen - aber das hindert mich leider nicht daran, Fehler zu begehen. Nick und ich haben ziemlich viele Fehler in der letzten Woche gemacht und wir werden Zeit brauchen, das alles zu verarbeiten. Ich kann mir eigentlich nur wünschen, dass du die Achtung vor uns nicht völlig verloren hast ... Aber da ich auch nichts rückgängig machen kann - ebenso wenig wie Nick - werde ich auch mit allen Konsequenzen dazu stehen, was auch immer das für unsere gemeinsame Zukunft bedeutet ... Ich liebe dich. Jan."
Ich kriege nur einen Apfel runter und fahre zur Arbeit. Heute bin ich froh, dass Frau Fricke nicht da ist.
Nick
Es ist immer noch ungewohnt für mich, dass Franziska zu Norbert gezogen ist und nicht mehr in der Nachtschicht arbeitet. Sie hat jetzt eine Halbtagsstelle und es geht ihr richtig gut. Sonst würde ich sie auch nicht mit meinem
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